Sie sind die Allrounder, wenn es um den Vermögensaufbau geht – lohnen sich schon mit kleinem Geld, disziplinieren zur regelmäßigen Investition und sind megaflexibel. Alles, was ihr über Sparpläne wissen müsst
von Jessica Schwarzer
Aktien sind nur etwas für Reiche? Das ist ein weitverbreitetes Vorurteil. Es braucht nämlich gar kein großes Vermögen, um an der Börse zu investieren. Im Gegenteil: Schon mit kleinen, zweistelligen Beträgen kann es losgehen. Und zwar per Sparplan. Je nach Bank oder Broker sind dafür meist nicht mehr als zehn bis 50 Euro monatlich nötig. Sie denken, das lohnt sich nicht? Nun, Aktien bieten langfristig eine durchschnittliche Rendite von sechs bis acht Prozent. Angenommen also, Sie zahlen über 30 Jahre monatlich 50 Euro in einen ETF-Sparplan ein und erzielen damit eine Rendite von sieben Prozent, dann haben Sie vor Steuern am Ende über 58.000 Euro auf dem Konto. Das ist mehr als dreimal so viel, wie Sie eingezahlt haben (18.000 Euro).
Mit Sparplänen investieren Anlegerinnen regelmäßig an den Finanzmärkten. So können sie Schritt für Schritt ein kleines oder größeres Vermögen aufbauen und genießen dabei mehrere Vorteile. Denn mit Sparplänen bleiben sie sehr flexibel, die Sparraten können jederzeit nach oben oder unten angepasst oder ausgesetzt werden. Das ist gerade wegen des langen Zeithorizonts wichtig. Jobverlust, Gehaltserhöhung, eine Scheidung oder ein Immobilienkauf: In 20 oder 30 Jahren kann viel passieren. Solche Ereignisse beeinflussen die monatlich verfügbare Sparrate womöglich enorm.
Keine Grübelei über Einstiegszeitpunkt
Auch die Profis empfehlen das Anlegen in Raten. „Der einfache Einstieg in den Aktienmarkt und das automatische Investieren über Sparpläne fördern die Spardisziplin“, sagt Ania Scholz von der FMH-Finanzberatung. Und Corinna Schütz, Vorständin des Vermögensverwalters Do Investment, meint: „Selbst mit wenig Basiswissen über die Börse und ohne sich ständig um die Anlage kümmern zu müssen, können Anlegerinnen mit Sparplänen auf verschiedene Anlageklassen setzen.“ Wer regelmäßig investiert, muss sich auch keine Gedanken über den günstigsten Einstiegszeitpunkt machen. Den erwischt man ohnehin so gut wie nie. Besser ist es daher, einfach regelmäßig zu kaufen.
Aber Sparplan ist nicht gleich Sparplan. Bespart werden können ETFs, Fonds, Zertifikate und Aktien. Wir stellen die vier Varianten vor. Wie bei jeder Anlage sind auch hier die Kosten entscheidend, denn sie schlagen direkt auf die Rendite durch. Einige Broker bieten Sparpläne zum Nulltarif an. Da kann sich auch mal ein Depotwechsel lohnen. Auch wenn das Nulltarifangebot aufgrund einer EU-Verordnung vielleicht nicht mehr ewig währt.
ETFS
ETFs sind gerade bei Börseneinsteigerinnen sehr beliebt. Zu Recht. Die Papiere vollziehen die Wertentwicklung eines Börsenindex nach, etwa des DAX oder des Weltaktienbarometers MSCI World. Die Palette ist groß: Es gibt ETFs auf Länder, Regionen, Branchen und Themen. Dabei sind die Verwaltungskosten deutlich geringer als bei aktiv gemanagten Fonds (siehe unten). „Das begünstigt die Renditeaussichten“, sagt Vermögensverwalterin Schütz. „Im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds können ETFs wegen des festen Indexbezugs allerdings immer nur so gut laufen wie der Markt.“ Ein sogenannte Überrendite durch geschickte Aktienauswahl, im Börsensprech Outperformance genannt, erzielt man damit nie. Allerdings schaffen das langfristig auch nur sehr wenige aktive Fonds.
Je nach zugrunde liegendem Index können in einem ETF sehr viele Aktien stecken. Beim MSCI World sind es zum Beispiel 1513. „Man kann also guten Gewissens mit einer ETF-Position beginnen und hat trotzdem eine gute Risikostreuung“, sagt Lisa Hassenzahl, Vermögensverwalterin und Gründerin von Her Family Office. Oft ist die Risikostreuung – Fachleute sprechen hier auch von Diversifikation – in den ETFs noch größer als bei aktiven Fonds. Je spezieller die Anlageklasse allerdings ist, desto geringer wird die Diversifikation. Davon sind vor allem Branchen-, Themen- und Länder-ETFs betroffen.
