Du sitzt im Meeting und sagst „Ja” zu einem Projekt, obwohl du weißt, dass dein Terminkalender längst überquillt. Zu Hause nickst du zu Familienfeiern, die dir keine Freude bereiten. Und abends fragst du dich: Wann habe ich eigentlich aufgehört, meine eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen?
Sandra, 42, Teamleitung und Mutter von zwei Kindern, beschrieb es einmal so:
„Es ist, als hätte ich ein unsichtbares Gummiband um mich gespannt, das mich immer wieder zurückzieht, sobald ich mir etwas Raum nehmen will.“
Bei ihr zeigte sich das besonders deutlich in einer Phase, in der sie jede Anfrage im Job automatisch mit „Ja, das mache ich“ beantwortete – während zuhause gleichzeitig die Anforderungen der Familie stiegen. Sie war die Frau, die „alles stemmt“. Nach außen erfolgreich, doch innerlich spürte sie, wie die Freude an ihrer Arbeit und das Leuchten in ihrem Alltag Stück für Stück verschwanden. An einem Punkt stellte sie sich die Frage: „Wenn ich für alle da bin – wer ist dann eigentlich für mich da?“ Es war, als würde sie langsam verblassen – bis sie den Mut fasste, ihr Muster zu hinterfragen und das unsichtbare Gummiband peu à peu ganz bewusst zu lösen.
Dieser Artikel lädt dazu ein, Bewusstsein und Klarheit zu schaffen, damit du dich aus der Dynamik häufiger Anpassungen befreist und wieder zu deiner authentischen Stärke findest. Du erfährst, warum die unsichtbaren Anpassungen an die Erwartungen anderer dein Selbstwertgefühl und deine innere Balance limitieren – und wie bewusste Selbstreflexion, klare Grenzen und kleine Veränderungen dir helfen, dich wieder bewusster zu spüren und mutiger deinen Weg zu gehen.
Die unsichtbare Last
Anpassung ist nicht per se schlecht. Sie ermöglicht uns, sozial zu sein, Brücken zu bauen und Konflikte zu vermeiden. Doch wenn die eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Werte immer wieder hinter die der anderen zurücktreten, hat das seinen Preis.
Die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan zeigt klar: Wer dauerhaft eigene Bedürfnisse ignoriert, schwächt nicht nur seinen Selbstwert, sondern auch die Fähigkeit, klare Entscheidungen zu treffen (vgl. Deci & Ryan, 1985).
Jede Situation, in der wir unsere Empfindungen übergehen, hinterlässt Spuren:
- Innerlich: Es entstehen Erschöpfung und das Gefühl, nicht mehr zu wissen, was wir eigentlich wollen.
- Zwischenmenschlich: Vertrauen und Aufrichtigkeit – zu anderen und zu uns selbst – leiden.
- Langfristig: Wir verlieren die Verbindung zu unseren wahren Bedürfnissen – und damit auch die Freude am eigenen Leben.
Der investigative Blick
Neben Sandra gibt es viele weitere Frauen, die über Jahre hinweg Erwartungen erfüllen: von Kolleg:innen, Partnern, Kindern, Eltern. Das Fatale daran: Es schleicht sich leise ein. Zuerst macht sich nur eine diffuse Unzufriedenheit breit. Dann folgt Erschöpfung. Und irgendwann Zweifel, ob der Weg, den du gehst, wirklich deiner ist.
„Ich weiß gar nicht mehr, was ich eigentlich will“ – ein Satz, der so häufig fällt. Dieser Moment der Ehrlichkeit ist oft der Wendepunkt. Denn wer einmal erkennt, dass Anpassungen keine Liebe, sondern nur kurzfristige Harmonie sichern, kann beginnen, echte Veränderungen einzuleiten.
Der Weg zurück zu dir selbst beginnt mit kleinen, bewussten Entscheidungen:
- Selbstreflexion als Kompass: Frage dich eine Woche lang bei jeder Entscheidung: „Würde ich das auch tun, wenn ich keine Rücksicht auf die Erwartungen anderer nehmen müsste?“
- Grenzen klar kommunizieren: Beginne mit einem kleinen, bewussten „Nein“ pro Woche. Zum Beispiel: „Danke für die Einladung, dieses Mal entscheide ich mich anders.“
- Selbstfürsorge stärken: Schaffe dir täglich fünf Minuten für dich alleine. Ohne Handy, ohne Ablenkung. Frage dich: „Was brauche ich gerade wirklich?“
Der bewusste Gewinn
Die bewusste Abkehr von ständiger Anpassung schenkt dir mehr innere Klarheit, Selbstachtung und die Freiheit, deinen eigenen Weg zu gestalten. Sobald du aufhörst, dich zu verbiegen, geschieht etwas Magisches: Die Menschen um dich herum respektieren dich mehr, nicht weniger. Authentizität zeigt sich und wirkt wie ein Magnet; sie zieht genau die Menschen an, die deine Werte teilen, deine Grenzen respektieren und dein wahres Ich wirklich schätzen.
Sandra hat ihren Weg (wieder) gefunden. Heute sagt sie: „Ich dachte lange, ich müsste mich entscheiden zwischen Erfolg und Authentizität. Dabei war es genau das Gegenteil: Erst als ich aufgehört habe, mich ständig anzupassen, kam für mich der echte Erfolg.“
Dein nächster Schritt
Falls du beim Lesen merkst, dass auch bei dir dieses unsichtbare Gummiband aktiv ist: Du bist nicht allein! In meiner kostenfreien WhatsApp-Gruppe „Klare Sache mit Laura“ findest du Frauen, die – genau wie du – bereit sind, weniger Anpassung und mehr Echtheit in ihr Leben zu bringen. Jeden Montag erhältst du dort einen frischen Impuls: von kurzen Reflexionsfragen über kleine Tools bis hin zu Inspirationen, die dich aktivieren und dir helfen, deine eigene Authentizität zu stärken.

Zur Person: Laura Marks begleitet als Investigative Life Coach Frauen in Neuorientierungs-, Findungs- und Umbruchphasen mit Klarheit, Mut und liebevollen Arschtritten – auf ihrer Reise vom Mindset ins Heartset.
Auch ihre eigene Reise begann mit einem gewaltigen Umbruch: Einem Fahrrad-Unfall, der sich rückblickend für sie als unerwartetes Geschenk entpuppte. Durch diesen persönlichen Wake-up Call war sie gezwungen, ihr Leben radikal zu hinterfragen.
Für Courage wird sie ihr Wissen und ihre Erfahrung als Kolumnistin der Lounge mit uns teilen.