Wir Frauen sind in einem Dilemma. Wenn wir bestimmt auftreten, werden wir zwar als kompetent wahrgenommen, aber wir riskieren, weniger sympathisch zu wirken. Was also tun? Mir liegt am Herzen, dass wir unsere Erfolge und Qualitäten nicht verstecken. Deshalb möchte ich in meiner neuen Kolumne, die ab jetzt alle zwei Monate an dieser Stelle erscheint, meine Mut-Geschichten teilen. Wenn ich dann weniger gemocht werde – sei’s drum! Wichtiger ist mir, dass unsere kleinen Erfolge unsere große Welt besser machen.
Eine Kolumne von Melanie Schütze, Gründerin und Geschäftsführerin des Frauennetzwerks Nushu
Also los geht’s. Die Situation: Ein Meeting mit Kolleginnen. Eine neue Mitarbeiterin macht Screensharing. Ich bitte sie, die Inhalte der Diskussion mitzutippen. Auf dem Bildschirm sehen wir wilde Wörter. Ich: „Sag mal, kann es sein, dass du Legasthenie hast?“ Sie: „Ja.“ Ich: „Wie willst du damit umgehen?“ Sie: „Gerne offen.“ Ich: „Gib mir zehn Minuten, dann haben wir eine Lösung!“ Die Lösung steht nun in ihrer Signatur: „Für meine Rechtschreibung kann ich keine Gewähr übernehmen. Ich bin ein Mensch mit Legasthenie. Weil ich selbstbestimmt arbeiten möchte, suche ich mir niemanden mehr, der meine Mails kontrolliert, bevor ich sie absende. Ich stehe für mehr Toleranz und Akzeptanz in allen Facetten und will offen mit dem Thema Legasthenie umgehen.“
Ich bin wahnsinnig stolz: Darauf, dass meine Kollegin meine Frage so offen beantwortet hat. Dass sie nun selbstbestimmt arbeiten kann. Dass es keine zehn Minuten gedauert hat, eine Lösung zu finden, die nichts kostet, aber unfassbar viel wert ist. Der Erfolg hat viele Gesichter. Und die sind es wert, geteilt zu werden. In diesem Sinne: Bon courage, Ladys!
Melly heißt mit vollem Namen Melanie Schütze. Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin des Frauennetzwerks Nushu. Mehr Infos unter teamnushu.de.