Seit 50 Jahren sorgt Giorgio Armani mit seinen weichen Silhouetten für zeitlose Eleganz. Insbesondere seine Damenkollektionen bestechen durch ihren androgynen Look: Blazer und Hosenanzüge sind die Markenzeichen des Mailänders
von Julia Marten
Es war ein Hollywoodklassiker, der über Nacht einem Schauspieler und einem Modedesigner zu Weltruhm verhalf. Für die Rolle eines Luxus-Callboys in „Ein Mann für gewisse Stunden“ („American Gigolo“) war Richard Gere 1980 von Giorgio Armani eingekleidet worden. Und die cineastische Inszenierung der Armani-Outfits war so prägnant, dass Richard Gere nicht ohne Grund fragte: „Wer spielt denn in dieser Szene, ich oder das Jackett?“ Mehr als 200 Filme hat Giorgio Armani seither mit seiner Mode ausgestattet. So hat er via Leinwand und roten Premierenteppichen seinem nuancierten Stil zu zeitloser Größe verholfen. Seit Jahrzehnten zeigen sich Stars von Diane Keaton über Jodie Foster bis zu Julia Roberts, Cate Blanchett und Angelina Jolie in seinen Kreationen.
Als Giorgio Armani 1975 in Mailand seine Modefirma gründete, war er bereits 40 und musste dafür laut eigener Aussage seinen VW-Käfer verkaufen. Umsatz im ersten Jahr: 14.000 Dollar. Ein halbes Jahrhundert später steht der wohl größte Modemacher des 20. Jahrhunderts im Alter von 90 Jahren immer noch an der Spitze des weltgrößten unabhängigen Fashion-Imperiums, das ihm ein Privatvermögen von 13,1 Milliarden Dollar („Forbes“, 2025) eingebracht hat. „Je mehr ich arbeite, umso inspirierter fühle ich mich. Arbeit ist ein wunderbares Anti-Aging-Serum“, erklärte er in einem „Vogue“-Interview. „Natürlich war
es nicht der Ruhm, der mich auf diesen Weg getrieben hat. Es war auch nicht das Geld – Geld kann keine Eleganz kaufen. Dinge herzustellen, das hat mich immer motiviert.“
Dies ist dem Erfinder des „Greige“, jener variablen Melange aus Grau und Beige, durchaus abzunehmen. Für uns Frauen hat Armani aus einst der Männermode vorbehaltenen Stoffen elegante, lässige Businessuniformen wie den minimalistischen Hosenanzug designt. Rückblickend sieht es Armani als seine größte Errungenschaft, „einen Stil geschaffen zu haben, den jeder sofort als meinen erkennt“. Er war es, der den Anzug von seiner kastigen, strengen Silhouette befreite, ihm fließende Formen, weiche Stoffe und alltagstaugliche Eleganz schenkte. „Ich habe beim Designen nie einen Körper im Kopf gehabt, sondern eine Haltung. Ich möchte meinen Kundinnen ein Gefühl gelassener Selbstsicherheit mitgeben.“
Dass Beständigkeit in der Mode zu den Kardinaltugenden zählt, beweist Giorgio Armani eindrucksvoll. Ein Blick auf seine Werbung von 1989 (Foto l.) genügt, um den stilistischen Bogen zu seinen heutigen Kreationen zu spannen. Wobei er sich Social Media entsagt: „Was mir wirklich gar nicht gefällt, ist die Tatsache, dass es bei der Mode heutzutage vor allem um Unterhaltung und Kommunikation geht, manchmal zum Nachteil des eigentlichen Produkts. Wir sollten nicht vergessen, dass wir dazu da sind, Leute mit authentischen, nützlichen und schönen Kleidern auszustatten.“
Da erweist sich Giorgio Armani nach wie vor als Meister seines Fachs. Seine Empfehlung für die fünf Fashion-Basics klingt bodenständig: „Die Jacke ist für mich der Eckpfeiler jeder Garderobe. Sie ist ein vielseitiges Stück, das ich auf eine lockere, komfortable und bequeme Art und Weise neu erfunden habe. Sie ist zu meinem Markenzeichen geworden, und alles andere scheint sich von diesem einzigartigen Stück abzuleiten, das ich ständig überarbeite.“ Die vier weiteren Must-haves: ein bequemer Hosenanzug, einfache T-Shirts, weibliche Blusen und ein langer Mantel. Armani bilanziert: „Letztlich spricht meine Arbeit für sich selbst, und das ist meines Erachtens das Beste.“

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