Liebe Leserin, lieber Leser,
der Streit ist wohl so alt, wie die Menschheit: Sind wir Menschen im Grunde „gut“ – und haben eventuell durch die Lebensumstände einen Hang zum Bösen entwickelt? Frei nach Berthold Brecht: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral….Oder aber liegt das „Böse“ schon in unseren Genen? Benjamin Hilbig, Professor an der Rheinland-Pfälzischen Universität in Landau, ist dieser Frage auf den Grund gegangen. Conclusio: Genetische Faktoren spielen eine „deutliche Rolle“, aber „auch die Erfahrungen und Umwelteinflüsse“, so Hilbig in einem Interview mit dem Kölner Stadt Anzeiger. So weit, so gut – und irgendwie erwartbar. Was erstaunlicher ist: Das Böse ist offenbar irgendwie generalisiert.
Hilbig hat mit Wissenschaftlern aus Ulm und Kopenhagen ein Maß des Bösen etabliert: Der sogenannte „D-Faktor“ gibt Auskunft über den dunklen Kern der Persönlichkeit. Man muss sich das wohl ähnlich vorstellen, wie bei der Intelligenz: Menschen mit hohem IQ sind oft vielfach begabt. Vielleicht kennst du die Schüler und Schülerinnen, die nicht nur schnell rechnen und toll schreiben konnten, sondern auch sportlich, technisch und handwerklich begabt waren? Genauso verhält es sich laut Hilbig beim D-Faktor. Menschen mit hohem D-Faktor neigen zur Skrupellosigkeit und handeln zu ihrem eigenen Vorteil, egal, ob es anderen schadet. Sie sind gierig, gehässig, betrügen Kunden und Partner und drangsalieren Mitarbeiter.
Pathologischer Egoismus, Narzissmus, mangelnde Selbstkontrolle: Da kommen mir gleich ein paar Politiker in den Sinn. Ich denke an Wladimir Putin, der seine Großmannssucht auf Kosten der Menschen in der Ukraine auslebt und weltweit Regimegegner ermorden lässt; ich denke an den erbarmungslosen Diktator Ayatollah Khamenei, den umstrittenen Herrscher Chinas Xi Jinping, den syrischen Machthaber Baschar al-Assad und, und, und…die Liste ließe sich endlos weiterführen. Was fällt auf? Genau! Keine Frau, die mir auf Anhieb in den Kopf kommt. Und tatsächlich zeigt die Forschung deutlich, dass der D-Faktor bei Frauen nicht so hoch ist wie bei den Männern.
Was bleibt ist die Frage, wieviel „D“ es braucht, um in der Geschäftswelt Karriere zu machen? Denn ist der D-Faktor zu niedrig, so Hilbig, sollte man sich Gedanken über Verhaltensänderungen machen. Eigentlich wissen wir es: Wir Frauen wollen häufig vor allem gemocht werden. Aber ohne eine gesunde Portion Egoismus ist kein Staat zu machen. Kennst du deinen D-Faktor? Falls nicht, kannst du ihn unter https://qst.darkfactor.org selbst ermitteln. Ich habe es noch nicht probiert, mache mich aber gleich am Wochenende mal dran!
In diesem Sinne: Ein erhellendes und helles Wochenende,
beste Grüße
Birgit Wetjen
Chefredakteurin Courage
- Man muss nicht aggressiv sein, um Karriere zu machen. Im Gegenteil: Die Zukunft liegt im emphatischen Führen. 61%, 19 Stimmen19 Stimmen 61%19 Stimmen - 61% aller Stimmen
- Ich möchte keine Karriere machen, weil ich dieses Machtspiel nicht mitspielen will. 26%, 8 Stimmen8 Stimmen 26%8 Stimmen - 26% aller Stimmen
- Wer Macht ausübt, darf nicht zu empathisch sein, sondern muss auch mal härter durchgreifen können. 13%, 4 Stimmen4 Stimmen 13%4 Stimmen - 13% aller Stimmen