Selbständigkeit: Wo es Fördermittel gibt und was Franchise bringen kann

Für Selbständige gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten
Für Selbständige gibt es verschiedene Fördermöglichkeiten, ©deagreez - stock.adobe.com

Um in die Selbständigkeit zu starten, gibt es viele Konzepte und Fördermöglichkeiten. Die wichtigsten Fördertöpfe und das Franchise-Konzept im Überblick.

Von Sabine Hildebrandt-Woeckel

Eva Martini unterstützt als Business Coach Selbstständige und solche, die es werden wollen, bei Marketing- und Business-Development Themen. Dazu gehört auch das Thema Franchise, das sie gleichzeitig aus eigenem Erleben kennt. Außerdem ist sie als Karriere- und Personalberaterin tätig.

Courage: Können Sie in einem Satz erklären, was Franchise bedeutet?

Eva Martini: Ganz einfach formuliert, würde ich sagen: Franchisenehmer sind selbstständig, aber nicht alleine. Oder konkreter: Beim Franchise nutzen Neuunternehmer ein etabliertes Geschäftskonzept und zahlen dafür Gebühren.

Und was hat man oder frau davon?

Da lassen sich mehrere Pluspunkte aufzählen. Dabei vielleicht einer der wichtigsten: Franchise verkürzt die Anlaufphase, denn es gibt ja bereits ein fertiges Konzept, das sich am Markt bewährt hat. Zudem helfen viele Franchisegeber bei der Finanzierungsvorbereitung, beispielsweise indem sie Zahlenmaterial oder sogar Musterbusinesspläne zur Verfügung stellen. Man muss also wenig Kaffeesatz lesen.

Aber kostenlos gibt es diese Hilfestellungen ja nicht …

Nein, es gibt Einstiegsgebühren, die zumeist in einer Bandbreite zwischen 5.000 und 50.000 Euro liegen. Und dann kommen noch die laufenden Gebühren dazu, die ebenfalls sehr unterschiedlich sein können.

Welche laufende Unterstützung bekomme ich denn dafür?

Wie gesagt, frau ist nicht wirklich alleine, sondern hat eine Zentrale im Hintergrund, von der wichtige Aufgaben übernommen werden, die sie dann nicht mehr belasten. So gibt es bereits eine einheitliche CI, gemeinsame Werbung, erprobte Vertriebswege etc. Und was ich auch ganz wichtig finde, ist, Franchisenehmerinnen haben Kollegen, mit denen sie sich austauschen können.

Gibt es denn tatsächlich auch Franchisekonzepte für Soloselbständige?

Der Deutsche Franchiseverband zählt aktuell 930 Systeme auf, darunter ganz große und bekannte wie McDonald’s oder Fressnapf, aber auch ganz viele kleine. Oft geht es dabei um Beratung, Business Coaching oder Training, oft auch im B2B-Bereich. Solche Franchisenehmer können bei guten Umsätzen auch dauerhaft solo bleiben.

Und außerhalb der Unternehmensberatung? Gibt es da auch was?

Ja, beispielsweise im Fitnessbereich die kleinen Microstudios von Bodystreet. Auch die bekannten Nachhilfeinstitute Studienkreis oder Schülerhilfe sind Franchisenehmer, die in der Regel nur mit Honorarkräften arbeiten. Ebenso die Konzepte im Umfeld der Seniorenbetreuung wie Promedica oder Home Instead. Im Einzelhandel ist Jacques Weindepot, ein Laden, der auch solo oder mit studentischen Aushilfen etc. betrieben werden kann.

Braucht man immer ein Büro oder ein Ladengeschäft?

Nein, es gibt auch Konzepte ohne Standorte wie Modemobil oder den Frühstücksservice Morgengold, der zudem vormittags betrieben werden kann, also auch gut für Mütter geeignet ist.

Aber ist es nicht auch langweilig, wenn alles schon vorgegeben ist?

Ja, was einerseits ein Vorteil ist, hat natürlich auch eine andere Seite. Wem es beim Wunsch nach Selbstständigkeit darum geht, keine Vorschriften zu haben und die eigene Kreativität auszuleben, für den ist Franchise wohl eher nichts. Aber es gibt hier auch große Unterschiede zwischen den Systemen, bei manchen ist alles vorgegeben, bei anderen gibt es nur einen Rahmen.

Wer fördert mich?

Insgesamt gibt es rund 1.000 Fördermittel für Gründer. Hier die wichtigsten, wenn es um Soloselbständigkeit geht:

  • Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein für Gründer
    Wer sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig machen will, kann kostenlos verschiedene Beratungsprogramme rund um alle Gründungsfragen in Anspruch nehmen.
    Zu beantragen über die Agentur für Arbeit.
  • Gründungszuschuss
    Wer ALG1 bekommt, wird bei der Existenzgründung zudem durch den sogenannten Gründungszuschuss unterstützt. Voraussetzung sind 150 Tage Restanspruch auf ALG 1 und persönliche Eignung. Gezahlt wird sechs Monate lang ein Zuschuss in Höhe des zuvor gezahlten Arbeitslosengeldes zuzüglich 300 Euro für die soziale Absicherung. Danach kann für weitere neun Monate noch der Zuschuss von 300 Euro beantragt werden. Je nach Höhe des Arbeitslosengeldes kann so immerhin eine Unterstützung von 10.000 bis 20.000 Euro zustande kommen.
    Zu beantragen über die Agentur für Arbeit.
  • KfW-Fördermittel für Existenzgründer
    Kredite für Neugründungen mit höherem Finanzbedarf.
    Eine Übersicht gibt es unter www.kfw.de
  • Förderung unternehmerischen Know-hows
    Kann erst nach erfolgter Gründung beantragt werden. Bei jungen Unternehmen werden Beratungshonorare bis 4.000 Euro gefördert. Der Zuschuss beträgt je nach Wohnort 50 bis 80 Prozent.
    Details unter www.bafa.de
  • Mikromezzaninfond Deutschland
    Richtet sich unter anderem gezielt an Gründerinnen und Unternehmerinnen und stellt Eigenkapital bis 75.000 Euro zur Verfügung.
    Infos unter www.mikromezzaninfonds-deutschland.de
  • Leistungen der Bundesländer
    Fast alle Bundesländer gewähren zusätzliche Zuschüsse und Kredite. Eine Übersicht gibt es hier: www.deutschland-startet.de/foerdermittel/
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