Susanne Maurenbrecher liebt es, Veränderungen zu gestalten. Diese Leidenschaft lebt die neue Generation-CEO-Netzwerkerin beruflich bei der KfW aus, wo sie die Bereiche Konzernentwicklung und Volkswirtschaft leitet. Ein Kurzinterview über Lebensmodelle für Familien und Deutschlands Beitrag zum Klimawandel.
Courage hat bereits hier über das Netzwerk Generation CEO e.V. und den Auswahlprozess berichtet. In den kommenden Wochen stellen wir Euch alle 13 Top-Managerinnen in einer Serie vor – jeweils am Freitag!
Courage: Ein wichtiger Kritikpunkt an der Energiewende sind die Kosten. Bis zu zwei Billionen Euro könnten dafür bis zum Jahr 2050 anfallen, haben Wissenschaftler kürzlich berechnet. Das ist eine Summe, die auch der Wiedervereinigung zugeschrieben wird. Wie kann das finanziert werden?
Susanne Maurenbrecher: Die Finanzierung der Energiewende – die Kosten werden teilweise sogar noch deutlich höher geschätzt – kann nur gelingen, wenn die notwendigen Investitionen breit getragen werden, das heißt, neben zielgerichteten öffentlichen Investitionen muss zugleich privates Kapital mobilisiert werden. Hierfür braucht es vielfältige Finanzierungsinstrumente.
Welcher Irrtum in Bezug auf die Energiewende begegnet Ihnen am häufigsten?
Ich bin immer wieder überrascht, wie sehr wir mitunter den direkten Beitrag überschätzen, den wir aus Deutschland heraus zur Klimawende leisten können. Deutschland befindet sich in den Top 10 der Länder mit dem höchsten Anteil an den Treibhausgasemissionen weltweit, mit 1,5 Prozent liegen wir aber beispielsweise deutlich hinter China, den USA und Indien, die gemeinsam für über 50 Prozent der Emissionen verantwortlich sind. Der indirekte Beitrag, den wir zum Beispiel über die Entwicklung von zukunftsweisenden Technologien leisten können, sollte daher unbedingt auch in die Betrachtung einbezogen werden.
Lange haben Frauen für ihre Karrierechancen gekämpft. Über den Wiedereinstieg in den Job nach der Elternzeit reden alle. Aber es gibt auch Frauen, die sich für den Wiederausstieg entscheiden, weil das Leben mit Kindern und Karriere zu einem Organisations-Marathon geworden ist. Als Mutter von vier Kindern: Können Sie das verstehen?
Jede Familie muss für sich das Lebensmodell finden, das individuell passt und den Bedürfnissen der einzelnen Familienmitglieder gerecht wird. Für die einen kann das ein zügiger Einstieg nach der Elternzeit sein, für die anderen der Wiederausstieg. Ich kenne viele sehr unterschiedliche Modelle. Die Vielfalt ist für mich entscheidend – und dass wir aufhören, einander zu beurteilen und in einen vermeintlichen Leistungswettkampf einzusteigen. Die Energie, die wir Mütter in dieses Thema stecken, ist an anderer Stelle sicherlich sinnvoller eingesetzt.
Zur Person: Veränderung zu gestalten ist ihr Antrieb: In der KfW kann Dr. Susanne Maurenbrecher die großen Veränderungen, die uns in Deutschland, Europa und global bewegen (z.B. Finanzierung der Energiewende), aktiv mitgestalten. Seit November 2023 ist sie Bereichsleiterin Konzernentwicklung und Volkswirtschaft bei der KfW und verantwortet ein großes Themenportfolio (Konzernstrategie, Nachhaltigkeit, Volkswirtschaft, Planung, Steuerung & Projektmanagement sowie Innovation Hub). Davor war sie seit 2009 bei McKinsey & Company, zuletzt als Partnerin im Hamburger Büro (Schwerpunkt im Banking mit Fokus auf Transformationen, ESG, Risikokultur). Ihre beruflichen Wurzeln (nach Ausbildung zur Bankkauffrau und BWL-Studium) hat sie im Nord/LB Konzern geschlagen, u.a. in den Bereichen Finanzen und Unternehmensentwicklung. Maurenbrecher ist verheiratet. Das Paar hat vier Kinder und lebt in Hamburg.