Bei den meisten Banken sind ETF-Sparpläne ab 25 Euro pro Monat möglich, vereinzelt sogar ab einem Euro. Wichtig ist, auf die Kosten für die Ausführung des Sparplans zu achten. Im Optimalfall liegen sie bei null, denn einige Banken und Broker bieten die ETF-Sparpläne mittlerweile komplett kostenfrei an.
Fonds
Eine breite Risikostreuung bieten auch Fonds-Sparpläne. Ein Fonds hält Dutzende, manchmal Hunderte Aktien. Somit ist ein Fonds-Sparplan eine gute Basisanlage, um Vermögen aufzubauen. „Fonds-Sparpläne sind wie ETF-Sparpläne die absolute Empfehlung für Einsteigerinnen und Einsteiger“, sagt Vermögensverwalterin Hassenzahl. Und auch hier ist die Auswahl riesig. Manche Aktienfonds investieren weltweit, andere mit Schwerpunkt auf eine Region, ein Land oder eine Branche. Zudem verfolgt das Fondsmanagement eine bestimmte Strategie, setzt etwa ausschließlich auf dividendenstarke Aktien, auf kleine Firmen oder auf wachstumsstarke Unternehmen.
Investieren können Anlegerinnen je nach Bank oder Broker in der Regel ab einer Rate von 25 Euro, teils auch weniger. Bespart werden können reine Aktien-, aber auch Mischfonds, die zusätzlich Anleihen und andere Anlageklassen wie Edelmetalle enthalten. Das verstärkt den Diversifikationseffekt. Allerdings reduziert die Beimischung von Anleihen langfristig die Renditechancen. Es gilt also, sich genau zu überlegen, wie viel Risiko man verträgt, bevor man sich für eine Fondsart entscheidet.
Ein Nachteil der Fonds-Sparpläne sind die recht hohen Kosten der Fonds selbst. Die laufenden Gebühren sind deutlich höher als bei ETFs. Obendrein können bei jedem Kauf Ausgabeaufschläge anfallen – bis zu fünf Prozent. Der genaue Prozentsatz hängt von der Bank ab, bei der man den Fonds kauft. Bei einigen entfallen die Aufschläge komplett. „Anlegerinnen sollten die Kosten, einschließlich Verwaltungsgebühren und Ausgabeaufschlägen, genau vergleichen“, rät FMH-Expertin Scholz.
Trotz der höheren Gebühren kann es sich lohnen, auf aktive Fonds zu setzen. Nämlich dann, wenn das Fondsmanagement einen guten Job macht und sich der Fonds besser entwickelt
als der breite Aktienmarkt oder sein Vergleichsindex, was dauerhaft allerdings wenigen gelingt. Mit welcher Rendite man rechnen kann, verrät die Statistik des Fondsverbands BVI. Wer 15 Jahre lang monatlich 100 Euro in einen globalen Aktienfonds investiert hat, insgesamt also 18.000 Euro, konnte sich per 30. Juni im Schnitt über einen Depotstand von 31.848 Euro freuen. Das entspricht einer jährlichen Rendite von 7,2 Prozent. Es gibt Fonds, die deutlich schlechter abschneiden, aber auch solche, die weit besser sind.
Aktien
Eins vorweg: Aktiensparpläne eignen sich in der Regel nicht für den langfristigen Vermögensaufbau. Grund: Nur wenige haben genug Geld, um damit eine ausreichende Risikostreuung hinzubekommen. Die Risikostreuung gehört zu den Grundregeln der erfolgreichen Geldanlage. Nur wer in viele Aktien investiert, verhindert, dass Rückschläge bei einzelnen Werten, die immer mal vorkommen können, die ganze Performance verhageln. Ein ausgewogenes Aktienportfolio besteht deshalb aus mindestens 20 Werten, besser sind 50. Damit bräuchte es aber auch 20 oder mehr Sparpläne. Genau da liegt der Nachteil der Aktiensparpläne.
Sinnvoll können sie trotzdem sein. Wer schon ein Basisportfolio aus breit gestreuten ETFs oder Fonds hat, kann mit zwei, drei Einzelaktien auf zusätzliche Gewinne spekulieren – und auch viel über die Börse lernen. Auf das dabei eingesetzte Geld sollte man wegen der hohen Verlustgefahr im Notfall allerdings verzichten können.
