Etwa alle vier Jahre findet bei der Kryptowährung Bitcoin das sogenannte Halving statt. In der Vergangenheit hat das dem Token zu enormen Kursanstiegen verholfen. Ob das auch dieses Mal so ist?
Anleger und Fans des Bitcoin fiebern dem vierten Halving in der Geschichte der Kryptowährung gespannt entgegen. Am Samstag, 20. April, wird sich das Event jähren, das nur etwa alle vier Jahre stattfindet. Was es mit dem Bitcoin-Halving auf sich hat und welche Folgen es für Anlegerinnen und Anleger haben kann, klären wir anhand wichtiger Fragen.
Was versteht man unter dem Bitcoin-Halving?
Nach dem technischen Protokoll, das dem Bitcoin zu seiner Gründung 2009 mit auf den Weg gegeben wurde, ist die Anzahl der Token auf 21 Millionen Stück begrenzt. Die Bitcoins wurden allerdings nicht auf einmal ausgeschüttet, sondern werden nach und nach von sogenannten Minern verfügbar gemacht, indem sie ihre Computer-Rechenleistung zur Verfügung stellen, um der öffentlichen Bitcoin-Datenbank (Blockchain) einen neuen Block anzuhängen.
Miner, die der Blockchain erfolgreich einen solchen Block hinzufügen, erhalten dafür eine Belohnung – in Form von Bitcoin, was die Gesamtanzahl der Token im Netzwerk erhöht. «Ursprünglich erhielten Miner 50 Bitcoins pro Block», sagt Markus van de Weyer, Geschäftsführer des Frankfurter Vermögensverwalters Alpha Beta Asset Management. Das Bitcoin-Protokoll sieht aber vor, dass die Belohnung in regelmäßigen Abständen – immer nach 210 000 Blöcken – im Rahmen des sogenannten Halvings halbiert wird. Das ist bereits 2012, 2016 und 2020 passiert. Nach dem vierten Halving werden Miner dann nur noch mit 3,125 Bitcoin pro Block entlohnt.
Inwieweit wirkt sich das Halving auf den Wert des Bitcoin aus?
«Durch das Halving wird die Anzahl neuer Bitcoins im Bitcoin-Netzwerk reduziert», sagt Jan-Patrick Weuthen, Vermögensverwalter beim Kölner Unternehmen B&K Vermögen. Diese künstliche Verknappung des Angebots sorgt bei gleichbleibender Nachfrage zu einer Wertsteigerung des Bitcoin.
«In der Vergangenheit führte das Halving zu einem dramatischen Preisanstieg von Bitcoin», sagt van de Weyer. Vor dem ersten Halving habe der Bitcoin-Kurs bei knapp 10 US-Dollar gelegen, danach ist er bis auf 1100 US-Dollar angewachsen. Das zweite Halving ließ den Kurs von rund 650 US-Dollar auf bis zu 20 000 US-Dollar in der Spitze ansteigen, das dritte von rund 8000 auf über 70 000 US-Dollar. Van de Weyer rät allerdings zur Vorsicht bei Prognosen. Zwar sei vom heutigen Niveau aus mit einem deutlichen Preisanstieg zu rechnen, von den exorbitanten Steigerungen der bisherigen Halvings solle man aber besser nicht ausgehen.
Noch dazu sollten Anlegerinnen und Anleger Weuthen zufolge nicht erwarten, dass der Wert des Bitcoin unmittelbar im Anschluss an das vierte Halving steigt. Das Halving sei nicht nur unter Kennern längst in aller Munde, erwartete Gewinne längst im aktuellen Kurs eingepreist. Im Anschluss an die vergangenen Halvings habe der Bitcoin-Preis oft mehrere Monate gebraucht, um den Halving-Effekt überhaupt zu zeigen. «Neue Rekordstände erzielte der Bitcoin-Preis teilweise erst über ein Jahr nach dem erfolgten Halving», so Weuthen.
Wirkt sich das Halving und der möglicherweise steigende Bitcoin-Preis auch auf andere Kryptowährungen aus?
«Der Bitcoin als die erste echte Kryptowährung hat in der Regel Trendwirkung für die übrigen Altcoins», sagt Jan-Patrick Weuthen. In der Vergangenheit seien Preissteigerungs-Rallyes der Kryptowährungen van de Weyer zufolge immer ähnlich abgelaufen: Zunächst – und auch am stärksten – habe sich der Bitcoin bewegt und den Markt mit weitem Abstand angeführt. Sobald sich die Rallye beim Bitcoin verlangsamt habe, habe Ethereum als zweitgrößte Kryptowährung die Führung übernommen. «Mit einem gewissen zeitlichen Abstand folgen dann die sogenannten größeren Altcoins, und danach geringer kapitalisierte, kleinere Coins», sagt van de Weyer.
Kurzfristig könnten die verschiedenen Kryptowährungen Weuthen zufolge zwar schon mal unterschiedlich laufen. In der Masse liefen sie aber eher selten gegen einen vorherrschenden Bitcoin-Trend.
Ist es sinnvoll, einen Teil seines Vermögens in Bitcoin anzulegen?
Laut Vermögensverwalter Weuthen müsse sich ein Anleger zwei wichtige Fragen stellen, ehe er seinem Depot Kryptowährungen beimischt. Erstens: Halte ich nervlich die möglicherweise höheren Schwankungen am gewählten Kryptomarkt aus? (Immerhin seien in Korrekturphasen Kursrückgänge von deutlich mehr als 60 Prozent keine Seltenheit.) Und zweitens: Möchte ich einen Teil meines Vermögens bewusst außerhalb des gesetzlichen Geldsystems anlegen – mit allen Vor- und Nachteilen?
Anlegerinnen und Anlegern müsse bewusst sein, dass es bei Kryptowährungen keine zentralen Kontroll- und Steuerungsstellen wie Notenbanken oder Regierungen gebe. Transparenz und Kontrolle erfolge über das Blockchain-Netzwerk, also die Summe der beteiligten Rechner. Andererseits könne – zumindest beim Bitcoin – auch keine Lenkungsstelle die Preise durch Vervielfältigung beeinträchtigen. Sie werden alleine durch Angebot und Nachfrage geregelt.
Ein Anleger, der die erste Frage klar mit «Ja» beantwortet und bereits über ein breit ausgerichtetes Portfolio verfügt, kann laut Weuthen durchaus von einer überschaubaren Beimischung einer Bitcoin-Anlage profitieren. Die Gewichtung sollte dann aber bei nicht mehr als drei bis fünf Prozent liegen – je nach Risikoneigung.
Sven Langhan, Investmentleiter des Münchner Vermögensverwalters HRK Lunis, sieht Krypto-Anlagen für Privatanleger kritischer: «Anders als Finanzinstrumente wie beispielsweise Aktien und Anleihen können wir den Bitcoin schlichtweg nicht bewerten.» Woher Kursanstiege oder -rücksetzer kommen, ist kaum nachvollziehbar. «Insofern handelt es sich beim Bitcoin unseres Erachtens eher um ein Spekulations- als ein Investitionsobjekt.» (dpa/tmn)