Nach einem durchwachsenen Wochenauftakt dürfte es am Dienstag an den US-Börsen etwas nach unten gehen. An der Wall Street wurde der Leitindex Dow Jones Industrial vom Broker IG eine Dreiviertelstunde vor Handelsbeginn ein halbes Prozent tiefer auf 43.158 Punkte taxiert. Die Indikation für den Nasdaq 100 lag außerdem mit 0,3 Prozent im Minus.
Börsianern zufolge wackelt der sogenannte “Trump-Trade” zusehends, mit dem Anleger im Laufe der ersten November-Hälfte auf die Rückkehr des Ex-Präsidenten Donald Trump reagiert hatten. Von den Rekorden, die die großen US-Indizes zuletzt aufstellten, kommen die Kurse nun wieder etwas zurück. Denn es besteht die Sorge, Trump könnte mit seiner Politik die Inflation anheizen und so die Bereitschaft der US-Notenbank bremsen, die Zinsen weiter zu senken.
Als Belastung hinzu kommen am Dienstag Bedenken um eine weitere Eskalation des Ukraine-Kriegs, der mittlerweile schon 1.000 Tage andauert. Nach der US-Erlaubnis für den Einsatz weitreichender Waffen gegen Ziele in Russland hat die Ukraine nach Angaben des Moskauer Verteidigungsministeriums russisches Territorium mit sechs Raketen aus US-Produktion beschossen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Tass.
“Anziehende Inflationsgefahren, teilweise hohe Bewertungen und Erwartungen, mögliche Handelskriege und zunehmende geopolitische Spannungen bei deutlich höheren Wachstumserwartungen als in Europa lassen uns nicht nur positiv auf US-Aktien und damit auf das Jahr 2025 blicken”, schrieben die Experten von Index-Radar. “Wir rechnen derzeit eher mit einer Ernüchterung an den Märkten im ersten Halbjahr und einer breiten Konsolidierung”, fuhren sie fort. Sie setzen mehr auf die zweite Jahreshälfte und geben dafür dann US-Aktien den Vorzug gegenüber Europa.
Die UBS hob in einer Strategiestudie zwar ihre Gesamteinschätzung für US-Aktien an, aber nur auf ein neutrales Votum mit “Benchmark”. Stratege Andrew Garthwaite argumentierte neben der America First-Politik von Trump, die US-Märkte seien ein Rückzug, sollte das globale Wirtschaftswachstum sich abkühlen. Es spreche aber gegen ein positives Votum, dass schon viel Trump-Fantasie in den Kursen eingepreist sei. Er monierte daher die relativ hohe Bewertung.
Von Walmart kamen in dem schwächeren Marktumfeld gute Nachrichten, wie ein vorbörslicher Anstieg um 3,4 Prozent signalisiert. Der US-Supermarktkonzern hatte seine Jahresprognose ein weiteres Mal nach oben geschraubt und dürfte damit der Rekordrally seiner Aktien neue Nahrung geben. Auch mit den Zahlen zum dritten Quartal übertraf der Handelsriese die Erwartungen der Analysten.
Vom Baumarktkonzern Lowe’s war die Reaktion der Anleger dagegen enttäuschter, wie ein vorbörslicher Rückgang um 1,2 Prozent zeigt. Die Zahlen hätten zwar mehr oder weniger die Erwartungen erfüllt, doch nach den Resultaten des Konkurrenten Home Depot hätten einige Investoren wohl auf noch etwas mehr gehofft, hieß es unter Händlern.
Mit einem Kurssprung um 26 Prozent knüpften die zuletzt abgestürzten Titel von Super Micro vorbörslich an ihre 16-Prozent-Rally vom Vortag an. Am Montag wurde schon darüber spekuliert, dass der einst als KI-Gewinner gehandelte Serverspezialist einen Zwangsrückzug von der Börse wegen eines verschobenen Jahresabschlusses noch vermeiden kann. Mittlerweile wurde ein konkreter Plan vorgestellt. Mit einem neuen Auditor im Rücken sollen die Anforderungen der Nasdaq-Börse in letzter Minute erfüllt werden.
Nach einem Kurssprung um mehr als 160 Prozent im späten Vortagshandel zeichnet sich am Dienstag nochmals ein hohes Kursplus von elf Prozent bei dem Kryptowährungs-Marktplatz Bakkt ab. Grund dafür ist Übernahmefantasie, denn Kreisen zufolge befindet sich die Trump Media & Technology Group des designierten US-Präsidenten in Verhandlungen. Dies lastete umgekehrt mit minus sieben Prozent auf dem Kurs von Trump Media & Technology. (dpa-AFX/cw)