Er rettet die Welt – schon wieder. Doch wann ist eigentlich genug gerettet?
Wir gehen ins Kino – Mission: Impossible, Teil 8. Mein Mann freut sich. Ich bin … gespannt. Auf der Leinwand: Tom Cruise. 61 Jahre jung. Und er rennt – immer noch. Seit 1996 als Ethan Hunt auf der Flucht. Jede Sekunde zählt, irgendwo tickt eine Bombe. Er taucht 152 Meter tief in der eiskalten Beringsee – ohne Schutzanzug –, klettert von Flugzeug zu Flugzeug: Nichts scheint unmöglich.
„Das Krasseste aller Zeiten“, hatte Cruise vor Filmbeginn angekündigt. Und ja, es wird krass – aber anders als erwartet. Nicht wegen der Spannung, sondern wegen der Szenen, die so absurd sind, dass ich mehr mit den Naturgesetzen hadere als mit dem Bösewicht: Physik im freien Fall. Ich bin zwar keine Physikerin, aber mein Bauchgefühl weigert sich, das zu akzeptieren. Ja, in Actionfilmen sucht man Logik oft vergeblich, und normalerweise bin ich da recht großzügig. Aber hier wurde meine Toleranzgrenze deutlich überschritten.
Ein Vergleich – ohne zu viel zu verraten – wäre dieser: Tom Cruise schwebt im All, zieht den Raumanzug aus – und überlebt. Kein Sauerstoff, keine Schutzhülle, keine Erklärung. Nur Entschlossenheit.
Natürlich ging es – wie immer – um nichts Geringeres als die Rettung der Menschheit. Nur, leider wirkt das zunehmend absurd. Der Film zog sich, wurde künstlich verlängert, und nicht nur einmal dachte ich: Jetzt ist Schluss. War es nicht. Es ging weiter. Und weiter. Und noch ein bisschen weiter.
Eigentlich ein Film zum Abhaken. Der Film kränkelt an dem, woran viele Fortsetzungen scheitern: Die Handlung wird immer absurder, die Bedrohung immer größer, die Konsequenzen weltumspannender – bis alles an Gewicht verliert.
Und doch hat der Film mich nicht losgelassen. Vielleicht, weil ich mich wunderte.
Wie viele Leben möchte Cruise eigentlich noch retten, bis es reicht? Wie oft möchte er noch beweisen, dass er fliegen, tauchen, kämpfen – und unsterblich sein kann? Aber dann dachte ich: Sind wir nicht alle ein bisschen Tom Cruise? Halten wir nicht alle lieber fest, statt loszulassen? Am Status. An der Rolle. Am Job. An der Beziehung. Vielleicht, weil auch wir ständig das Gefühl haben, beweisen zu müssen, dass wir es noch können. Weil wir den Mut, etwas zu beenden, mit Scheitern verwechseln.
Davon würde ich gerne Filme sehen: Geschichten, in denen jemand aufhört – und nicht verliert, sondern wächst. Weil sie uns etwas zeigen könnten, das kein Stunt der Welt je leisten kann: Wie man wirklich weiterkommt – wenn man loslässt.
Ich fand Ethan Hunt nicht mehr beeindruckend – sondern seltsam. Wie ein Onkel, der sich beim Familienfest aus dem Fenster abseilt, um zu zeigen, dass er noch „Action“ kann.
Loslassen ist nicht nur für Actionhelden schwer – sondern für uns alle.
In diesem Sinne: Aufs Loslassen!