Der Dax könnte in der neuen Woche an seinen sehr guten Jahresstart anknüpfen. Denn die jüngsten Irritationen rund um mutmaßliche Billigkonkurrenz aus China für die etablierte Tech-Branche hat der deutsche Leitindex inzwischen gut verdaut. Nunmehr dürfte das Börsenbarometer weitere Rekorde anpeilen. Gleichwohl könnten einige Konjunktur- und Unternehmensnachrichten dafür sorgen, dass die aktuelle Erfolgsgeschichte an der Börse erste Kratzer bekommt.
“Der Dax reitet weiter auf der Euphoriewelle”, schrieben die Experten der DZ Bank. Getragen werde die Aufwärtsbewegung vor allem von der Hoffnung auf einen verhandlungsbereiten, “sanften” US-Präsidenten Donald Trump und lösungsorientierte Gesprächsparteien in Washington, Brüssel und Peking, wenn es um die Frage von Importzöllen gehe. Eine solide Basis für Kursgewinne sehe zwar sicherlich anders aus. Aber “was nicht ist, kann ja noch werden” – in Form ansteigender Gewinnerwartungen der Unternehmen für das laufende Jahr und 2026.
Ähnlich zuversichtlich zeigte sich Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus Robomarkets. Es sei ja nicht so, als würde die fundamentale Grundlage für die aktuelle Rally am Aktienmarkt fehlen. Der Technologiekonzern Apple etwa habe jüngst starke Quartalszahlen vorgelegt. Die Amerikaner profitierten von einer gesunden Streuung ihrer Geschäfte.
Damit sollte sich am Dienstagabend ein Blick auf die Geschäftszahlen von Alphabet lohnen. Falls der Google-Mutterkonzern als einer der einflussreichsten Tech-Unternehmen der Welt enttäuschen sollte, könnte dies auch die gute Stimmung am deutschen Aktienmarkt belasten.
Hierzulande stehen mit Siltronic und Infineon bereits am Dienstagmorgen zwei Unternehmen aus der Chipbranche mit ausgewählten Quartalszahlen im Fokus. Am Donnerstag legen der Kupferhersteller Aurubis und der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers ihre Resultate für das erste Geschäftsquartal vor.
Von Seiten der Konjunktur könnte der Freitag den Anlegern neue Erkenntnisse liefern, ob die derzeitige Hausse gut unterfüttert ist. Am Morgen etwa werden Daten zur deutschen Industrieproduktion veröffentlicht, bevor am Nachmittag der viel beachtete, monatliche US-Arbeitsmarktbericht auf der Agenda steht.
Bei dem Job-Report sei das gewohnt große Überraschungspotenzial noch höher als üblich, schrieb Volkswirt Patrick Franke von der Landesbank Hessen-Thüringen. So zeichnete sich der Januar durch verbreitete Schneestürme aus, die vor allem die Mitte des Landes und die ökonomisch wichtigen “Mid-Atlantic States” trafen. Aber selbst in den Südstaaten wie Louisiana, wo sonst selten Schnee fällt, seien zeitweise eisige Temperaturen und ungewöhnliche Schneemengen verzeichnet worden. Wie stark solche Wetterphänomene in den Arbeitsmarktstatistiken durchschlagen, ist Franke zufolge stets schwer vorherzusehen – aber der Effekt sollte negativ gewesen sein. Dies gelte auch für einen möglichen – wenn auch stärker lokal beschränkten – Einfluss der Großbrände bei Los Angeles.
Wichtiger aber ist dem Experten zufolge, dass die Statistiker mit den Januarzahlen einige Revisionen vornehmen. Damit sei das Spektrum der möglichen Ergebnisse des Job-Berichts diesmal ungewöhnlich breit.
Generell spielen Arbeitsmarktdaten eine wichtige Rolle bei Zinsentscheidungen der US-Notenbank. Am Mittwoch hatte die Fed die Leitzinsen stabil gehalten. Auch der robuste Arbeitsmarkt spricht derzeit gegen Zinssenkungen, was für Investoren eher eine schlechte Nachricht ist. Denn hohe Zinsen in der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt lassen Aktien im Vergleich zu zinstragenden Anlagen insgesamt unattraktiver erscheinen. (dpa-AFX/la/gl/he/cw)