Welche wirtschaftlichen Folgen hätte es für Deutschland, wenn die handelspolitischen Maßnahmen der neuen US-Regierung über mehrere Jahre hinweg Bestand hätten? Diese Frage hat das Münchner ifo Institut (PDF-Download) anhand von drei Szenarien untersucht, die unterschiedliche Ausprägungen der Zollstrategie Trumps abbilden. Bei allen drei Szenarien würde die Industrie in Deutschland am stärksten unter den US-Zöllen leiden. Ihre Wertschöpfung könnte zwischen 0,9 und 2,8 Prozent sinken. Dies liegt laut ifo Institut an der hohen Exportorientierung der deutschen Industrie und ihrer starken Verflechtung mit dem US-amerikanischen Markt.
Innerhalb der Industrie würden sich deutliche Branchenunterschiede aufzeigen: Besonders getroffen wären laut Studienautoren die deutsche Automobil- und Pharmaindustrie. Während die Automobilindustrie mit Verlusten von bis zu 6 Prozent rechnen müssten, könnte die Pharmaindustrie sogar Wertschöpfungseinbußen von bis zu 9 Prozent verzeichnen. Dies läge zum einen an der besonderen Bedeutung des US-Absatzmarkts für diese Branchen und zum anderen an hohen produktspezifischen Zöllen für diese Branchen in Szenarien zwei und drei.
Bei den Dienstleistungen sowie bei Landwirtschaft und Bergbau könnten sich laut ifo Institut sogar leicht positive Wertschöpfungseffekte ergeben. Dies könnte sich ergeben, wenn zum Beispiel deutsche Dienstleistungsanbieter von der Verteuerung US-amerikanischer Konkurrenzprodukte profitieren würden und möglicherweise Marktanteile sowohl auf dem deutschen als auch auf internationalen Märkten gewinnen.
Szenario eins basiert auf einem Fortbestand der Übergangsregelung nach dem Liberation Day. Hier wurde ein pauschaler Basiszoll von 10 Prozent eingeführt. Die Studienautoren haben dabei berücksichtigt, dass für manche Produktgruppen bereits höhere Zölle verhängt wurden (Stahl, Aluminium, Autos und Autoteile mit jeweils 25 %). Für Szenario zwei wird angenommen, dass die am 2. April 2025 verkündeten, reziproken Zölle in Höhe von 50 Prozent gegenüber EU-Importen nach der Verhandlungspause wieder eingeführt werden. Szenario drei basiert darauf, dass keine länderspezifischen Zölle verhängt werden, sondern ausschließlich produktspezifische Zölle. (Quelle: Statista/cw)
