Liebe Leserin, lieber Leser,
es gibt Überschriften, da bleibt man hängen. „Die emanzipierte Tussi“ titelte der Bremer Weser-Kurier neulich in seiner Wochenendausgabe. Und klar, dass ich neugierig geworden bin. Ein Essay der Chefredakteurin Silke Hellwig über die „pralle Rückkehr der Weiblichkeit, genannt Hyperfeminismus.“
Wow, dachte ich so bei mir, dann startete sogleich das Gedankenkarussell. Wie sexy darf frau sich als Feministin geben? Wie sexy darf sie sein? Rote Lippen und trotzdem selbstbestimmt? Die Influencerin, Autorin und Unternehmerin Tijen Onaran musste diese Diskussion schon sehr häufig führen. Muss frau unerotisch daherkommen, wenn oder weil sie erfolgreich ist? Muss sie nicht.
Auf der anderen Seite: Warum fühlt sich so manch eine Influencerin ganz besonders emanzipiert, weil sie sich sexy zeigen kann? Nicht, weil sie es nötig habe, sondern weil sie es kann? Sex sells, das ist wohl unumstritten. Und vielen Sportlerinnen wird offensichtlich nahegelegt, sich in den sozialen Medien etwas freizügiger zu zeigen, um die Anzahl der Follower zu erhöhen. Tiefer Ausschnitt versus tiefe Gedanken: Da werden Erinnerungen wach. Johannes B. Kerner hatte die vorlaute, erfolgreiche und sexy Quasselstrippe Verona Feldbusch (heute Pooth) und die Emanze und Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer 2001 zum Schlagabtausch ins Fernsehstudio geladen. „Brain versus body“, titelten die Medien. „Ihr body ist gut in shape“, frotzelte Feldbusch – und Schwarzer soll ernsthaft und humorlos aufgeklärt haben, sie sei nicht body, sondern brain! So zumindest hat Feldbusch die Geschichte später mal bei Lanz erzählt.
Keine Frage: Damals wurde mit harten Bandagen gefightet, Schwarzer hatte Feldbusch schon im Vorfeld eine „Ohrfeige für jede deutsche emanzipierte Frau“ genannt. Trotz all ihrer Erfolge. Am Ende hatte Feldbusch die Lacher auf ihrer Seite. „Punktsieg für Pumps“, schrieb der Spiegel. Thema damit vom Tisch? Mitnichten! Noch immer diskutieren wir, ob body und brain zusammengehen. Meine Meinung: na klar! Aber ich gebe zu: Wenn ich so manch eine Influencerin sehe, dann frage ich mich, ob es wirklich nötig ist, mit tiefem Ausschnitt und prallem Popo in knappem Bikini so jedes Klischee zu erfüllen.
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Liebe Grüße und ein beschwingtes Wochenende!
Birgit Wetjen
Chefredakteurin Courage
- Na klar! Erlaubt ist, was gefällt. 67%, 62 Stimmen62 Stimmen 67%62 Stimmen - 67% aller Stimmen
- Ja, aber es gibt eine Grenze - wenn eine Inszenierung ins Sexistische kippt, die Frau als Sexobjekt wahrgenommen wird. 28%, 26 Stimmen26 Stimmen 28%26 Stimmen - 28% aller Stimmen
- Eine Frauenrechtlerin in Hot-Pants und Minirock? Geht gar nicht! 5%, 5 Stimmen5 Stimmen 5%5 Stimmen - 5% aller Stimmen