Mit KI die eigene Karriere voranbringen

Foto: Dr. Rebecca Koch
Foto: Dr. Rebecca Koch

Die Arbeitswelt steht an einem Wendepunkt: Künstliche Intelligenz (KI) verändert Aufgaben, Prozesse und eröffnet neue Wege, Karriere zu gestalten. Für Frauen ist das eine historische Chance – doch bislang nutzen nur wenige dieses Potenzial wirklich.

Ein Gastbeitrag von Dr. Rebecca Koch

Studien zeigen: Frauen stehen KI oft skeptischer gegenüber, sie wenden sie seltener an und arbeiten häufig in Berufen, die besonders leicht durch KI automatisiert werden können (vgl. McKinsey Global Institute, 2019; OECD, 2024). Gerade deshalb ist es jetzt an der Zeit, aktiv zu werden und die eigenen Chancen zu nutzen – mit Mut, Neugier und Selbstvertrauen.

Neue Rollen, neue Chancen – und ein ausgeglichenes Spielfeld

KI schafft neue Aufgabenfelder und Berufsbilder, die nicht auf jahrzehntelanger Erfahrung, sondern auf aktuellem Wissen und technologischem Verständnis basieren. Ein seltener Moment der Gleichheit: Beim Thema KI starten alle (fast) bei Null – unabhängig von Geschlecht, Ausbildung oder Position. Besonders für Frauen, die nach einer längeren Auszeit, etwa durch Elternzeit oder Pflegeverantwortung, zurückkehren, ist das eine große Chance. Wer sich jetzt KI-Kompetenz aneignet, kann schnell auf Augenhöhe mit Kolleg:innen agieren, die keine Unterbrechung hatten. Der Nachteil des „Aufholens“ entfällt – jetzt sind alle gefragt, sich weiterzubilden und Neues zu lernen.

Chancengleichheit durch Technologie

Richtig eingesetzt kann KI dabei helfen, Vorurteile in Bewerbungs- und Beförderungsprozessen zu verringern. Beruhen Algorithmen auf transparenten Kriterien und diversitätssensiblen Datensätzen, können sie objektiver entscheiden als Menschen. Insbesondere Frauen profitieren, wenn Leistungen im Fokus stehen und nicht äußere Zuschreibungen. Allerdings achten noch nicht alle Unternehmen auf eine unvoreingenommene Auswertung. Umso wichtiger ist es deshalb, dass Frauen bei der Entwicklung von KI-Lösungen mitwirken – damit Fairness nicht dem Zufall überlassen bleibt.

Effizienz statt Präsenz – neue Spielräume durch KI-Unterstützung

Künstliche Intelligenz übernimmt wiederkehrende und zeitintensive Aufgaben, erstellt Reports, liefert Entwürfe oder Entscheidungshilfen. Dadurch entsteht Raum für selbstbestimmtes Arbeiten. In klassischen Arbeitsmodellen zählte oft Präsenz; heute rückt das Ergebnis in den Vordergrund. Gerade für alle, die mehr Flexibilität brauchen, etwa aufgrund von Care-Arbeit, ist das ein echter Fortschritt. Produktivität wird sichtbarer und unabhängiger von starren Strukturen. KI ermöglicht eine Arbeitsweise, die stärker an Output und weniger an Anwesenheit gekoppelt ist. Das verbessert die Vereinbarkeit von Beruf und Leben und schafft mehr Chancengleichheit.

Innovationskraft durch Diversität

Nachweislich entwickeln diverse Teams, besonders die mit hoher Frauenquote, bessere und nachhaltigere Lösungen. Wer als Frau KI-Kompetenz aufbaut, gestaltet die digitale Transformation aktiv mit und sichert sich eine tragende Rolle – nicht nur als Nutzerin, sondern auch als Mitgestalterin. Genau jetzt sind neue Stimmen gefragt, denn die digitale Zukunft darf nicht nur von einigen wenigen gestaltet werden. Was für eine historische Chance!

Selbstbewusstsein und Sichtbarkeit

Die Arbeit mit KI ermutigt uns, neue Ideen zu testen, digitale Tools zu meistern und Denkmuster aufzubrechen. Frauen, die mit KI experimentieren und Lösungen entwickeln, werden intern wie extern sichtbar. Das stärkt ihre fachliche Position und ihr Selbstvertrauen, neue Wege zu gehen.

