Sky-Programmchefin Elke Walthelm: „Es gibt kein vorgefertigtes Karriere-Rezept”

Elke Walthelm, Executive Vice President Content und Mitglied der Geschäftsführung von Sky Deutschland
Elke Walthelm, Executive Vice President Content und Mitglied der Geschäftsführung von Sky Deutschland, ©Sky

Streaming von Serien und Co. wird immer beliebter. Wir haben mit Elke Walthelm, Executive Vice President Content und Mitglied der Geschäftsführung von Sky Deutschland darüber gesprochen. Wie man in der umkämpften Branche vorankommt, nach welchen Kriterien Produktionen ausgesucht werden und wie Sky den Themen Inklusion und Diversity Rechnung trägt, verrät sie im Interview.

courage-lounge.de: Welche Serie haben Sie zuletzt gesehen? 

Elke Walthelm: Da muss ich als absoluter Serienjunkie mindestens drei nennen: „Drift – Partners in Crime”, „The Last of Us“ und „Der Schwarm“. Sehr unterschiedliche Themen, alle faszinierend.

Wie kommt man in der Film- und Fernsehbranche, die ja als hartes Pflaster bekannt ist, voran? 

Mit positiver Energie, Spaß daran, etwas zu bewegen, der Fähigkeit, ein gutes Netzwerk aufzubauen und der nötigen Resilienz. Das sind für mich die wichtigsten Zutaten, aber ein vorgefertigtes Karriere-Rezept gibt es natürlich nicht. Grundsätzlich gilt: Je offener und flexibler man unterwegs ist, umso besser. Ein wacher Blick für neue Möglichkeiten und Mut, sich aus der eigenen ‚Comfort Zone‘ zu begeben sind essenziell, um persönlich zu wachsen, sich weiterzuentwickeln und gesehen zu werden. Übrigens muss es nicht immer nur steil nach oben gehen. Im Gegenteil. Auch mal eine Abzweigung zu nehmen oder einen Zwischenstopp einzulegen, kann ich nur empfehlen. Ein Faktor ist allerdings bei allem unabdingbar: Liebe, was du tust!

Und was genau sind Ihre Aufgaben als Programmchefin? 

Ich habe einen Traumjob: Ich darf den ganzen Tag streamen und fernsehen! Schön wäre es, aber ganz stimmt das so natürlich nicht. Kurz gefasst ist es meine Aufgabe, unsere Business-Strategie für Sky und WOW in eine erfolgreiche Programmstrategie umzusetzen. Dazu gehört eine sehr spannende Bandbreite an Aspekten, wie etwa die Frage, was wir investieren, welches die richtigen Partner für uns sind, was wir an Inhalten einkaufen, welche Stoffe wir mit unseren Sky Originals selbst produzieren, wie wir uns im Wettbewerb positionieren. All das mache ich gemeinsam mit meinem Team. Hier ist es meine Rolle, alle so einzubinden, dass wir die richtigen Entscheidungen treffen und alle so zu motivieren, dass sie sich voll einbringen und wir gemeinsam neue Ideen entwickeln. Im Mittelpunkt bei allem, was wir tun, steht dabei immer die Herausforderung, wie wir ein Gesamt-Angebot schaffen, das genau das Richtige für unsere Kunden bietet und das wir gleichzeitig für Interessenten so attraktiv gestalten, dass sie zu uns kommen – und dann auch gerne bleiben.

Wie sieht ein typischer Tag in diesem Beruf aus? 

So etwas wie einen typischen Tag gibt es nicht, denn meistens kommt doch alles anders als geplant. So viel kann ich aber sagen: Es gibt Phasen, in denen ich mehr im Büro bin und mich viel mit Kollegen austausche, dann wieder reise ich häufiger innerhalb Deutschlands und auch international, um Geschäftspartner oder andere Stakeholder zu treffen. Und manchmal versuche ich im Home-Office Projekte und Strategien in Ruhe durchzudenken oder einfach auch mal Dinge abzuarbeiten. Zudem spielt für mich Networking eine große Rolle, das bedeutet, oft abends oder am Wochenende unterwegs zu sein. Es ist auf jeden Fall alles andere als ein „9 to 5“-Job. Aber das wäre auch nichts für mich.

Apropos Austausch mit den Kollegen: Wie kann ich mir Ihr Team vorstellen?

Ich habe mit insgesamt über 100 Kollegen ein großartiges Team, in dem alle für eines brennen: Tollen Content auf die Bildschirme unserer Kunden zu zaubern. Wir sind nicht nur in puncto Verhältnis von Frauen zu Männern – mit einem etwas stärkeren Frauenanteil – recht ausgewogen aufgestellt, sondern mit insgesamt sieben verschiedenen Nationalitäten im Team auch ziemlich international. Die Aufgaben sind dabei sehr vielfältig: Das reicht von der Entwicklung und Umsetzung unserer Programmstrategie über Einkauf und Verbreitung von Inhalten bis hin zur Konzeption und Verwirklichung unserer eigenen Produktionen mit den Sky Studios.

