Was wäre, wenn man das nicht ganz perfekte Ende seines Lieblingsbuches einfach umschreiben könnte – oder sich selbst als Heldin in das Lieblingsbuch seines Schwarmes hinein? Emily kann das. Sie hat in einem magischen Raum hinter einem Gemälde in einer kleinen Bibliothek eine goldene Schreibmaschine gefunden. Mit der kann sie jedes Buch der Welt umschreiben. Das ist die Geschichte von Schriftsteller Carsten Henns neuem Kinderbuch «Die goldene Schreibmaschine», das im Hamburger Oetinger-Verlag erschienen ist.
Damit lockt Henn die Leser erneut in eine Welt, in der Bücher viel verändern können. Zuvor hatte er mit «Der Buchspazierer» die Macht von guter Lektüre wirken lassen. Das Buch wurde zum Bestseller, mit Christoph Maria Herbst in der Hauptrolle verfilmt und kommt nun in die Kinos.
In «Die goldene Schreibmaschine» ist Emily zunächst nicht klar, dass sie mit ihren Korrekturen auch in der Welt Dinge verändert. So ändern sich plötzlich die Leben der Autorinnen und Autoren, Leser handeln nach der neuen Lektüre anders als zuvor. Als Emily das realisiert, schreibt sie – nicht ganz uneigennützig – die Lieblingsbücher ihrer Freunde, Feinde und Wegbegleiter um. Das hat fatale Auswirkungen.
Doch damit nicht genug. Gleichzeitig muss sie sich den Gemeinheiten ihres fiesen und machthungrigen Lehrers stellen, der zudem auf der Suche nach dem geheimen Raum und der goldenen Schreibmaschine ist.
Liebeserklärung an wegweisende Bücher
Das Buch für Kinder ab zehn Jahren ist eine kleine Liebeserklärung an Bücher, die wegweisend sein können. Also an nachhallende Lieblingsbücher aus Kinder- und Jugendtagen. An die Bücher, in denen Superhelden zu Vorbildern und mutige Randfiguren zu heimlichen Freunden wurden. Es geht um Freundschaft, Zugehörigkeit, Fantasie und darum, dass nicht alles perfekt sein muss. Im Gegenteil.
Die Idee, mit Büchern Welten zu verändern, ist natürlich nicht neu. Michael Ende hat es in «Die unendliche Geschichte» getan, Cornelia Funke in ihrer «Tintenwelt»-Trilogie. Das Thema ist so alt wie faszinierend. Und Henn versteht es, die Leser in die Welt der goldenen Schreibmaschine quasi einzusaugen.
Man rauscht mit Emily durch die Veränderungen, die sie ohne groß darüber nachzudenken herbeischreibt. Ein ums andere Mal möchte man sie dabei am liebsten kräftig schütteln. Am Ende findet sie einen charmanten Weg, um die Welt wieder in Ordnung zu bringen. Man bekommt nach der Lektüre direkt Lust, sich in einen gemütlichen Bibliothekssessel zu kuscheln und noch mehr zu lesen.