In der neuen Comedyserie „Frier & 50 – Am Ende meiner Tage“ auf Joyn und in SAT.1 spielt Annette Frier, 51, eine Frau in den Wechseljahren und zeigt, dass diese Lebensphase genauso lustig wie berührend sein kann. Im Interview spricht die Schauspielerin und Produzentin über Selbstakzeptanz, Mut zur Veränderung und warum man im Leben nie wirklich fertig ist – ganz nach dem Motto: Das Ende der Tage ist nicht das Ende aller Tage.
Courage: Frau Frier, wie kamen Sie darauf, eine Serie zu den Wechseljahren zu machen?
Annette Frier: Uns ging es darum, das Thema unterhaltsam und nahbar zu erzählen, mit echten Menschen, echten Themen und viel Humor. Komik und Tragik sind ja untrennbar miteinander verwoben, hat Tschechow schon gewusst. Wichtige Frauengeschichten als Sitcom zu erzählen, fanden wir daher absolut konsequent.
Courage: Sie sind Hauptdarstellerin und Co-Produzentin. Was bedeutet das für Sie?
Annette Frier: Das war ein großer Schritt aus meiner Komfortzone. Vor zehn Jahren hätte ich mich das noch nicht getraut. Als Schauspielerin kann man sich hinter Buch oder Regie ganz gut verstecken. Wenn es schiefläuft, ist es jetzt auch meine Verantwortung. Wir setzen uns oft zu enge Grenzen. Ich habe gelernt: Mut lohnt sich, auch wenn man manchmal nachts fracksausend wachliegt.
Courage: Wie erleben Sie die Wechseljahre als gesellschaftliches Thema?
Annette Frier: Durch die hormonelle Umstellung verändert sich oft ein innerer Kompass. Das Bedürfnis, es allen recht zu machen, wird schwächer, Ehrlichkeit wichtiger. Diese Ehrlichkeit wird in der Gesellschaft gerne propagiert, aber gelebt wird sie selten. Für mich als Komödiantin ist das ein Geschenk, weil genau dort die Widersprüche liegen.
Courage: Es gibt viele Bücher zum Thema Wechseljahre. Ist das Thema angekommen?
Annette Frier: Ja, das Thema ist definitiv da. Ich wünsche mir, dass man es irgendwann nicht mehr besonders benennen muss. Wie bei Diversität, Gleichberechtigung oder Alter wäre es so schön, wenn es einfach Normalität ist. Bis dahin ist es ein langer Weg, und unsere Serie ist hoffentlich ein kleiner Beitrag dazu.
Courage: Wie viel von Ihnen steckt in der Serie?
Annette Frier: Ich heiße ja schon mal Annette Frier, sehe ihr verdammt ähnlich und bin bereit, mich selbst und diese Meta- Ebene aufs Korn zu nehmen. Je intimer ein Thema, desto allgemeiner wird es. Wir denken oft, unsere Themen seien einzigartig, ganz individuell, dabei teilen viele dieselben Sorgen, Ängste und Gedanken. Wer sich verletzlich zeigt, kann ausgelacht werden. Aber das ist noch lange kein Grund zu kneifen.
Courage: Wie erleben Sie Ihre Wechseljahre?
Annette Frier: Für mich sind die Wechseljahre wie eine zweite Pubertät. Das ist mitunter auch sehr anstrengend. Früher wollte ich alles richtig machen, vor allem als meine Kinder klein waren. Heute akzeptiere ich zunehmend meine sogenannten Fehler, bin insgesamt wieder neugieriger. Viele Frauen stellen sich in dieser Lebensphase grundsätzlich Fragen zu ihrem Platz im Leben, unabhängig davon, ob sie Kinder haben oder nicht. Alte Rollenbilder verlieren an Bedeutung. Wir Frauen sollten uns gegenseitig mehr unterstützen, das sollten wir als Menschen ohnehin tun, Männer sind hier explizit auch gemeint. Ein Riesenmissverständnis ist, dass wir meinen, im Leben mit irgendetwas fertig zu werden, es gibt immer Neues, das tröstet mich irgendwie in Stunden des Zweifels.
Courage: Haben Sie persönliche Tipps für diese Lebensphase?
Annette Frier: Mir helfen zwei Dinge: Erstens Pausen machen, atmen, das ganze Ratgeber-Ding, was Sie ohnehin schon wissen. Fun Fact: Atmen hilft wirklich. Und zweitens: Die Perspektive wechseln. Wenn man sich bei eigenen Sorgen fragt, was man jetzt der besten Freundin raten würde, wird man automatisch liebevoller. Einfach mal die beste Freundin für sich selbst sein – das hilft enorm.
Die Serie „Frier & 50 – Am Ende meiner Tage“ startet am 10. November auf Joyn und am 24. November um 22:15 Uhr in Sat.1.


