Wie oft werden Journalist:innen angegriffen?

Der Al-Dschasira-Journalist Wael al-Dahdu hält die Hand seines Sohns Hamza, der ebenfalls für Al-Dschasira arbeitete und bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen getötet wurde.
Foto: Hatem Ali/AP/dpa

98 tätliche Angriffe auf Medienschaffende zählte das European Centre for Press and Media Freedom (ECPMF) im vergangenen Jahr – das waren 29 mehr als 2023. Das ist der höchste Wert, seit Beginn der Langzeitstudie im Jahr 2015. Von den Attacken waren insgesamt mindestens 114 Medienschaffende, Mitarbeiter:innen der Produktion oder Sicherheitskräfte betroffen.

Das ECPMF beobachtet seit dem Beginn der Corona-Pandemie einen erhöhtes Gewaltniveau gegen Journalist:innen. Besonders gefährlich ist die Berichterstattung von Demonstrationen – 74 Prozent der tätlichen Übergriffe fanden im Kontext öffentlicher Proteste statt. Im gesamten Untersuchungszeitraum schwankt der Anteil der Übergriffe zwischen 70 und 95 Prozent. Dabei waren Demonstrationen der rechtsextremen und verschwörungsideologischen Szene besonders gefährlich für Journalist:innen. Zudem gab es zuletzt eine hohe Zahl körperlicher Angriffe gegen Medienschaffende bei pro-palästinensischen Kundgebungen (57 Angriffe im Jahr 2024).

Im Gesamtbild können rund 20 Prozent aller Angriffe dem rechten Spektrum, drei Prozent dem linken Spektrum zugeordnet werden. Bei 75 Prozent der Fälle ist indes keine klare Zuordnung möglich. Die meisten physischen Angriffe gab es dem ECPMF zufolge in Berlin (62) und Sachsen (10).

Neben den tätlichen Attacken auf Journalist:innen beobachten die Expert:innen zudem einen Anstieg bei den generellen Verletzungen der Pressefreiheit. Diese wurde besonders häufig im Bezug zur AfD verletzt – 2024 wurden insgesamt 35 Fälle registriert. Vor allem die Verweigerung von Akkreditierungen ist ein zunehmend genutztes Mittel um sich Journalist:innen und Medien vom Leib zu halten.

Das Projekt Mapping Media Freedom hat in diesem Jahr erstmalig auch Daten zu Verletzungen der Pressefreiheit durch die Polizei aufgenommen. In elf Fällen behinderten die Beamt:innen die freie Berichterstattung, neunmal ereigneten sich sogar physische Angriffe auf Journalist:innen. (Quelle: Statista/cw)

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