So (un)frei ist die Presse

Trump krempelt die Regeln um - und die Korrespondenten-Vereinigung warnt vor einer Bedrohung der Pressefreiheit.
Foto: Uncredited/Pool/AP/dpa

Die weltweite Pressefreiheit ist auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Das belegt der Press Freedom Index 2025 von Reporter ohne Grenzen (RSF): In 90 von 180 Ländern ist die Lage für Journalist:innen „schwierig“ oder „sehr ernst“. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in repressiven Medienumgebungen. Nur sieben Länder, allesamt in Europa, schneiden „gut“ ab. Deutschland verliert einen Rang und belegt nun Platz 11.

Als Haupttreiber für diesen Abwärtstrend nennt RSF neben wachsendem Autoritarismus vor allem ökonomischen Druck. „Wenn Medien finanziell ausgetrocknet werden, wer deckt dann Desinformation auf?“, fragt RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. Tatsächlich können Medien in 160 Ländern kaum stabil wirtschaften; viele Redaktionen mussten 2024 schließen. Besonders problematisch: Die Machtkonzentration in den Händen weniger Eigentümer und die marktbeherrschende Stellung von Tech-Giganten, die Werbeeinnahmen abschöpfen. Staaten wie Ungarn mischen sich durch die gezielte Vergabe von Anzeigen aktiv in die Berichterstattung ein.

Deutschland sieht sich wachsenden Herausforderungen gegenüber: Journalist:innen berichten von Bedrohungen, vor allem aus rechtsextremen Kreisen, und hohen Hürden bei der Berichterstattung etwa zum Nahostkonflikt. Auch wirtschaftlich stehen viele Redaktionen unter Druck. In anderen Weltregionen ist die Lage teils dramatisch. Mexiko bleibt das gefährlichste Land für Medien außerhalb von Kriegsgebieten. In den USA verschärft die Trump-Regierung ihre Angriffe auf kritische Berichterstattung. In Gaza starben fast 200 Journalist:innen, in China sitzen über 100 Medienschaffende in Haft. RSF fordert daher nicht nur mehr Schutz für Journalistinnen, sondern auch gezielte Förderprogramme zur wirtschaftlichen Stärkung unabhängiger Medien weltweit.

Als positives Beispiel für Pressefreiheit gilt seit Jahren Norwegen. Obwohl die Konditionen für Journalist:innen bereits vorbildlich waren, hat die Regierung 2022 zudem eine Kommission ins Leben gerufen, welche die Ausbreitung von Fake News und Hate Speech im Internet hemmen soll. Des Weiteren soll sie die Rolle der Presse als unabhängiges Überwachungsorgan schützen. Also im engeren Sinne beispielsweise das Aufdecken von Korruption erleichtern. Zu den Ländern, in denen die Pressefreiheit am stärksten eingeschränkt wird, gehören vor allem Länder aus Asien, dem Nahen bis Mittleren Osten und Nordafrika. China (178), Nordkorea (179) und Eritrea (180) bilden die Schlusslichter des diesjährigen Rankings. (Quelle: Statista/cw)

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