PARIS/LONDON/ZÜRICH: Europas Aktienmärkte haben am Donnerstag leicht zugelegt. Die Nachwehen der US-Wahl und das Ende der Regierungskoalition in der größten Volkswirtschaft Europas, Deutschland, verhinderten ebenso eine klarere Positionierung wie die anstehenden Zinssignale der US-Notenbank. Einzelwerte reagierten unterdessen mit starken Bewegungen in beide Richtungen auf neue Zahlen.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann am späten Vormittag 0,63 Prozent auf 4.830,53 Punkte. Der Schweizer Leitindex SMI stieg um 0,76 Prozent auf 11.937,17 Punkte, während der britische FTSE 100 kaum verändert tendierte.
Die US-Zinsentscheidung sollte trotz aller derzeitigen politischen Turbulenzen nicht unterschätzt werden. “Spannend könnte die anschließende Pressekonferenz werden, nachdem gestern die Inflationserwartungen und damit auch die Zinsen weiter kräftig gestiegen sind”, hieß es von Index Radar mit Blick auf den Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl. “Unserer Einschätzung nach wird eine Zinspause Anfang 2025 immer wahrscheinlicher.”
Stärkster Sektor war der der Rohstofftitel. Unerwartet starke Exportdaten des rohstoffhungerigen Chinas beflügelten. Die Ausfuhren der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hatten zuletzt im Vorjahresvergleich um 12,7 Prozent zugelegt. Analysten hatten nur mit einem Anstieg von etwa fünf Prozent gerechnet.
Aber auch die Zahlen von ArcelorMittal kamen gut an. Die Analysten des Investmenthauses Jefferies sprachen von einem besser als erwarteten dritten Quartal. Die Aktie stieg um 6,2 Prozent.
Gefragt waren auch Swiss Re. Trotz einer Gewinnwarnung zog der Wert um sechs Prozent an. Analysten fokussierten sich auf die am Morgen angekündigten Rückstellungen für Schäden aus früheren Jahren im US-Haftpflichtgeschäft. Die Risiken sänken damit, die Eigenkapitalstory werde so erheblich entschärft, lobte RBC-Analyst Derald Goh.
Auf weniger Gegenliebe stieß dagegen das Zahlenwerk von Adyen. Der niederländische Zahlungsdienstleister war im dritten Quartal nicht so stark wie von Experten erwartet gewachsen. Die Aktie verlor 6,4 Prozent.
Unter den kleineren Werten verzeichneten Air France-KLM deutliche Verluste. Mit ihren Zahlen zum dritten Quartal habe die Fluggesellschaft die Erwartungen verfehlt, schrieb JPMorgan-Analyst Harry Gowers. Er und zahlreiche weitere Analysten verwiesen vor allem auf gestiegene Kosten als Grund für den Kurssturz. Die Aktie brach um 11,2 Prozent ein.