WOCHENAUSBLICK: Dax im Bann von Bundestagswahl und Geschäftszahlen

Zu Beginn der neuen Börsenwoche dürften zunächst die Ergebnisse der Bundestagswahl für reichlich Gesprächsstoff sorgen – auch wenn sie Experten zufolge den Lauf des Dax wohl kaum nachhaltig beeinflussen dürften.

“Vorschusslorbeeren für eine wirtschaftsfreundliche Regierung” könnten womöglich inzwischen genug verteilt worden sein, schrieb Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets mit Blick auf die jüngste Rekordjagd des deutschen Leitindex.

Gleichwohl könnte der Ausgang der Wahl die Stimmung der Anleger beeinflussen. In Deutschland kommt es zu einem Regierungswechsel: Die Union mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz hat die Bundestagswahl klar gewonnen. Der CDU-Chef kündigte eine schnelle Regierungsbildung an – noch ist unklar, mit wem. Kanzler Olaf Scholz gestand die Niederlage seiner SPD ein. Sie liegt noch hinter der AfD, die ihr Ergebnis verdoppelt.

An vierter Stelle folgen nach den Hochrechnungen von ARD und ZDF die Grünen. Die Linke überspringt die Fünf-Prozent-Hürde und ist erneut im Bundestag vertreten. FDP und Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) müssen dagegen um den Einzug ins Parlament bangen. FDP-Chef Christian Lindner kündigte an, er wolle aus der Politik ausscheiden, sollte seine Partei unter fünf Prozent bleiben.

Die große Überraschung ist laut Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, bei der Bundestagswahl damit ausgeblieben. Die Demoskopen behielten mit ihren Umfragen weitgehend recht, ergänzte er. Die ersten Indikationen für den Dax deuten auf einen Start in die Woche auf dem Niveau vom Freitagabend hin. Am Devisenmarkt gab es am Sonntagabend ebenfalls kaum Bewegung.

Aus Sicht von Marktanalyst Christian Henke vom Handelshaus IG stellte man sich am Markt vor allem die Frage, wie lange die Regierungsbildung dauern könnte. Vor den Ergebnissen zeichnete sich dabei keine einfache Lösung ab. Die Probleme, die die neue Regierung anpacken müsse, seien nicht wenige. Der Experte verwies auf die drohenden US-Zölle und die schwache deutsche Konjunktur.

Etwas zuversichtlicher ist Analystin Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen. Ihrer Meinung nach ist es erstaunlich, wie relativ entspannt die Lage an den Finanzmärkten angesichts der vielen Krisen bisher ist. Und das könnte in dieser Woche durchaus so bleiben, denn: “Zwar ist nicht zu erwarten, dass die Bundestagswahl für eine große Aufbruchstimmung sorgen wird, aber vielleicht bringt das Ende der Wahlkampfdebatten doch eine gewisse Erleichterung.”

Positive Impulse für den Aktienmarkt könnten Windt zufolge auch schon am Montag vom Ifo-Index kommen, einem wichtigen Frühindikator für die deutsche Wirtschaft. Sowohl die Ergebnisse der jüngsten Umfrage des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung unter deutschen Finanzexperten als auch die Einkaufsmanagerindizes sprächen für ein besseres Ifo-Geschäftsklima. Zudem steht am Dienstag mit den Detailzahlen des Bruttoinlandsprodukts ein laut der Expertin weiterer relevanter Wirtschaftsindikator auf der Agenda.

Allerdings sollten Anleger auch im Blick behalten, dass sich an den Aktienmärkten zuletzt wieder etwas Inflationssorgen breitgemacht hätten. Hintergrund sind Aussagen des Direktoriumsmitglieds der Europäischen Zentralbank Isabel Schnabel über ein womöglich baldiges Ende des Zinssenkungszyklus. Dabei ist die Hoffnung auf weiter sinkende Zinsen, was Aktien gegenüber Anleihen attraktiver machen würde, ein wesentlicher Treiber der jüngsten Rally.

Überhaupt sei die zweite Februarhälfte traditionell eine schwierige Phase für die Aktienmärkte, mahnten die Chart-Experten von Index-Radar. Zudem könnten ihnen zufolge am Mittwochabend die Geschäftszahlen des Chipherstellers Nvidia zeigen, wie gut die Fantasie rund um Künstliche Intelligenz noch Früchte trägt. Sie gilt ebenfalls als ein wichtiger Antrieb für die Börsen.

Auch hierzulande läuft die Berichtssaison der Unternehmen auf Hochtouren. Schon am Dienstag präsentieren unter anderem der Dialysespezialist Fresenius Medical Care und der Baustoffkonzern Heidelberg Materials ihre Jahreszahlen.

Besonders dicht gepackt ist das Programm am Mittwoch. Dann richtet sich der Fokus auf weitere Dax-Unternehmen wie die Deutsche Telekom, Deutschlands größten Stromversorger Eon und den Rückversicherer Munich Re.

Am Donnerstag geht der Blick eher in Richtung zweite Börsenreihe, wenn der Windanlagenbauer Nordex, der Chipindustrie-Ausrüster Aixtron und der Rüstungselektronik-Spezialist Hensoldt über ihre Geschäfte im abgelaufenen Jahr berichten. Die Woche beschließen dann am Freitag die Jahreszahlen des Versicherers Allianz aus dem Dax. (dpa-AFX/wr) 

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