FRANKFURT: Nach dem deutlichen Rücksetzer am deutschen Aktienmarkt am Vortag als Reaktion auf den US-Wahlsieg Donald Trumps haben die Kurse am Donnerstag wieder kräftig zugelegt. Marktbeobachter verbinden mit dem Aus der Ampel-Koalition in Berlin die Hoffnung auf eine fiskalpolitische Unterstützung für die angezählte deutsche Konjunktur. Auf Erholungskurs gingen die am Vortag abgestraften Automobilaktien.
Der Dax legte am frühen Nachmittag um 1,3 Prozent auf 19.294 Zähler zu. Damit ist die Kursdelle vom Vortag mehr als ausgebügelt. Am Mittwoch hatte der Leitindex ein Abrutschen unter die runde Marke von 19.000 Punkten nur knapp vermieden.
Die vorgezogenen Neuwahlen im Bund hätten die Hoffnung auf mehr fiskalische Unterstützung für die Wirtschaft geweckt, schrieb Sandra Rhouma, Analystin beim Investmenthaus AllianceBernstein. Auch Carsten Mumm vom Bankhaus Donner & Reuschel wertete das Ende der Ampel durchaus als Chance: “Das Ende der Ampel-Regierung war überfällig und kam insofern nicht allzu überraschend”. Nun bestehe die Chance eines “ökonomischen und politischen Aufbruchs”.
Derweil richtet sich der Fokus der Anleger auch auf die US-Notenbank Fed. Die wird am Abend ihre Geldpolitik voraussichtlich erneut lockern. Ökonomen erwarten überwiegend eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte in eine Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent.
Der MDax der mittelgroßen Börsenwerte lag am Donnerstag bei 26.697 Punkten mit 1,4 Prozent im Plus. Der EuroStoxx 50
als Leitindex der Eurozone blieb mit plus 0,7 Prozent etwas zurück.
Auch am Donnerstag legten etliche Unternehmen ihre Quartalsbilanzen vor, darunter Dax-Schwergewichte wie Heidelberg Materials, Munich Re
, Rheinmetall
und Daimler Truck
. Heidelberg Materials verteuerten sich um 5,7 Prozent, die Anleger begrüßten einen optimistischen Jahresausblick des Baustoffkonzerns.
Für Daimler Truck ging es um 5,8 Prozent aufwärts. Analystin Daniela Costa von Goldman Sachs lobte die Profitabilität des Lkw-Herstellers. Rheinmetall stiegen an der Dax-Spitze um 6 Prozent, Deutschlands größter Rüstungskonzern profitierte auch im dritten Quartal vom Rüstungsboom angesichts des Ukraine-Kriegs. Qiagen zogen um 3,7 Prozent an, der Labordienstleister hatte am Vorabend erneut die Gewinnprognose erhöht.
In der zweiten Reihe im MDax verteuerten sich Nemetschek um 9 Prozent. Der Software-Entwickler schätzt die Wachstumsaussichten optimistischer ein als zuvor.
Die Quartalsberichte des Chemiekonzerns Lanxess und des Großküchenausrüsters Rational kamen dagegen nicht gut an, beide Aktien gerieten unter Druck. Starke Geschäftszahlen des Wettbewerbers ArcelorMittal
verhalfen dagegen Thyssenkrupp
und Salzgitter zu Aufschlägen von jeweils über 8 Prozent.
In der dritten Reihe im SDax profitierten die Aktien des Software-Unternehmens Compugroup
und des Anlagenbauers Dürr von ihren Geschäftszahlen. Compugroup zogen um 8,5 Prozent an und Dürr um gut 6 Prozent.
Der Euro erholte sich etwas von den hohen Verlusten des Vortages und notierte zuletzt bei 1,0771 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,0695 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt fielen die Anleihekurse. Der Rentenindex Rex sank um 0,32 Prozent auf 125,19 Punkte zu. Die Umlaufrendite stieg von 2,33 Prozent am Mittwoch auf 2,41 Prozent. Der Bund-Future
verlor 0,32 Prozent auf 131,06 Zähler.