„Wenn wir mental nicht stabil sind, ist es unser Körper auch nicht“

Foto: Chiara Lauer
Foto: Chiara Lauer

Chiara Lauer ist Bewusstseins- und Potentialcoach und beschäftigt sich mit Themen, die uns alle betreffen: Was braucht der Mensch, um wirklich gesund und glücklich zu sein. Bereits in jungen Jahren begleiteten Chiara Panikattacken, ohne dass sie wusste, dass sie welche waren. Doch am Ende fand sie einen Weg der Selbstheilung, der auch für andere gangbar ist. Heute begleitet Chiara Menschen dabei, ihre ganz individuelle Version eines gesunden, zufriedenen und glücklichen Lebens zu leben.

Courage: Chiara, was war der Auslöser, dass du das tust, was du heute tust? 

Chiara Lauer: 2020 war für viele Menschen nicht leicht. Da war ich kein Einzelfall. Ich verspürte zudem großen Stress und Druck durch das Studium. Hinzu kam, dass ich mich in dieser Zeit durch ein traumatisches Erlebnis mitten in einer Angststörung befand. Um das kurz zu erläutern: Für mich hat sich alles negativ angefühlt, ich habe mich selbst nicht wiedererkannt. Stress sowie Anspannung waren meine ständigen Begleiter. Ich war fast schon bereit aufzugeben und die Ängste als Teil meines Lebens anzunehmen. Ein kleines bisschen Hoffnung schlummerte aber noch in mir, dass es doch auch für mich eine Lösung geben muss. Und ich entschied mich, nicht mehr „mit mir“ zu kämpfen, sondern „um mich”.

Der Anfang meiner Genesung war die Entscheidung, nicht mehr akzeptieren zu wollen, dass Ängste zu meinem Leben dazugehören. Ich habe mich aus der Angststörung förmlich herausgekämpft und dabei gelernt, dass mit mir (wie ich zuvor dachte) gar nichts falsch ist! Und mehr und mehr verstand ich, dass ich nicht alleine bin, dass wir alle unsere Themen haben. Manchmal sind das kleinere und manchmal sind das größere. Doch nur wenn wir genau hinschauen und diese auflösen, kommen wir voran. Die Angst zu bewältigen heißt, sie anzunehmen.

Während meiner Genesung habe ich dann mehr und mehr den Wunsch verspürt, anderen Menschen zu helfen, ihnen zu vermitteln, dass Themen wie bei mir die Angststörung, nicht für immer bleiben müssen! Sie sind ein Symptom des Körpers, welches wir verstehen dürfen. Und so habe ich noch während meines Studiums zwei Coaching-Ausbildungen absolviert und den Schritt in die Selbständigkeit gewagt.

Du bist Bewusstseins- und Potentialcoach und begleitest Menschen „von der Angst ins Glück“! Was genau kann man bei Dir trainieren?

Ich biete Coachings für die Auflösung innere Blockaden an. Ob das jetzt eine Angststörung, ein Burnout oder eine grundlegende Unzufriedenheit im Leben oder Job ist. Blockaden hindern uns, ein Leben zu führen, das uns zufrieden und glücklich macht. Im Leben steht man vor zahlreichen Herausforderungen. Da ist es wichtig, stabil und fokussiert zu bleiben und eine persönliche Balance zu finden.

Genau wie Menschen unterschiedlich sind, gehen sie auch individuell mit ihren Ängsten und Blockaden um. Wenn für Klientin A die eine Herangehensweise gut funktioniert, bedeutet das nicht, dass das bei Klientin B oder C auch der Fall sein wird. Entsprechend ist meine Methodik in der Beratung.

Wieso ist mentale Gesundheit so wichtig und warum wird das Thema noch immer vernachlässigt? 

Es gibt zahlreiche wissenschaftliche Studien, die belegen, dass unser psychisches Wohlbefinden in engem Zusammenhang mit unserer physischen Gesundheit steht. Wenn wir mental nicht stabil sind, ist es unser Körper auch nicht.

Meine Erfahrung zeigt, dass Menschen oft Angst haben, sich mich sich selbst zu beschäftigen. Denn eine Auseinandersetzung mit sich selbst bedeutet natürlich, sich unangenehmen und vielleicht schmerzhaften Erlebnissen zu stellen. Ich kann diese Sorge gut verstehen, denn es gehört Mut dazu, alte Wunden aufzureißen.

Über mentales Wohlbefinden sollte dringend offen gesprochen werden und mit Aufklärungskampagnen ein Bewusstsein für psychische Gesundheit in der Gesellschaft geschaffen werden. Auch um Vorurteile und Stigmatisierung abzubauen. Denn leider ist das in weiten Teilen der Bevölkerung immer noch ein Tabuthema. Was leider dazu beiträgt, dass Betroffene sich hilflos, überfordert und alleingelassen fühlen. Und sich nicht trauen, um Unterstützung zu bitten. Wir alle brauchen gute psychische Gesundheit, um zu gedeihen, um uns selbst zu kümmern und mit anderen zu interagieren.

