US-Inflation steigt spürbar – Deutliche Zolleffekte bleiben aber aus

Auch wenn sich die Inflation normalisiert hat: Verbraucher spüren die gestiegenen Preise im Alltag (Archivbild)
Inflation (Archivbild) Foto: Philip Dulian/dpa

In den Vereinigten Staaten hat sich die Inflation im Juni unerwartet deutlich verstärkt. Die aggressive Zollpolitik der US-Regierung zeigt aber nach Einschätzung von Experten weiterhin keine deutlichen Auswirkungen. Im Juni stiegen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 2,7 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Es ist der zweite Anstieg der Teuerung in Folge, und er fiel stärker als erwartet aus. Analysten hatten im Schnitt nur mit einer Inflationsrate von 2,6 Prozent gerechnet. Im Mai hatte die Teuerung bei 2,4 Prozent gelegen.

Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise in der größten Volkswirtschaft der Welt um 0,3 Prozent, nachdem sie im Vormonat um 0,1 Prozent zugelegt hatten. Volkswirte hatten damit gerechnet. Die Kerninflationsrate, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, stieg wie erwartet um 0,1 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent.

Angetrieben wurde die Teuerung unter anderem durch einen überdurchschnittlichen Anstieg der Kosten für das Wohnen. Auch Dienstleistungen wurden teurer als der Durchschnitt. Ein deutlicher Rückgang wurde hingegen bei den Energiekosten und insbesondere bei den Kosten für Benzin gemeldet.

Zwar scheinen preistreibende Effekte höherer Zölle allmählich auf die Verbraucherebene durchzuschlagen, sagte Analyst Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen. Allerdings bleiben deutliche Zolleffekte nach Einschätzung von Experten weiter aus. “So betrug die Teuerung gegenüber dem Vormonat 0,3 Prozent, was einem Durchschnittswert entspricht und nicht etwa als Zeichen eines hohen Inflationsdrucks gewertet werden kann”, kommentierte Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank.

Seit dem Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident im Januar verfolgte er eine aggressive Zollpolitik, die er im April noch einmal deutlich verschärfte. Beobachter hatten schon früher mit einem Anstieg der Inflation gerechnet.

Zuletzt hatten US-Unternehmen von steigenden Kosten berichtet. Für viele Experten ist es daher nur eine Frage der Zeit, bis die Firmen diese an ihre Kunden weitergeben und so die allgemeine Preisentwicklung verstärken.

Experte Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg sieht aber vorerst keine Spur, dass die höheren Einfuhrzölle auf die allgemeine Inflationsentwicklung durchschlagen. “Somit dürfte insbesondere aus dem Weißen Haus der Druck auf die US-Notenbank zunehmen, ihren geldpolitischen Kurs zu lockern”, sagte Chlench. (dpa-AFX/cw)

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