Das erste Konto für Kinder: Was Eltern wissen sollten

Ist beim Konto Ihres Kindes Onlinebanking möglich? Dann kann der Nachwuchs den Umgang damit frühzeitig lernen.
Ist beim Konto Ihres Kindes Onlinebanking möglich? Dann kann der Nachwuchs den Umgang damit frühzeitig lernen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Werbung
Ob zum Shoppen oder auf Reisen: Auch für Kinder und Jugendliche ist Kartenzahlung praktisch. Es gibt Girokonten speziell für Minderjährige. Eltern sollten die Angebote nicht scheuen.

Am Anfang stehen Bargeld und das Sparschwein: So lernen vor allem kleinere Kinder mit Geld umzugehen. Doch Bargeld verliert an Bedeutung, immer häufiger wird an der Kasse die Karte gezückt. Damit Kinder und Jugendliche den Umgang damit lernen, brauchen sie ein eigenes Girokonto. Es gibt Angebote, die sich nur an Minderjährige richten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.

Ab wann ist ein Konto fürs Kind sinnvoll?

Mit einem Girokonto können Kinder mehr machen als mit einem reinen Sparkonto. Etwa mit der Karte an der Kasse bezahlen oder Geld überweisen, wenn Freunde ihnen ein paar Euro für Kinotickets vorgestreckt haben. Wann das erste Girokonto für sie eröffnet werden sollte, hängt vor allem vom Kind ab, ob es dafür reif genug ist, sagt Thomas Mai, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Bremen.

«Eltern sollten vor allem schauen, ob der Nachwuchs schon rechnen und mit Geld umgehen kann.» Ab zehn oder zwölf Jahren könnte man darüber nachdenken, so sein Rat. Der Bundesverband der Banken empfiehlt ebenfalls ein Einstiegsalter von zwölf Jahren.

Auf Klassenfahrten kann es hilfreich sein, wenn Schulkinder mit Karte bezahlen können oder gar im Ausland eine Prepaid-Kreditkarte haben, die manche Anbieter zusätzlich ausgeben. Spätestens wenn Jugendliche erste Ferienjobs haben, bei denen der Lohn überwiesen wird oder sie eine Ausbildung beginnen, ist ein Girokonto aber nötig.

Gibt es spezielle Girokonten für Kinder?

Grundsätzlich können Kinder erst ab sieben Jahren ein Konto eröffnen – mit Zustimmung der Eltern. Erst ab diesem Alter sind sie eingeschränkt geschäftsfähig. Aber nicht alle Banken nehmen so junge Kinder schon als Kunden an. Manche Geldhäuser verlangen ein Mindestalter, etwa zwölf Jahre. Andere, besonders Direktbanken ohne eigene Filialen, nehmen ausschließlich volljährige Kunden auf, hat die Stiftung Warentest in einer Untersuchung 2023 herausgefunden.

Doch es gibt auch viele Banken, die ihre Kunden von morgen mit speziellen Konditionen locken. Deshalb sind Girokonten, die sich an Kinder und Jugendliche richten, oft kostenlos. Nicht nur die Kontoführung selbst, sondern auch die Girocard oder sogar eine Prepaid-Kreditkarte. Mit der können Kinder und Jugendliche im Ausland bezahlen. Manchmal gibt es sogar Guthabenzinsen auf den Konten, was bei Erwachsenen nicht mehr üblich ist. Immerhin ein oder sogar zwei Prozent seien mitunter möglich, sagt Mai.

Können Kinder mit einem Girokonto in die Schulden rutschen?

Der wichtigste Unterschied zu einem Erwachsenenkonto ist, dass es keinen Kreditrahmen gibt. «Kinder dürfen keine Schulden machen. Deshalb gibt es bei diesen Girokonten keinen Dispo», sagt Mai. Kinder könnten daher nur ausgeben, was tatsächlich auf dem Konto ist.

Gerade bei jüngeren Kindern möchten viele Eltern dennoch ein Auge auf die Ausgaben haben. Viele Banken bieten an, dass sie gewisse Höchstbeträge für Abhebungen pro Woche oder Monat festlegen. Wer mehr Kontrolle will, kann zu Anbietern gehen, die Konten und Karten speziell für Kinder anbieten. Eltern können dort oft per App die Ausgaben kontrollieren.

