Statistik: Jedes siebte Kind in Deutschland armutsgefährdet

Vor allem Kinder und Jugendliche mit Einwanderungsgeschichte sind in Deutschland armutsgefährdet. (Archivbild)
Vor allem Kinder und Jugendliche mit Einwanderungsgeschichte sind in Deutschland armutsgefährdet. (Archivbild) Foto: Jan Woitas/dpa
Ein zu geringes Einkommen kann erhebliche Folgen für das Leben von Kindern und Jugendlichen haben. Eine Gruppe ist besonders häufig betroffen.

Wiesbaden (dpa) – Jedes siebte Kind in Deutschland war im vergangenen Jahr aus statistischer Sicht armutsgefährdet. 2,2 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren entsprachen einem Anteil von 15,2 Prozent aller Menschen in dieser Altersgruppe, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Ein Jahr zuvor hatte der Anteil erst 14,0 Prozent betragen. Deutschland steht im Vergleich zum europäischen Durchschnittswert von 19,3 Prozent besser da. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (15,5 Prozent) sind Kinder und Jugendliche etwas seltener von Armut bedroht. 

Als armutsgefährdet gelten nach statistischer Definition Menschen, die über weniger als 60 Prozent des mittleren «Nettoäquivalenzeinkommens» verfügen. Das ist ein gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen, das beispielsweise auch die Haushaltsgröße berücksichtigt. Im Jahr 2024 lag die Schwelle für eine alleinlebende Person bei 1.381 Euro pro Monat. Ein Alleinerziehenden-Haushalt mit einem Kind unter 14 Jahren gilt mit weniger als 1.795 Euro netto im Monat als gefährdet. Haushalte mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren waren unterhalb eines Netto-Einkommens von 2.900 Euro armutsgefährdet. 

Risikofaktoren Bildung und Einwanderung

Als Risikofaktor für geringe Einkommen und daraus folgende Armutsgefährdung haben die Statistiker niedrige Bildungsabschlüsse der Eltern ausgemacht. Zudem waren unter 18-Jährige, die selbst oder deren Eltern beide nach Deutschland eingewandert sind, rund viermal so häufig armutsgefährdet (31,9 Prozent) wie Gleichaltrige ohne Einwanderungsgeschichte (7,7 Prozent). 

Die konkreten Folgen der Armut zeigen sich an den Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen, am sozialen und kulturellen Leben teilzuhaben. Dies wird anhand von 17 Merkmalen abgefragt. Wenn mindestens drei Kriterien aus finanziellen Gründen nicht erfüllt werden können, gelten die Betroffenen als materiell oder sozial benachteiligt. Das trifft in Deutschland demnach auf 11,3 Prozent der unter 16-Jährigen zu. In der EU beträgt der Wert 13,6 Prozent. 

So lebten in Deutschland beispielsweise 19 Prozent der unter 16-Jährigen in einem Haushalt, der abgewohnte oder kaputte Möbel nicht ersetzen konnte. Eine einwöchige Urlaubsreise war für 12 Prozent der Kinder und Jugendlichen aus finanziellen Gründen nicht möglich. 3 Prozent konnten sich kein zweites Paar Schuhe leisten.

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