Die europäische Wirtschaft litt unter der hohen Inflation. Der IWF geht aber davon aus, dass Europa sich ohne größere Verwerfungen davon erholen kann. Allerdings ist das nicht in Stein gemeißelt.
Die europäische Wirtschaft kann nach Auffassung des Internationalen Währungsfonds gut aus der Krise kommen – allerdings warnt der IWF vor «Seitenwinden».
Eine sogenannte sanfte Landung sei in Reichweite, aber nicht garantiert, sagte der Direktor der Europa-Abteilung des Internationalen Währungsfonds, Alfred Kammer, bei der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in Washington. Das bedeutet, die zuletzt noch hohe Inflation kann ohne größere wirtschaftliche Verwerfungen bezwungen werden. Es könne aber schwierig werden, Preisstabilität zu erreichen und gleichzeitig eine dauerhafte Erholung zu sichern, so der Fonds. Kammer betonte auch, dass der Einmarsch Russlands in die Ukraine mit Blick auf die europäische Energiesicherheit «ein großer Schock für die Wirtschaft» gewesen sei.
«Europa muss sein Wachstumspotenzial erhöhen»
Der Arbeitsmarkt müsse sich ausreichend abkühlen und gleichzeitig müsse der steigende Konsum die privaten Investitionen ankurbeln, sagte Kammer. Europa müsse sein Wachstumspotenzial erhöhen. Der IWF warnt davor, dass die sanfte Landung in den Industrienationen, zu denen auch Deutschland zählt, dadurch zunichtegemacht werden könne, dass der Konsum nicht anziehe, da die schlechte Stimmung anhalte. Das würde sich auch negativ auf Investitionen auswirken. Für die Industrienationen Europas prognostiziert der IWF für das laufende Jahr ein Wirtschaftswachstum von 0,8 Prozent, das sind 0,4 Prozentpunkte weniger als noch im Oktober vorhergesagt. Im kommenden Jahr soll das Wachstum bei 1,6 Prozent liegen.
«Das Wachstum kann auch positiv überraschen, wenn sich das Verbrauchervertrauen bei anhaltend hohen Lohnzuwächsen rasch erholt», heißt es in der aktuellen Analyse der Expertinnen und Experten. Das niedrige Potenzialwachstum bleibe die «Achillesferse Europas». Darunter versteht man das Wachstum der Wirtschaft bei normaler Auslastung aller Kapazitäten – also ohne kurzfristige konjunkturelle Schwankungen. Gleichzeitig betont der IWF, dass die Zentralbanken bei der Lockerung der Geldpolitik maßvoll vorgehen sollten. Zinssenkungen dürften weder zu schnell noch zu langsam vorgenommen werden. «Europa hat jedoch gezeigt, dass es selbst die größten Hindernisse überwinden kann, wenn es entschlossen und gemeinsam handelt.»
Der IWF hatte Anfang der Woche seine weltweite Konjunkturprognose vorgestellt und keine guten Nachrichten für Deutschland gehabt. Für das laufende Jahr stellte der IWF ein Wirtschaftswachstum von 0,2 Prozent in Aussicht. Im Januar hatte der IWF noch ein Plus von 0,5 Prozent erwartet. Für 2025 rechnet der Fonds allerdings wieder mit einem Wachstum der deutschen Wirtschaft von 1,3 Prozent. (dpa/cw)