Die Aussicht auf milliardenschwere Investitionen in den Wachstumstreiber Künstliche Intelligenz (KI) hat am Donnerstag die Aktie des Social-Media-Giganten Meta auf Talfahrt geschickt. Trotz eines starken Quartalsberichts sackten die Papiere der Facebook- und Instagrammutter vorbörslich um 15,3 Prozent auf 418 US-Dollar ab. Allerdings haben sie in diesem Jahr bereits einen starken Lauf hinter sich. Ihr Rekordhoch erreichten sie am 8. April bei etwas über 530 Dollar. Ihr Gewinn seit Anfang 2024 beläuft sich auf rund 40 Prozent, womit das Papier zu den Favoriten im Nasdaq 100 zählt.
Andere Social-Media-Aktien wurden mit nach unten gezogen. So verloren die Papiere von Snap vorbörslich 4,8 Prozent auf 10,55 Dollar, und die Papiere von Pinterest gaben um 4,7 Prozent nach auf 31,30 Dollar.
Der gute Geschäftsauftakt von Meta rücke angesichts des angekündigten “mehrjährigen KI-Investitionszyklus” in den Hintergrund, konstatierte Analyst Ingo Wermann von der DZ Bank. Zugleich sprach er von einem “sehr guten” ersten Quartal des US-Konzerns und bewertete die Ausweitung des Angebots an KI-Lösungen positiv. Und zwar, obwohl dies kurz- bis mittelfristig mit erheblichen Kosten und einer Belastung des für die Aktionäre besonders interessanten freien Cashflows einhergehe.
Langfristig dürften die neuen Angebote laut Wermann nämlich “zu einer längeren Verweildauer der Nutzer und höheren Werbeeinnahmen, vor allem im Bereich des Business Messaging, führen.” Der Experte senkte zwar seine Schätzungen für Meta und damit auch den fairen Wert der Aktie, bekräftigte aber seine Kaufempfehlung.
Nach der Hoffnung auf eine Wende im Aktienkurs von Tesla, die tags zuvor von den Visionen des Konzernchefs Elon Musk befeuert worden sei, “herrscht nach der Party heute Katerstimmung”, kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets die vorbörsliche Kursbewegung.
Die Visionen von Mark Zuckerberg, dem Gründer und Chef von Meta, schreckten ab, präzisierte er. “Der eine will kostengünstigere E-Autos bauen und der andere die Nummer eins in Sachen KI werden – nur, dass Letzterer die Kosten dafür schon beziffert, während der Autobauer mit Details nicht herausrücken wollte.” Dass Meta bis zu 45 Milliarden Dollar in diesem Jahr allein für den Kauf von Rechenpower und die Entwicklung entsprechender KI-Modelle ausgeben wolle, veranlasse offensichtlich viele Anleger dazu, ihre Papiere zu verkaufen. Ob und wann sich diese Kosten rechneten, darauf wollten sie wohl nicht warten.
Barclays-Analyst Ross Sandler fasste den Frust der Anleger so zusammen: “Kurz gesagt: Kein Internet-Investor mag einen Investitionszyklus ohne Umsatz.” Wenn es jedoch etwas gebe, das der Social-Media-Konzern im Laufe der Jahre bewiesen habe, dann sei es, dass er bei bedeutenden Plattformwechseln in der Technologie extrem gut sei, womöglich sogar am besten. Daher rät Sandler zwar erst einmal zur Vorsicht, bevor ans Aufstocken von Positionen in der Aktie gedacht werde. Doch bisher habe Zuckerberg nichts verlautbart, das Anlass zu großer Sorge geben dürfte, schrieb er. (dpa-AFX/cw)