Jeder elfte Bundesbürger hat in den vergangenen zwölf Monaten keinen einzigen Brief verschickt. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Deutschen Post. Dabei wurde erhoben, wie oft die Menschen noch als Privatperson Briefe versendet haben.
Neun Prozent gaben an, dies in einem Jahr keinmal gemacht zu haben. Bis zu fünfmal, sagten 43 Prozent. Vielschreiber gibt es angesichts immer stärkerer digitaler Kommunikation nur noch wenige: Drei Prozent verschicken mehr als 50 Briefe im Jahr. Bei den von Privatleuten verschickten Briefsendungen geht es um Geburtstagswünsche oder Weihnachtsgrüße, aber auch um Anträge bei Behörden, Unterlagen für Versicherungen oder Kündigungen von Verträgen.
Für die laut Forsa repräsentative Umfrage wurden vom 26. August bis 5. September in Deutschland 2313 Frauen und Männer ab 18 Jahren online sowie weitere 300 Menschen telefonisch befragt.
Neue Regeln ab 2025
Die Umfrage geschah vor dem Hintergrund der Postgesetzreform, die im Sommer beschlossen worden. Sie sieht unter anderem vor, dass die Post sich mehr Zeit mit der Zustellung lassen kann. Das stößt nach der Umfrage auf keine großen Bedenken. 43 Prozent an, dass sie eine Briefzustellung am dritten Werktag nach Einwurf für «akzeptabel» halten. Für 12 Prozent der Befragten ist sogar eine Zustellung erst am vierten Werktag akzeptabel – das hieße, dass ein am Freitag eingeworfener Brief am Mittwoch beim Empfänger wäre. 44 Prozent signalisierten indes, dass sie die Sendung schon am zweiten Werktag haben wollen.
Die alten Zeitvorgaben für die Post stammen aus einer Zeit, in der nur wenige Menschen Mails schrieben und Chatnachrichten noch weitgehend unbekannt waren – das Postgesetz war in den 90ern letztmals tiefgreifend überarbeitet worden, damals wurde der Brief noch umfassend als alltägliches Kommunikationsmittel genutzt. Das hat sich völlig geändert und die Menschen setzen größtenteils auf die digitale Kommunikation oder Anrufe.
Meistens drei Tage Zeit
Dem neuen Regelwerk zufolge müssen ab nächstem Jahr 95 Prozent der Briefe in drei Werktagen beim Empfänger landen – im Vergleich zu der bislang noch gültigen Regel, der zufolge 80 Prozent schon am nächsten Werktag da sein müssen, bedeutet das für die allermeisten Briefe eine um zwei Werktage verlängerte Wartezeit. Außerdem ist vorgeschrieben, dass künftig 99 Prozent der Briefe am vierten Werktag beim Empfänger sind.
Die Briefmenge ist seit den 90ern geschrumpft, das Briefgeschäft ist für den Gelben Riesen inzwischen eher zum Sorgenkind geworden – die Kosten, die pro eingeworfenem Brief im Schnitt anfallen, sind höher geworden. Deshalb wird das Briefporto aller Voraussicht nach zum 1. Januar angehoben – wie hoch es sein wird, ist bislang nicht entschieden. Das Paketgeschäft zieht hingegen an, weil die Menschen immer mehr im Internet bestellen.
Zuverlässigkeit im Blickpunkt
Qualitätsprobleme der Post brachten in den vergangenen Jahren Zehntausende Bürger dazu, sich bei der Bundesnetzagentur über den Gelben Riesen zu beschweren – etwa wegen verlorener oder zu spät eingeworfener Sendungen. Allein im ersten Halbjahr 2024 gingen bei der Aufsichtsbehörde rund 20.000 kritische Wortmeldungen zur Postbranche ein und damit ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum, die allermeisten davon richteten sich gegen den Bonner Logistiker.
Das Image der Post wurde in der Umfrage ebenfalls abgefragt. 26 Prozent halten den Logistiker für zuverlässig und 51 Prozent für eher zuverlässig. Andere sagen, die Deutsche Post sei eher nicht zuverlässig (17 Prozent) oder überhaupt nicht zuverlässig (4 Prozent). Auch die Sicht auf DHL wurde abgefragt, hier fielen die Zahlen für die Firma etwas besser aus.
Der Bonner Konzern nennt sein Briefgeschäft Deutsche Post und sein Paketgeschäft DHL. Die Grenzen verschwimmen aus Verbrauchersicht allerdings, weil mancherorts der Zusteller sowohl Briefe als auch Pakete bringt. (dpa/wr)