Wonach sollte man ein Konto aussuchen?

Für Eltern ist es am einfachsten, das Girokonto ihrer Kinder einfach bei der Hausbank zu eröffnen. Das ist aber nicht immer die beste Option, etwa, wenn diese keine Filialen führt. «Für Kinder ist es oft spannend, zur Bank zu gehen. Deshalb ist es schon sinnvoll, wenn diese im Ort eine Dependance besitzt», so Claudia Müller. Sie ist Gründerin des Female Finance Forums und hat ein Buch darüber geschrieben, wie Eltern ihrem Nachwuchs Finanzwissen vermitteln.

Wichtig – nicht nur fürs Geldabheben: Am Wohnort und der näheren Umgebung sollte es genügend Geldautomaten geben, die für das Kind leicht zu erreichen sind. Gerade fürs Einzahlen sind Filialen ebenfalls wichtig. «Falls die Großeltern zum Geburtstag lieber einen Schein zustecken, als ihn dem Enkelkind aufs Konto zu überweisen, kann das Kind das Geld dann selbst auf sein Konto legen», so Müller.

Einzahlungen sollten am besten kostenlos sein, genauso wie Abhebungen, Überweisungen oder die Karten. Gerade bei den kleinen Summen, die Kinder und Jugendliche bewegen, schlagen solche Kosten sonst unnötig ins Gewicht. Auch Onlinebanking sollte für den Nachwuchs möglich sein.

Wie eröffnet man ein Girokonto für Kinder?

Kinder können ein Konto nicht alleine eröffnen. Sie brauchen dafür die Zustimmung der Eltern. Diese müssen sich ausweisen und den Antrag auf Kontoeröffnung unterschreiben. Sind die Eltern getrennt, reicht ein Elternteil. Dieses muss dann in der Regel die Sorgerechtsbestätigung vorweisen.

Auch das Kind muss seine Identität nachweisen – entweder mit einem Personalausweis oder einer Geburtsurkunde. Zusätzlich will die Bank die Steueridentifikationsnummer des Kindes wissen. Denn das Konto – und damit auch das Geld darauf – gehört ihm.

Damit profitiert das Kind von einem eigenen Sparerpauschbetrag in Höhe von 1.000 Euro. Steuern werden somit erst fällig, wenn die Erträge diese Grenze überschreiten. Die Bank berücksichtigt den Freibetrag aber nicht automatisch. Eltern sollten mit ihren Kindern darum gemeinsam einen sogenannten Freistellungsauftrag einrichten. Häufig ist das unkompliziert via Onlinebanking möglich. Ansonsten hilft der Bankberater weiter.

Wie lernen Kinder den Umgang dem Konto?

«Eltern sollten ihren Kindern erklären, wofür das Girokonto genutzt wird. Dass ein Sparkonto fürs langfristige Sparen gut ist, das Girokonto aber fürs Bezahlen und Überweisungen genutzt wird», rät Mai. Und dann sollten auch Eltern sich umstellen. Statt das Taschengeld in bar auszuzahlen, sollten sie es künftig per Dauerauftrag überweisen. «Wichtig ist auch, dass Kinder wissen, wie sie reagieren, falls ihre Karte verloren geht. Sie sollten also zum Beispiel die Sperrnummern der Banken kennen», sagt Mai.

Was passiert, wenn das Kind volljährig wird?

Irgendwann wandelt sich ein Kinderkonto zu einem normalen Konto, für das oftmals Gebühren anfallen. Häufig passiert das mit dem 18. Geburtstag. Spätestens aber nach Ende der Ausbildung fallen die günstigen Konditionen in der Regel weg. Müller rät, dass die Kontobesitzer zu diesem Zeitpunkt nochmal ihre Kontowahl überdenken sollten. Ihrer Meinung nach ist das ein wichtiger Schritt. «Viele Bankkunden sind sehr treu. Aber Kinder sollten lernen, dass eine Bank sich jederzeit wechseln lässt, wenn die Konditionen nicht mehr passen.» (dpa/tmn) 

Diesen Artikel teilen
Anzeige

Jetzt neu

Bundesfamilienministerin Lisa Paus im Courage-Interview über Rollenmuster, Frauenquoten und politische Niederlagen. Ab 16. Oktober im Handel. Digital schon jetzt im Shop erhältlich.