Der kommende Mittwoch ist D-Day. Dann endet die Frist für die Zollverhandlungen mit den USA. Gibt es bis dahin keine Einigung, fallen deutlich höhere Abgaben für Exporte aus der EU an. Gibt es eine Einigung, können die Börsen relativ unbelastet ins zweite Halbjahr starten.
Und es wird eine geben, ob am 9. Juli oder später. Darauf kann man getrost wetten. Die Verwerfungen dies-, aber auch jenseits des Atlantiks wären sonst einfach zu groß. Beide Seiten zeigen sich zudem optimistisch. Die EU soll bereit sein, einen Universalzoll von zehn Prozent zu akzeptieren, drängt aber auf niedrigere Sätze bei Produkten wie Medikamenten, Alkohol und Verkehrsflugzeugen.
Positive Grundhaltung
Es sieht insgesamt also durchaus positiv für die Börsenkurse aus. „Die fundamentale Ausgangslage abseits von Geo- und Zollpolitik ist weiterhin günstig“, schreibt die österreichische Raiffeisenbank in einer Studie. Ein anderes österreichisches Geldhaus formuliert es so: „Die Marktstimmung hat eine positive Grundhaltung. Negative Ereignisse haben nur einen kurzen Effekt“, so der Chefvolkswirt von Erste Asset Management, Gerhard Winzer.
Der marktbreite US-Index S&P 500 und der Tech-Index Nasdaq haben diese Woche neue Hochs erreicht. Gestiegen sind auch die Aussichten auf Zinssenkungen in den USA, da der Arbeitsmarkt sich als stabil erweist und das Rezessionsrisiko stark abzunehmen scheint. Am Markt wird zudem nun sogar mit drei statt bisher zwei Zinssenkungen im weiteren Verlauf des Jahres gerechnet. Das würde neuen Schub in die Kurse bringen. Das größte Risiko, das dies nicht stattfinden wird, ist die Inflation in den USA. Sie könnte durch Zölle stärker steigen als erwartet und den Konsum drücken. Konsequenz: „Strukturell sind Vermögenswerte in der Eurozone interessanter geworden“, so Stratege Winzer.
Es geht aufwärts in Europa
Auch der DAX notiert nicht weit von seinem Rekord entfernt. Nach vielen Quartalen der Stagnation zeigt sich in der europäischen Unternehmenslandschaft wieder ein zartes Gewinnwachstum. Die Stimmung bessert sich. So fließt nach wie vor viel Geld aus den dem Ausland in hiesige Wertpapiere. Das dürfte vorerst auch so bleiben und spricht für europäische Aktien. Vor allem, da das Kurspotenzial von US-Papieren eher limitiert erscheint. Dazu meint die Raiffeisenbank: „Die Bereitschaft, mehr und mehr für inzwischen nicht mehr steigende Wachstumsraten zu bezahlen, dürfte sich in Grenzen halten.“
Neues vom deutschen Außenhandel
Und dann hat ja gerade der Juli begonnen. Der ist rein statistisch der gewinnträchtigste Monat eines Jahres überhaupt, zumindest im viel beachteten Dow-Jones-Index. Mit allzu viel Störfeuer von Seiten der Konjunktur oder der Unternehmen ist erstmal nicht zu rechnen. Kommende Woche gibt es Umsatzzahlen unter anderem von der Fluglinie Delta Air Lines, von Südzucker und Levi Strauss. Alles nichts Weltbewegendes, wobei man speziell bei der Jeans-Firma gespannt sein darf, ob sich die Zölle bereits auswirken – produziert wird ja nicht nur in den USA. Dazu kommen die Mai-Zahlen zum deutschen Außenhandel. Im April waren die Exporte um 2,1 Prozent gesunken, die Importe um 3,8 Prozent gestiegen. Zuletzt aber häuften sich die Berichte von vermehrten Auftragseingängen in der deutschen Industrie. Und Mitte Juli beginnt dann die US-Berichtssaison zum Quartal auf Hochtouren zu laufen… Kurzum: So oder so – es wird auch am kommenden Mittwoch nicht aller Tage Abend sein.