Ich kann mich, ehrlich gesagt, nicht erinnern, wann ich zuletzt eine Gehaltserhöhung bekommen habe – oder zumindest einen Inflationsausgleich. Mein Gehalt steht da wie ein Fels in der Inflation – unbeweglich, während drumherum alles teurer wird. Die versprochene Stromsteuersenkung? Wird es nicht geben. Merz und Klingbeil sagen: „Wir können nur das Geld ausgeben, das wir haben.“
Natürlich würde es den Staat eine Menge kosten, wenn man die Stromsteuer senken würde – ihr Aufkommen betrug 2024 über alle Bereiche rund 5,4 Milliarden. Nun aber die Unternehmen zu entlasten und die Haushalte weiter unverändert zur Kasse zu bitten, ist das falsche Signal.
Und um Symbole geht es hier. Das könnten die Bundestagsabgeordneten ganz einfach zeigen, indem sie beim Sparen mit gutem Beispiel bei den Diäten vorangingen. Die sind zum 1. Juli 2025 um 600 Euro pro Monat gestiegen. Ein Plus von 5,4 Prozent.
Moment mal – war das nicht auch im vergangenen Jahr so? Genau! Die Erhöhung kommt automatisch. Jedes Jahr zum 1. Juli. Gesetzlich geregelt in § 11 Absatz 4 des Abgeordnetengesetzes. Dazu ist kein Beschluss, keine Debatte, keine Begründung nötig – und der Steuerzahler muss praktischerweise gar nicht gefragt werden. Der zahlt ja sowieso. Hier könnte der Bundestag die Nichtanwendung beschließen. Es würde den Bürgern das „Zähne-Zusammenbeißen“ erleichtern. Führung durch Beispiel, hieß es früher. Hier ginge das ganz einfach.
Während die Politiker sich ganz selbstverständlich den Inflationsausgleich gönnen, bleiben wir mit dem Taschenrechner zurück – und der Frage, wie man mit weniger eigentlich mehr bezahlen soll. Die Unsicherheit wächst, besonders mit Blick auf die eigene Rente.
Die Median-Bruttorente in Deutschland (die eine Hälfte der Rentner bekommt mehr, die andere Hälfte weniger) lag 2024 bei rund 1.150 Euro pro Monat (Quelle: Deutsche Rentenversicherung). Klingt solide – solange man nicht plant, davon zu leben.
In Frankreich, Spanien oder Italien sind es etwas mehr bei tendenziell niedrigeren Lebenshaltungskosten (Quelle: Eurostat/nationale Statistikämter). Gern herumgereicht wird für Deutschland eine deutlich höhere Zahl: die sogenannte Standardrente. Diese ist ein Rechenmodell: Wer 45 Jahre lang zum Durchschnittslohn gearbeitet und Beiträge gezahlt hat, hat damit 45 Entgeltpunkte gesammelt und erhält im Ruhestand die sogenannte Bruttostandardrente. Seit 1. Juli 2025 ist ein Entgeltpunkt 40,79 Euro wert. Die monatliche Standardrente beträgt damit 45 x 40,79 Euro, also gut 1.835 Euro. Diese bekommt aber eben nur jeder siebte Rentner. Davon gehen dann noch Steuern sowie Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung ab. So schrumpft dann diese Standardrente für jemanden, der zum Jahreswechsel in Rente gegangen ist, auf rund 1.500 Euro zusammen.
Für Frauen besonders wichtig: Es gibt einen großen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Männer erhielten laut Statistik der Deutschen Rentenversicherung durchschnittlich 1.431 Euro Rente, Frauen 930 Euro. Das liegt zum einen an den großen Unterschieden beim Verdienst, im Schnitt haben Männer entsprechend pro Jahr über 40 Prozent mehr Beiträge eingezahlt als (häufig nur in Teileit arbeitende) Frauen. Zum anderen gibt es große Differenzen, wie lange Männer und Frauen in die Rentenkasse eingezahlt haben. Frauen zahlten im Schnitt 32,6 Jahre in die Rentenkasse ein, Männer durchschnittlich 41,6 Jahre.
Hilft Wohneigentum? Im Prinzip schon – nur ist Bauen in Deutschland inzwischen so teuer geworden, dass es sich der Normalbürger, zumindest in den Ballungsräumen, kaum noch leisten kann. Während in Spanien oder Italien etwa 75 % der Menschen in ihren eigenen vier Wänden leben, liegt Deutschland bei nur 46,5 % (Quelle: Eurostat, EU-SILC 2023). Frankreich immerhin bei 65,3 %. Kurz gesagt: Wer im Alter keine Miete zahlen muss, hat automatisch mehr finanziellen Spielraum – selbst bei vergleichbarer Rente.
Was also bleibt? Das Gefühl, dass die Politiker sich selbst gut versorgen – und uns dem Rotstift überlassen, ohne in schwierigen Zeiten selbst ein Zeichen der Zurückhaltung zu zeigen.
Auf den Staat zu hoffen, ist allerdings keine Strategie. Was hilft? Auf Eigenverantwortung setzen. Nicht abwarten, nicht verdrängen, sondern früh anfangen – mit dem Sparen, mit der Vorsorge – vielleicht auch mit dem Häuslebauen – vorallem aber mit dem Verstehen. Finanzielle Bildung ist kein Luxus.