Liebe Leserin, lieber Leser,
„Mailand oder Madrid? Egal, Hauptsache Italien!“ Wieso nur muss ich bei der Lektüre einer aktuellen Umfrage zum Thema Gleichstellung von Mann und Frau ausgerechnet an dieses legendäre Zitat denken, das Fußball-Ikone Andi Möller einst gesagt haben soll. „Mann oder Frau an der Spitze eines Unternehmens oder Amtes? Egal! Hauptsache es ist ein Mann!“ Ganz so schlimm ist die Lage nicht. Das zeigt die aktuelle Studie des Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos und des Global Institute for Women’s Leadership am King’s College London. Denn immerhin ist es demnach zwei von drei Bundesbürgern egal, wer die Fäden in der Hand hält. Interessant dabei: Weltweit ist der Anteil derjenigen, der Männer und Frauen in Führung gleich gut oder gleich schlecht bewertet, sogar um fünf Prozentpunkte geringer. Hm, sind wir hier in Deutschland besonders emanzipiert?
Leider nicht – die Realität sieht anders aus. Gerade einmal eines der im DAX 40 gelisteten Unternehmen wird von einer Frau geführt. Und auch bei der Bezahlung klaffen Welten. Equal Pay? Davon sind wir meilenweit entfernt. Nur in Österreich, Estland und Tschechien verdienten Frauen laut Destatis im Vergleich zu Männern noch weniger als hierzulande. Klar, das sind Durchschnittsverdienste, der Vergleich mag so manch einen Statistiker und manch eine Statistikerin auf die Palme bringen. Aber auch bei vergleichbarer Position und gleicher Qualifikation haben Frauen das Nachsehen. Vor allem Frauen in Führungspositionen. Da beträgt der Abschlag zum Teil 30 Prozent und mehr. Selbst schuld, weil wir uns so schlecht verkaufen? Mag sein. Und dann reiben wir uns vielleicht die Augen, wenn wir sehen, dass es auch anders geht. Denn es gibt tatsächlich Jobs, da haben wir die Nase vorne: Weibliche Vorstände von DAX-Unternehmen haben 2022 rund 400.000 Euro mehr verdient als männliche Vorstände, so die Berechnung des Beratungsunternehmen EY im Rahmen des „Mixed Compensation Barometers“. Was soll ich sagen: Es geht doch – also ran an den Speck!
Unterstützung von männlichen Kollegen solltet Ihr auf Eurem Karriereweg allerdings nur bedingt erwarten. Immerhin sechs von zehn Männern sind der Meinung, dass es nun mit der Gleichstellung reiche und genug für die Frauen getan wurde. Motto: Wer es bis jetzt nicht geschafft hat, ist selbst schuld! Fast jeder zweite Mann fühlt sich inzwischen sogar diskriminiert. Zu Recht?
Was meinst Du? Wie ist es Deiner Meinung nach um die Chancengleichheit und Gleichberechtigung von Männern und Frauen in Deutschland bestellt? Schreibe gerne in die Kommentare und nimm an unserer Umfrage teil!
Detailliertere Zahlen zur Studie von Ipsos und des Global Institute for Women‘s Leadership findet ihr übrigens hier. Auch spannend zu lesen: Jüngere Generationen sind mit ihrer Haltung zum Rollenverständnis nicht zwangsläufig die progressiveren. Regt zum Nachdenken an. Eine Einschätzung, die übrigens auch Wirtschaftsweise Monika Schnitzer im Courage-Interview (02/2024) teil.
Liebe Grüße und ein schönes und gleichberechtigtes Wochenende
Birgit Wetjen
Chefredakteurin Courage
- Frauen werden keine Gleichstellung erreichen, wenn nicht auch die Männer für sie kämpfen. 69%, 60 Stimmen60 Stimmen 69%60 Stimmen - 69% aller Stimmen
- Ich finde Frauen sind gleichberechtigt und es ist kein Thema in meinem Alltag. 17%, 15 Stimmen15 Stimmen 17%15 Stimmen - 17% aller Stimmen
- Ich bin eine Frau und die ganze Diskussion ist mir egal. 10%, 9 Stimmen9 Stimmen 10%9 Stimmen - 10% aller Stimmen
- Wir haben die Gleichstellung von Frauen so weit gefördert, dass wir nun Männer diskriminieren. 3%, 3 Stimmen3 Stimmen 3%3 Stimmen - 3% aller Stimmen