Im Februar führte ein Machtwort des Vatikans noch dazu, dass die deutschen Bischöfe einen wichtigen Reformschritt zunächst verschoben. Doch nun haben sie ihn doch vollzogen.
Erst hatte der Vatikan die deutschen Bischöfe zurückgepfiffen, doch nun haben sie doch noch einen wichtigen Reformschritt vollzogen. Bereits am Montag habe der Ständige Rat der Bischofskonferenz die Satzung des Reformgremiums Synodaler Ausschuss verabschiedet, teilte der Sprecher der Bischofskonferenz, Matthias Kopp, mit. «Die Dinge haben sich von der vergangenen Vollversammlung über das Gespräch in Rom bis jetzt weiter entwickelt», erläuterte Kopp der dpa.
Als Konsequenz aus dem Skandal um sexuellen Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche hatte die Deutsche Bischofskonferenz 2019 gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) einen Reformprozess angestoßen, den Synodalen Weg. Er soll die Strukturen verändern, die innerhalb der Kirche Missbrauch begünstigen. Eines der zentralen Projekte dieses Erneuerungsversuchs ist die Planung eines Synodalen Rats, in dem Bischöfe und Laien künftig gemeinsam beraten und entscheiden sollen.
Verhältnis zu Rom hat sich entspannt
Um den Synodalen Rat vorzubereiten, haben die Bischofskonferenz und das ZdK einen Synodalen Ausschuss gegründet. Eine im vergangenen Februar während der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe geplante Ratifizierung der Satzung des Ausschusses wurde von Papst Franziskus jedoch faktisch blockiert: Drei hohe Kurienkardinäle aus dem Vatikan schrieben der Bischofskonferenz einen sehr deutlichen Brief, woraufhin der Vorsitzende Georg Bätzing die Abstimmung von der Tagesordnung strich. Nun ist die Ratifizierung gleichwohl mit zweimonatiger Verzögerung doch noch erfolgt.
Diese Entwicklung wird von Beobachtern darauf zurückgeführt, dass sich das stark abgekühlte Verhältnis zwischen den deutschen Bischöfen und der Kirchenzentrale in Rom zuletzt wieder etwas entspannt hat. Im März war Bischof Bätzing mit einer Delegation erstmals seit längerer Zeit wieder im Vatikan empfangen worden. Dabei hatten beide Seiten vereinbart, sich künftig regelmäßig zu sehen und in den Reformfragen eng abzustimmen. Aus Kirchenkreisen verlautete, die Bischöfe hätten dem Vatikan versichert, nichts Wesentliches zu beschließen, was vorher nicht von Rom gebilligt wurde.
Dem Niedergang der Kirche entgegenwirken
Der Vatikan hat wiederholt seine Position klargemacht: Ein Gremium, in dem Laien – Nicht-Kleriker – gleichberechtigt mit Bischöfen entscheiden, hält er für unvereinbar mit dem Kirchenrecht. Die deutschen Bischöfe wiederum haben versichert, nicht gegen das Kirchenrecht verstoßen zu wollen. Die große Mehrheit der Bischöfe hält eine wesentlich stärkere Beteiligung von Laienvertretern an kirchlichen Entscheidungen für zwingend notwendig, um dem Niedergang der Kirche entgegenzuwirken. Sie weisen darauf hin, dass die katholische Kirche in Deutschland jedes Jahr Hunderttausende Mitglieder verliert.
Vier der deutschen Bischöfe wollen diesen Weg nicht mitgehen und auch weiterhin nicht im Synodalen Ausschuss mitarbeiten. Das bekräftigten sie in einer gemeinsamen Erklärung auf der Website des Erzbistums Köln. Es handelt sich um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sowie die Bischöfe Gregor Maria Hanke aus Eichstätt, Stefan Oster aus Passau und Rudolf Voderholzer aus Regensburg.
Der Kirchenrechtler Thomas Schüller sagte der dpa, Bätzings Gespräche in Rom hätten einen «brüchigen Waffenstillstand» zuwege gebracht: «Egal was im Synodalen Ausschuss beschlossen wird, es muss in Rom genehmigt werden», fasste Schüller zusammen. «Rom hat also den Daumen drauf. Die Synodalen werden also wie unter Bewährung beraten, ohne zu wissen, ob sie auf römische Huld und Gnade hoffen dürfen.» (dpa/ag)