Stichwort Vielfalt: Wie finden Diversity und Inklusion in heutigen TV- und Filmproduktionen statt? 

Die Themen stehen inzwischen glücklicherweise viel stärker im Fokus des allgemeinen gesellschaftlichen Diskurses. Entsprechend nimmt auch die Abbildung von Diversity und Inklusion bei Produktionen zu. Beides befindet sich in unserem Haus schon seit einiger Zeit weit oben auf der Agenda. Nehmen Sie den Frauensport, dem wir eine immer größere Bühne geben, zum Beispiel mit unseren Expertinnen der Bundesliga-Topspiele Julia Simic und Tabea Kemme. Es passiert aber auch richtig viel hinter der Kamera. Wir nutzen zudem unsere Reichweite, um Themenschwerpunkte wie kürzlich den Weltfrauentag aufmerksamkeitsstark zu begleiten. Bei Inhalten, die wir einkaufen, legen wir einen stärkeren Fokus auf Vielfalt – das ist bei Sky Originals natürlich noch besser steuerbar.

Haben Sie dafür Beispiele?

Bei unserer kommenden Serie „Tender Hearts“ war beispielsweise das ganze Produktionsteam weiblich. In „Das Boot“ thematisierte ein Handlungsstrang wiederum die Liebe zweier Frauen. Und unsere aktuelle Sky Original Doku „Her Story“ zeigt geballte Frauenpower.

Man hat das Gefühl, dass Serien und Filme im Streamingzeitalter hochfrequent, wie am Fließband produziert werden – trotz Energiekrise und dem Drang nach Nachhaltigkeit. Wie trägt Sky dem Rechnung? 

Da rennen Sie bei uns offene Türen ein! Als Sky Gruppe haben wir uns insgesamt ein klares Ziel gesetzt: Bis 2030 wollen wir bei Netto-Null-CO2-Emissionen sein. So nachhaltig wie möglich zu produzieren, liegt uns also sehr am Herzen – und wir treiben das Thema seit Jahren mit vielen verschiedenen Maßnahmen aktiv voran, vor allem bei unseren Sky Originals, aber auch im Sport. Ein wenig stolz bin ich, dass Sky beim Thema ‚Green Production‘ eine Vorreiterrolle in Deutschland einnimmt und sich inzwischen in der ganzen Branche richtig viel bewegt. Gerade erst haben wir zusammen mit Constantin Dokumentation für die Doku „22. Juli – Die Schüsse von München“ mit dem „Eisvogel“ den Preis für nachhaltige Filmproduktion erhalten. Eine tolle Anerkennung und definitiv Ansporn für mehr.

Wie wird festgelegt, welche Produktionen umgesetzt werden und welche nicht? 

Es wäre zu schön, wenn es dafür eine einfache Checkliste gäbe. In der Realität ist es ein sehr komplexes Unterfangen, es geht ja um große Projekte mit oft riesigen Budgets. Es kommen aber einige entscheidende Fragestellungen zum Tragen: Ist es eine packende Story mit überzeugenden Charakteren? Entspricht sie unserem hohen Qualitätsanspruch? Hat sie eine ‚Stickiness ‘, sprich: bleiben die Zuschauer dran und fiebern auf die nächste Folge hin? Hat die Geschichte eine ‚Talkability‘ – also das Potenzial, dass man viel darüber spricht? Wenn wir hier Haken setzen können, sind die Chancen für eine Umsetzung sehr gut. Zu guter Letzt kommt dann immer noch ein Quantum ‚richtiges Bauchgefühl‘ dazu.

Noch kurz allgemein zur Streamingbranche: Es kommen immer mehr Anbieter auf den Markt. Mit einigen von ihnen pflegt Sky sogar Partnerschaften. Wohin bewegt sich der TV- und Streamingmarkt?  

Wir sind in der Tat sogenannte „Frenemies“, also ein guter Mix zwischen Partnern und Wettbewerbern, und damit fühlen wir uns sehr wohl. Der Markt wird immer fragmentierter und bleibt unglaublich dynamisch, mit großer Anbietervielfalt und enormem Produktionsvolumen. Das bedeutet einerseits tolle Auswahl, andererseits ein oft schwer durchdringbares Dickicht an Inhalten. Unsere Antwort heißt Sky Q und WOW: alles bequem unter einem Dach gebündelt oder einfaches, flexibles Streaming mit einem breiten Portfolio an Content – je nach Vorliebe.

Können wir uns demnächst auf einen neuen Serienhit von Sky freuen? 

Immer! Wir werden dieses Jahr rund 60 Sky Originals allein in Deutschland zeigen. Also lassen Sie mich wieder mindestens drei nennen: „Tender Hearts“, die dritte Staffel von „Der Pass“ und die Doku über den ehemaligen spanischen König Juan Carlos.

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