NEW YORK: Ein überraschend deutlicher Umsatzanstieg von Amazon hat die Anleger am Mittwoch vorbörslich zum Kauf der Aktie motiviert. Es gab aber auch enttäuschende Aspekte im Quartalsbericht, wodurch die Bewegung etwas gebremst wurde. Dazu gehörten der Ausblick und die Barmittelverwendung.
Im vorbörslichen US-Handel legten die Papiere um 2,3 Prozent auf rund 179 US-Dollar zu, allerdings auch nach einem Kursrutsch um mehr als drei Prozent am Vortag. Eine Annäherung an das Rekordhoch von knapp 190 US-Dollar dürfte der Aktie also nicht gelingen.
Die Cloud-Sparte AWS des Online-Händlers verzeichnete das stärkste Umsatzwachstum seit einem Jahr. Der Markt wertete dies als Zeichen dafür, dass sich die profitabelste Einheit von einem Einbruch erholt. Die Unternehmen seien wieder bereit, mehr für ihre Technologieprojekte auszugeben, hieß es. Amazon profitiere auch vom verstärkten Bedarf an Rechenleistung für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI), sagte Konzernchef Andy Jassy in einer Telefonkonferenz mit Analysten.
Trotz der starken Cloud-Leistung blieb die Umsatzprognose des Konzerns für das laufende Quartal hinter den Schätzungen zurück. Dies wiederum spiegele die Besorgnis über das wichtige E-Commerce-Geschäft wider, hieß es. Verbraucher würden weiterhin nur vorsichtig Geld ausgeben. Analyst Brent Thill von Jefferies relativierte die Bedeutung jedoch etwas. Er betonte, dass Amazon für gewöhnlich konservativ prognostiziere.
Möglicherweise sind auch einige Marktteilnehmer enttäuscht davon, wie der Konzern mit seinen Barmitteln plant. Einige Anleger hätten darauf gewettet, dass der E-Commerce- und Cloud-Computing-Riese eine Dividende zahlen oder Aktien zurückkaufen würde, so wie es zuletzt die Konkurrenten Meta und Alphabet ankündigten. Dieser Wunsch wurde allerdings nicht erfüllt, denn Amazon plant vermehrt mit Investitionen. Analyst Doug Anmuth von JPMorgan betonte allerdings, er habe mit einer Dividenden- oder Rückkaufankündigung erst Ende 2024 oder sogar 2025 gerechnet.
Anmuth zog denn auch in der Summe ein positives Fazit, weil die AWS-Beschleunigung und steigende KI-Nachfrage 2024 zu höheren Investitionsausgaben führten. “Nachdem wir die Ergebnisse des ersten Quartals hinter uns gelassen haben, sind wir noch stärker von der kurzfristigen und langfristigen Investitionsmöglichkeit überzeugt”, schrieb der Experte und sah dadurch seine Favoritenrolle von Amazon untermauert. Er gibt den Aktien weiterhin den Status einer “Best Idea”.
Dies deckt sich mit dem Status als “Top Pick” unter den großen US-Internetwerten, den der Evercore-ISI-Experte Mark Mahaney den Amazon-Aktien weiter gibt. Seiner Ansicht überwogen im Quartalsbericht die positiven Aspekte. Neben AWS erwähnte er auch noch eine rekordhohe Marge. (dpa-AFX/ml)