PARIS/LONDON/ZÜRICH: Europas Aktienmärkte haben am Freitag nachgegeben. Damit setzte sich das Hin- und Her der vergangenen Tage in einer Woche voller Großereignisse fort. Als Belastung für den Gesamtmarkt erwiesen sich Sorgen rund um den Zustand der Wirtschaft Chinas.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor am späten Vormittag 1,21 Prozent auf 4.793,19 Punkte. Der Schweizer Leitindex SMI sank um 1,1 Prozent auf 11.791,53 Punkte, während der britische FTSE 100 um 0,73 Prozent auf 8.081,13 Punkte sank.
Die US-Zinssenkung am Vorabend und die Gewinne an den US-Märkten lieferten den europäischen Börsen damit keinen neuen Rückenwind – ein Zeichen dafür, dass die Marktteilnehmer die internationalen Börsen derzeit durchaus differenziert betrachten. “Die europäische Konjunktur bleibt durch strukturelle Probleme in Deutschland und das Risiko neuer US-Zölle belastet”, hieß es in einer Markteinschätzung der Fondsgesellschaft DJE. “Das strukturelle Wachstumspotenzial der USA bleibt höher als in Europa, wodurch die US-Region mittelfristig daher weiterhin die besseren Anlagechancen bietet.”
Hinzu kamen neue Nachrichten aus China. Als weitere Maßnahme zur Entlastung der Wirtschaft hat das Land ein Umschuldungsprogramm für seine Lokalregierung angekündigt. Investoren an den Börsen war das aber nicht genug. Die Ankündigung wirke mehr wie eine Notmaßnahme als ein massives Maßnahmenpaket zur Ankurbelung der chinesischen Wirtschaft, merkte Marktexperte Stephen Innes vom Vermögensverwalter SPI Asset Management an.
Rohstoffwerte fielen deutlich, nachdem die Preise für Rohöl, Kupfer und Eisenerz unter Druck geraten waren. Bei zahlreichen Rohstoffen ist die Nachfrage aus China maßgeblich.
Daneben schwächelten auch andere exportorientierte Branchen wie Autos und Luxus. Letztere reagierten zudem auf neue Zahlen von Richemont. Das Geschäft des Schmuck- und Uhrenkonzerns war im ersten Halbjahr seines Geschäftsjahres ins Stocken geraten. Der Konzerngewinn habe die Erwartungen verfehlt, bemängelten die Analysten der UBS. Richemont gaben darauf um 6,3 Prozent nach. Das Marktschwergewicht LVMH fiel um 3,7 Prozent, während Kering um 6,6 Prozent absackten und damit ihre schwache Entwicklung seit Jahresbeginn fortsetzten.
Besser hielten sich indes defensive Sektoren wie Versorger und Pharma. Unter den Aktien der Fluggesellschaften setzten IAG Akzente. Flüge nach Nordamerika hatten bei der British-Airways-Mutter für ein überraschend gutes drittes Quartal gesorgt. Wegen der hohen Nachfrage hatte der Konzern das Flugangebot ausgebaut und mehr Erlös eingefahren. Die Aktie kletterte um 5,4 Prozent.