Die Berufsbezeichnung „Coach“ ist in Deutschland nicht geschützt. Jeder Mensch kann sich als “Coach“ bezeichnen kann, egal ob jemand eine passende Ausbildung absolviert hat. Wie hast Du die richtige Ausbildung für Dich gefunden?

Ja, leider gibt es viele selbsternannte Coaches, deren Anzahl die der qualifizierten Coaches übersteigt. Für einen Laien ist es auf diesem intransparenten Markt nicht einfach, die richtige Wahl zu treffen. Unter seriöse Angebote mischt sich eine immer größer werdende Zahl von Angeboten, die wenig hilfreich, manchmal sogar schädlich sind und oftmals viel Geld kosten. 

Coachings werden für die unterschiedlichsten Themen angeboten. Für mein Themengebiet – die mentale Gesundheit – gibt es meiner Meinung nach nicht die eine richtige Ausbildung. Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen und entsprechend sind die Ausbildungen angelegt. Und man lernt ja bekanntlich nie aus. Ich sehe die Ausbildung als einen Prozess. In dem Moment, in dem man anfängt, in die Materie einzutauchen, eröffnen sich auch weitere Themenfelder. So entwickelt man sich als Coach auch ständig weiter.

Wie kann man – nennen wir es mal – „Hochstapler“ – von seriösen Coaches unterscheiden?

Ich würde nicht sagen, dass alle Coaches ohne Ausbildung schlechte Arbeit machen. Das steht mir gar nicht zu! Es gibt bestimmt talentierte Personen, die auch ohne Ausbildung gute Arbeit leisten. Es kommt auch immer darauf an, welche Themen behandelt werden sollen. Bei mentalen Problemen würde ich aber keinen Coach ohne zertifizierte Ausbildung empfehlen.

Wie man einen seriösen und guten Coach erkennt? Der Coach geht individuell auf KlientInnen ein, gibt ihnen das Gefühl gehalten, gehört und gesehen zu werden, und zwar ohne jegliche Bewertung! Wenn der Coach merkt, dass sein Wissen oder Qualifikation nicht ausreichen, spricht er dies offen an und unterstützt den „Patienten“ bei der Suche nach einem geeigneten Therapeuten. Persönliche Themen des Coaches haben nichts in einem Coaching mit KlientInnen zu suchen. Der Coach muss in der Lage sein, zu differenzieren und darf seine Themen den KlientInnen nicht überstülpen und auf sie projizieren.

Wenn man nach Schlagwörtern wie Spiritual Growth, Mindset und ähnlichem sucht, liest und hört man oft „Werde die beste Version deiner Selbst – und alles wird sich fügen.“ Oder: „Nichts kann dich aufhalten, denn ich bin unendlich kraftvoll.“ Viele Coaches zeigen, wie sie selbst zur Erleuchtung gekommen sind und wie man dasselbe ganz sicher schaffen kann. Ist das wirklich so einfach?

Ich bin überzeugt, dass jeder von uns unentdeckte Kräfte in sich trägt, die es gilt zu aktivieren. Das benötigt aber Training und die Bereitschaft, sein Leben, die Art des Denkens und sein Verhalten zu verändern. Wie wir die Welt sehen und mit Herausforderungen umgehen, liegt bei uns selbst. Entweder wir sehen im Negativen nur das Negative und suchen auch im Positiven immer das Negative. Oder wir trainieren, sowohl im Positiven als auch im Negativen das Positive zu sehen. Unsere Gedanken haben Auswirkungen auf unsere Gemütslage, auf unsere Motivation und unser Verhalten. Es gibt Studien, die behaupten, wir haben 60.000 Gedanken pro Tag. Das ist eine ganze Menge! Natürlich gibt es im Leben Ereignisse, die man nicht verhindern kann. Jedoch kann man trainieren, mit diesen Herausforderungen umzugehen.

Am 22. und 23. Februar veranstaltest du ein zweitätiges Festival in Wiesbaden. Was können die TeilnehmerInnen erwarten?

Das „Gesund und Glücklich Festival“ ist ein Herzensprojekt und findet auf der wunderschönen Burg Crass in der Nähe von Wiesbaden statt. An beiden Tagen wird es mehrere Vorträge und über 50 Workshops zu folgenden Themen geben: mentale und körperliche Gesundheit, Bewegung, Ernährung, Finanzen, Spiritualität und vieles mehr. Kurz gesagt: Alles, was dazu beiträgt, den Menschen gesünder und glücklicher zu machen. Mein Ziel ist es, allen TeilnehmerInnen ein wundervolles Wochenende zu bieten, voller Inspiration und großartigen Erlebnissen.

Alle Informationen zum Festival findet ihr hier.

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