Sechs Schritte: Mit KI die eigene Karriere voranbringen

  1. KI-Kompetenz gezielt aufbauen
    Wo kannst du anfangen, dir KI-Wissen anzueignen? Starte mit Grundlagenkursen zu KI und spezialisiere dich dann auf deine Funktion. Wende das Gelernte direkt an, indem du etwa für wiederkehrende Aufgaben wie dem Zusammenfassen von Meeting-Notizen oder die Erstellung von FAQs einen effektiven Prompt für ChatGPT oder Copilot entwickelst und diesen mit Kolleg:innen teilst. So positionierst du dich als Innovationstreiber:in.
  2. Potenziale im Unternehmen erkennen
    Welche Aufgaben lassen sich automatisieren? Analysiere, welche Aufgaben sich automatisieren lassen, etwa durch Prompts, die Berichte generieren oder E-Mails strukturieren. Im Kundenservice kann ein AI-Agent in Copilot häufige Anfragen beantworten oder interne FAQs pflegen. Besonders manuelle und fehleranfällige Tätigkeiten profitieren von KI-Lösungen.
  3. Anwenden, experimentieren und Lösungen generieren
    Wie kannst du KI konkret in deinem Arbeitsalltag testen? Probiere KI-Tools zunächst in kleinen Projekten oder Abteilungen aus. Probiere verschiedene Anwendungen aus, von Textgeneratoren bis zu Automatisierungstools. Teile deine Erfahrungen in internen Wikis, im Intranet oder bei „Lunch & Learn“-Formaten, um andere zu inspirieren. Gibt es das bei Euch nicht? Dann rufe solch ein Format ins Leben!
  4. Sicherstellen, dass die Lösung auch für andere einen Mehrwert bringt
    Was brauchen deine Kolleg:innen, damit sie von deiner KI-Lösung profitieren? Passe deine Lösung an die Bedürfnisse des Teams an. Teile dein Wissen in Webinaren oder Schulungen und hole Feedback ein, um die Lösung weiter zu optimieren.
  5. Über den Erfolg sprechen – und andere sprechen lassen
    Wie machst du deinen Beitrag sichtbar? Präsentiere deine Ergebnisse, etwa in Meetings oder Newslettern. Erzähle, wie du mit KI Prozesse optimiert hast, und bitte Kolleg:innen, deine Erfolgsgeschichte weiterzutragen. Storytelling ist dabei ein wirkungsvolles Mittel: Wer in einer internen Community berichtet, wie ein Copilot-Agent einen Prozess optimiert hat, inspiriert andere und macht den eigenen Beitrag greifbar. Klare KPIs helfen, den Nutzen zu belegen.
  6. Erfolge in die eigene Positionierung integrieren
    Wie kannst du deine Erfahrungen strategisch nutzen? Ergänze dein LinkedIn-Profil oder interne Talentpools um deine KI-Projekte. Präsentiere Best Practices auf Konferenzen oder in Netzwerken. Wer regelmäßig an „Lunch & Learn“-Sessions teilnimmt, als Teilnehmer:in oder Speaker:in, wird als Expert:in wahrgenommen.

Appell: Jetzt ist die Zeit, KI aktiv zu nutzen!

KI kann ein echter Karriere-Booster sein – doch bislang nutzen viele Frauen diese Möglichkeit noch zu zögerlich. Wer sich jetzt intensiv mit KI beschäftigt, kann sich einen entscheidenden Vorsprung sichern. Umgekehrt gilt: Wer KI ignoriert, läuft Gefahr, auf dem Arbeitsmarkt schnell an Relevanz zu verlieren.
Deshalb: Sei neugierig! Beschäftige dich jetzt mit KI, probiere aus, lerne dazu – und gestalte die Arbeitswelt von morgen aktiv mit!

Quellen:
• McKinsey Global Institute (2019): The future of women at work: Transitions in the age of automation. McKinsey & Company.
• OECD (2024): Algorithm and Eve: How AI will impact women at work. OECD Digital Economy Papers, No. 379. Paris: OECD Publishing. DOI: 10.1787/a1603510-en

Über Dr. Rebecca Koch: Dr. Rebecca Koch verantwortet als Chief People Officer beim MDAX-Unternehmen Nemetschek SE die globale Personalstrategie und -organisation mit Fokus auf die Themen Digitalisierung, Transformation, Unternehmenskultur und nachhaltiges Unternehmenswachstum.
Mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in internationalen Führungsrollen und einer Verantwortung von bis zu 50.000 Mitarbeitern bringt sie eine ganzheitliche Perspektive auf Personal- und Businessherausforderungen wie Digitalisierung, Transformation und M&A ein. Sie startete ihre Karriere bei Bain & Company und hat für amerikanische und europäische Unternehmen im In- und Ausland gearbeitet und gelebt, darunter drei Jahre in Singapur mit einer Verantwortung für die Region Greater Asia. Rebecca Koch ist zertifizierte Aufsichtsrätin (INSEAD) und wurde 2023 vom Personalmagazin als eine der 40 führenden HR-Köpfe in Deutschland ausgezeichnet. 2020 wurde sie von Capital unter die “Top 40 unter 40” Deutschlands gewählt und ist seit 2018 Mitglied bei “Generation CEO”.
Rebecca Koch hat drei Kinder und lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt.

Dr. Rebecca Koch gehört zu den 262 Top-Managerinnen des Netzwerks Generation CEO e. V.

Generation CEO e. V. ist ein etabliertes Frauennetzwerk für Top-Führungskräfte im deutschsprachigen Raum. Es wurde 2007 von dem Personalberater Heiner Thorborg, Ehrenvorsitzender von Generation CEO e. V., gegründet und ist seit 2019 als Verein organisiert, der mittlerweile 262 Mitglieder zählt.
Generation CEO e. V. setzt sich gezielt für die Verbesserung der Situation von weiblichen Führungskräften im oder auf dem Weg ins Top-Management ein. Ziel des Vereins ist die Förderung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Konkret stärkt und fördert der Verein das berufliche Interesse, die Aufstiegschancen, die Entwicklung und das Engagement von Frauen in Wirtschaftsunternehmen und wirtschaftsnahen Institutionen sowie in Gesellschaft und Öffentlichkeit (z. B. Stiftungen). Dadurch soll der Anteil von Frauen in Führungspositionen in Unternehmen erhöht und das Bewusstsein für bisher ungenutzte Führungspotenziale geschärft werden.

Diesen Artikel teilen

Schreibe einen Kommentar

Anzeige
Verena Hubertz

Neue Ausgabe

Verena Hubertz ist eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Spitzenpolitik: mit 37 Jahren schon Bundesministerin im Bauressort, noch dazu mit einem Background als erfolgreiche Firmengründerin. Hier spricht eine Politikerin, die wirklich etwas bewegen will. Ab 14. Oktober im Handel oder im Shop schon heute digital lesen.