FRANKFURT: Die Anleger am deutschen Aktienmarkt haben auch am Dienstag eine klare Positionierung gescheut. Angesichts einer Flut von Geschäftszahlen und Wirtschaftsdaten sowie vor der Feiertagspause am Mittwoch drehte der Dax nach einem freundlichen Start schnell ins Minus. Zuletzt verlor der Leitindex 0,27 Prozent auf 18 068,74 Punkte und knüpfte damit an den verhaltenen Wochenauftakt an. Für den April steuert er auf einen Kursrückgang um mehr als 2 Prozent zu. Das zu Monatsbeginn erreichte Rekordhoch von 18 567 Punkten erscheint derzeit in weiter Ferne.
Bei 18 200 Punkten liege ein hartnäckiger Widerstand für den Dax, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. Hier dürfte sich auch die Frage entscheiden, ob die Anleger im Mai der Börse mehrheitlich den Rücken kehrten oder auf eine Fortsetzung der jüngsten Erholung hoffen könnten. Bei 17 900 Punkte sieht der Experte den Index nach unten abgesichert.
Der MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen behauptete am Dienstagvormittag ein Plus von 0,22 Prozent auf 26 403,59 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um 0,3 Prozent nach unten.
Nach den weiter niedrigen deutschen Inflationsdaten vom Vortag sollten auch die später erwarteten Inflationsdaten für die Eurozone keine großen Überraschungen bringen, glaubt Molnar. Eine erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juni bleibe damit gesetzt. Die US-Notenbank Fed dürfte hingegen weder auf ihrer Sitzung am Mittwochabend noch im Juni ihre Geldpolitik lockern. “Hier bleibt der September der Strohhalm, an den sich die Anleger jetzt klammern, nachdem sie zu Jahresbeginn noch sechs Senkungen am Stück eingepreist hatten.”
Im Dax belegten Mercedes-Benz und Volkswagen am Dienstag mit Kursverlusten von 3,5 beziehungsweise 2 Prozent die hinteren Plätze. Die Schwaben hätten noch schwächer als befürchtet abgeschnitten, kommentierte ein Händler den Umsatzrückgang sowie den operativen Ergebniseinbruch im ersten Quartal. Enttäuschend sei vor allem die Umsatz- und Margenentwicklung in der Pkw-Sparte.
Auch die Wolfsburger berichteten für den Jahresbeginn eine rückläufige Geschäftsentwicklung. Die Erwartungen seien verfehlt worden, schrieb UBS-Analyst Patrick Hummel. Er geht davon aus, dass die Konsensschätzung für das operative Jahresergebnis um rund 5 Prozent sinken wird. Der Ausblick sei zwar bestätigt worden, erscheine nun aber ehrgeiziger als bisher.
Die Aktien von Adidas gaben um 1 Prozent nach. Nach dem zuletzt guten Lauf versilberten Investoren die jüngsten Kursgewinne, nachdem der Sportartikelhersteller die vorab veröffentlichten Eckdaten und den schon damals angehobenen Ausblick bestätigt hatte.
Dagegen setzte sich Vonovia mit einer weiteren Kurserholung von 5,4 Prozent an die Dax-Spitze. Analyst Neil Green von der US-Bank JPMorgan attestierte Deutschlands größtem Wohnimmobilienkonzern einen ermutigenden Jahresstart. Er erzielte nach einem Milliardenverlust im Vorjahr nun wieder einen Gewinn. Für 2024 hob Vonovia zudem die Prognose für das Wachstum der Mieteinnahmen an.
Bei MTU freuten sich die Anleger über ein Kursplus von 1,2 Prozent. Damit setzten die Aktien ihren Aufwärtstrend fort. Der Triebwerksbauer rechnet trotz des Rückrufs tausender Airbus-Triebwerke in diesem Jahr weiter mit Geschäftsrekorden. Das bereinigte operative Quartalsergebnis (Ebit) liege trotz der etwas enttäuschenden Umsatzentwicklung über der Konsensschätzung, konstatierte Jefferies-Expertin Chloe Lemarie.
Unter den MDax-Berichtsunternehmen konnte der Schmierstoffhersteller Fuchs mit der Quartalsbilanz und den bestätigten Jahreszielen nicht überzeugen: Die Aktien verloren am Indexende 3,7 Prozent und knüpften damit an den schwachen Vortag an.
Dagegen verteuerten sich Morphosys-Titel um 1,5 Prozent und machten so einen Teil ihrer Vortagsverluste wieder wett. Angesichts der anstehenden Übernahme durch den Pharmariesen Novartis spielten die tiefroten Quartalsresultate des Wirkstoffforschers am Markt nur eine untergeordnete Rolle. (dpa-AFX/ml)