Als ich hörte, dass die Beitragsbemessungsgrenze (BBG) auch 2026 wieder steigen soll, machte ich mir zunächst keine großen Gedanken. Bis ich diese Schlagzeile in der FAZ las: „1.784 Euro mehr Sozialabgaben für Gutverdiener.“ Da sah ich dann doch genauer hin.
Die BBG orientiert sich traditionell an der Lohnentwicklung. Maßgeblich für die Anhebung 2026 sind die Werte aus 2024 – damals lag das Plus bei +5,4 % nominal und +3,1 % real.
Die Lohnerhöhungen kassierten vor allem Beschäftigte in tarifgebundenen Industrien und im Öffentlichen Dienst. Viele andere, etwa in kleinen Betrieben, im Handel oder in Agenturen, gingen leer aus. Trotzdem werden nun auch die Beiträge zur Sozialversicherung für diejenigen steigen, die nichts vom Lohnkuchen abbekommen haben, aber oberhalb der bisherigen BBG verdienen. Ihr verfügbares Einkommen wird durch die steigenden Sozialversicherungsbeiträge zurückgehen. Entscheidungen nach Durchschnittswerten. Danke, Politik!
Der Bundeskanzler spricht von „schmerzhaften Einschnitten“, die „wir alle“ hinnehmen müssten. Der solidarische Gedanke gefällt mir eigentlich, aber „wir alle“ sind eben nicht „wir alle“.
Die Gehälter im öffentlichen Dienst steigen um 5,8 Prozent – und mit ihnen die Bezüge der Spitzenpolitiker. Auch Kanzler und Bundespräsident profitieren davon. Grundlage ist die Tarifverhandlung vom April. Konkret heißt das: Frank-Walter Steinmeier erhält seit April 2025 rund 700 Euro mehr im Monat und ab Mai 2026 weitere 650 Euro. Sein Regierungschef liegt knapp darunter. Auch Ministerinnen und Minister dürfen sich über monatliche Zuwächse im drei- bis vierstelligen Bereich freuen. Und die Abgeordnetendiäten? Sie sind zum 1. Juli 2025 um 5,4 Prozent auf 11.833 Euro gestiegen.
Die Politiker haben sogar zweimal Glück gehabt. Denn sie sind von der Beitragsbemessungsgrenze gar nicht betroffen. Die gilt nur für sozialversicherungspflichtige Angestellte und Arbeiter.
Neulich bekam mein Sohn seine erste Gehaltsabrechnung – ein Realitätscheck. „Ohne Erbe wird es wohl schwer, sich ein Eigenheim leisten zu können“, meinte er. Kluges Kerlchen!
Focus hat errechnet, dass man laut dem Postbank-Wohnatlas 2025 für eine 80-Quadratmeter-Wohnung in München ein Bruttogehalt von 18.520 Euro im Monat benötigt – also rund 230.000 Euro pro Jahr. Kein Tippfehler. Man könnte meinen, ein „Gutverdiener“ sollte sich das leisten können. Doch offiziell gilt man schon ab 5.859 Euro brutto im Monat als Gutverdiener. In München ist man damit meilenweit entfernt von den eigenen vier Wänden.
„Gutverdiener“ – das klingt doch irgendwie nach einer Erfolgsgeschichte. Solange man nicht anfängt zu rechnen.