Zum Ende eines starken Börsenjahres können sich die Dax-Anleger in der verkürzten letzten Handelswoche wohl entspannt zurücklehnen. “Mit einem Jahresplus von rund 20 Prozent im Deutschen Aktienindex ist die Ernte mehr als erfolgreich eingefahren”, schreibt Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker Robomarkets. “Aktuell spricht auch wenig dafür, dass der Aufwärtstrend in den saisonal eher stärkeren, ersten Handelstagen eines Jahres bereits gebrochen wird.”
Allerdings könnte es dem wichtigsten deutschen Aktienindex laut Molnar schwerfallen, noch vor Silvester die viel beachtete Marke von 20.000 Punkten zurückzuerobern. Er geht von einer engen Handelsspanne aus. Denn die Bücher der professionellen Marktteilnehmer seien geschlossen, “während sich Privatanleger zwischen den Jahren auch eher weniger an der Börse engagieren dürften”.
Verhalten optimistisch ist Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, für die kommenden Handelstage. Schon zuletzt hätten sich die Aktienmärkte ein wenig von dem Stimmungsdämpfer durch die US-Notenbank Fed kurz vor Weihnachten erholt, betont der Experte. “Nach vielen Diskussionen herrscht gegen Jahresende die Meinung vor, dass die neue US-Regierung zumindest wirtschaftlich wohl doch weniger Verwerfungen produzieren wird als zunächst befürchtet”.
In der Woche vor Weihnachten hatten die amerikanischen Währungshüter – wie erwartet – zum dritten Mal in Folge ihren Leitzins gesenkt. Für 2025 prognostizieren sie aber wegen der hartnäckig erhöhten Inflation in den USA weniger Zinssenkungen als bisher. Fed-Chef Jerome Powell betonte, dass es noch zu früh sei, die vom künftigen US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Wirtschaftsmaßnahmen in die Vorhersagen einzubeziehen. “Es ist sehr voreilig, zu versuchen, irgendwelche Schlussfolgerungen zu ziehen”, sagte Powell mit Blick auf weitreichende Zölle, mit denen der Republikaner etlichen Handelspartnern droht.
Laut Marktbeobachtern spiegeln die steigenden US-Anleiherenditen jedoch schon die Erwartung einer weniger lockeren Geldpolitik der Fed nach Trumps Amtsantritt am 20. Januar wider. Vor allem die Aussicht auf weitere Zinssenkungen habe den Aktienbesitzern 2024 deutliche Kursgewinne beschert, erinnerte Molnar. “Bräche diese Fantasie als Triebfeder ganz weg und würde noch von Rezessionsängsten aufgrund weiter hoher Zinsen abgelöst, könnte sich 2025 als ein sehr schwieriges Börsenjahr entpuppen.” Aber dies sei schon “Teil des nächsten Kapitalmarkt-Jahres”, ergänzte Kater.
In Deutschland endet das Börsenjahr 2024 am Montag bereits um 14.00 Uhr. Am folgenden Silvestertag ruht der Handel. Auch an etlichen anderen europäischen Marktplätzen findet am Dienstag kein oder nur ein verkürzter Handel statt. Zum Neujahrstag am Mittwoch bleiben die Börsen geschlossen, bevor sie am Donnerstag und Freitag das neue Handelsjahr einläuten.
Unternehmensseitig steht in der neuen Woche nichts Wichtiges auf der Agenda. Von den wenigen Konjunkturdaten könnten die Einkaufsmanagerindizes aus China (Dienstag und Donnerstag), der Eurozone und Großbritannien (Donnerstag) sowie der US-Industrie (Donnerstag und Freitag) einen Blick wert sein. (dpa-AFX/gl/edh/mis/cw)