Aktiensparpläne können aber auch helfen, um mit kleinem Geld überhaupt an die Wunschaktie zu kommen. Denn manche Aktien haben einen ganz schön hohen Preis. Gerade bei begehrten Unternehmen kann ein Anteilschein schon mal deutlich mehr als 100 Euro kosten. Die A-Aktie von Berkshire Hathaway, der Investmentfirma des Starinvestors Warren Buffett, kostet sogar mehrere Hunderttausend Dollar (es gibt jedoch auch eine günstigere B-Aktie). Wer soll sich das leisten können? Die Lösung können Aktiensparpläne sein, weil dabei das Kaufen von Bruchstücken ermöglicht wird. Ein Beispiel: Kostet die gewünschte Aktie 250 Euro und liegt die Sparplanrate nur bei 50 Euro, dann bekommt man beim monatlichen Kauf eben ein Fünftel einer Aktie.
Alles andere als trivial ist wiederum die Auswahl des Titels. „Die Entscheidung für eine bestimmte Aktie erfordert Expertenwissen“, sagt Schütz. Es gilt, Bilanzen zu prüfen und Geschäftsmodelle zu hinterfragen. Fehlt das Know-how oder schlichtweg die Lust dazu, ist man mit Fonds oder ETFs besser bedient.
Auch wichtig: Nicht jede Aktie ist bei jeder Bank oder jedem Broker sparplanfähig. Die Auswahl variiert stark. Und manche Banken bieten gar keine Aktiensparpläne an. Zudem sollte man auch hier die Kosten im Auge behalten. Es gibt Banken, die Aktiensparpläne kostenfrei anbieten, andere verlangen eine (meist prozentuale) Gebühr.
Zertifikate
Ein komplizierteres Anlageprodukt sind Zertifikate. Bei ihnen hängt die Rendite von der Entwicklung des sogenannten Basiswerts ab. Basiswerte können Indizes, Einzelaktien oder auch Rohstoffe sein. Allerdings vollzieht das Zertifikat die Wertentwicklung oft nicht wie ein ETF einfach eins zu eins nach. Vielmehr kann es ganz verschiedene Szenarien geben: Bei bestimmten Zertifikaten verdienen Anlegerinnen, wenn der Basiswert steigt, bei anderen, wenn er fällt oder wenn er sich innerhalb eines bestimmten Korridors bewegt – in einer vorher festgelegten Laufzeit. Manchmal fallen Verluste auch erst an, wenn der Basiswert eine bestimmte Schwelle unterschreitet.
„Anlegerinnen sollten sich sicher sein, dass sie die Struktur und die Funktionsweise des Zertifikats gut verstehen, bevor sie investieren“, mahnt daher FMH-Expertin Scholz. Einige Expertinnen warnen sogar vor dieser Variante. „Zertifikate sind äußerst komplex und eignen sich aufgrund ihrer oft vielfältigen Gestaltungsoptionen nicht für Laien“, sagt Vermögensverwalterin Schütz. Ihre Kollegin Hassenzahl ergänzt: „Die mit Zertifikaten verbundenen Risiken, auch im Hinblick auf einen Totalverlust, sind oft deutlich höher als bei Aktien und vor allem als bei Fonds oder ETFs.“ Beide sind sich einig: Für Anfängerinnen und Anfänger sind die Papiere nicht geeignet.
Hinzu kommt: Zertifikate bergen ein zusätzliches Risiko. Sie werden von Banken emittiert und sind anders als Fonds oder ETFs kein geschütztes Sondervermögen, sondern sogenannte Schuldverschreibungen. Das bedeutet: Wenn der Emittent pleitegeht, steht das eingesetzte Kapital im Feuer. Das kommt zwar sehr selten vor, kann aber nicht völlig ausgeschlossen werden. „Es droht der Totalausfall in einem solchen Szenario“, warnt Schütz. Wer in der Finanzkrise von 2008 Zertifikate der Investmentbank Lehman Brothers hatte, wird sich daran womöglich schmerzhaft erinnern.
Trotz dieser Knackpunkte lassen sich mit Zertifikaten einige Anlagestrategien gut besparen. Dabei sollten Anlegerinnen die laufenden Kosten der Papiere unter die Lupe nehmen. Die sind bei Zertifikaten oft höher als bei ETFs. Und auch die Kosten für den Sparplan selbst können von Bank zu Bank stark variieren. (ag)