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Nachhaltig investieren: Darauf kommt es an

Nachhaltige Investments sind immer mehr im Kommen
Nachhaltige Investments sind immer mehr im Kommen, ©pcess609/iStock
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Jennifer Brockerhoff ist Fachberaterin für nachhaltige Investments und Autorin des Ratgebers „Grüne Finanzen: Von Altersvorsorge bis Geldanlage“. Wir haben sie gefragt, ob Nachhaltigkeit überhaupt ein Finanzmarktthema ist und was Anlegerinnen und Anleger wissen sollten.

Von Birgit Wetjen und Heinz-Peter Arndt

Courage: Ist Nachhaltigkeit überhaupt ein Finanzmarktthema?

Jennifer Brockerhoff: Natürlich – aber nicht ausschließlich. Wir achten darauf, was wir essen, wie wir reisen, wie wir leben. Aber auch mit unserem Geld können wir Einfluss nehmen. Der EU-Aktionsplan hat die grünen Finanzen in den Vordergrund gerückt. 

Die Regulierungen zeigen Wirkung?

Ja – und zwar gleich auf mehreren Ebenen. Früher gab es das Henne-Ei-Problem: Viele Anleger:innen wussten gar nicht, dass sie ihr Geld nachhaltig anlegen können. Jetzt müssen die Finanzinstitute ihre Kunden fragen, ob sie Interesse an nachhaltiger Geldanlage haben. Gleichzeitig sind die Unternehmen zur Offenlegung ihrer Aktivitäten in Bezug auf Nachhaltigkeit verpflichtet.

Taxonomie, Offenlegungsverordnung, Lieferkettengesetz: Das klingt nach viel Bürokratie.

Wenn man die Puzzleteile zusammenlegt, merkt man, was für immense Auswirkungen das auf die Unternehmen haben wird. Stell dir vor, du brauchst einen Kredit und dann fragt dich dein Banker: Trennst du den Müll? Was hast du für einen CO2-Ausstoß? Wie ist deine Heizungsanlage? Davon ist dann abhängig, ob du einen Kredit bekommst und zu welchen Konditionen. Und das ist genau das, was in den kommenden drei Jahren auf viele Unternehmen zukommt – auf Großkonzerne, aber auch auf Mittelständler, denen das oft noch gar nicht bewusst ist. 

Das scheint Anleger und Anlegerinnen, aber auch Finanzinstitute zu verunsichern.

Die Umsetzung der Vorgaben braucht Zeit. Konzerne und Mittelständler müssen demnächst genaue Angaben an die Anbieter von Finanzprodukten machen, damit die dann beurteilen können, ob ihr Finanzprodukt nachhaltig ist. Zurzeit ist das noch schwierig, weil Produkte trotz fehlender Daten einsortiert werden müssen. Wenn die Daten dann endlich vorliegen, wird es verlässlicher sein. 

Verbraucherschützer beklagen, dass viele grüne Finanzprodukte nicht halten, was sie versprechen.

Konzerne haben schnell gemerkt, dass das Thema Nachhaltigkeit bei den Kunden zieht. Das diffuse Gefühl rund um den Begriff Nachhaltigkeit wird gern von Marketingabteilungen aufgegriffen – und nach eigenem Gutdünken interpretiert. Einige Fondsgesellschaften hatten viele ihrer Fonds als „tiefgrün“ ausgewiesen, also als Artikel-9-Fonds klassifiziert. Nach ersten Abmahnungen von Verbraucherzentralen und der weiteren Präzisierung seitens der Regulierungsbehörden haben sie einige Fonds und ETFs freiwillig zurückgestuft und vermarkten sie nun als Artikel-8-Fonds. 

Kritiker sagen, dass man mit Investments in grüne Aktien, Fonds oder ETFs gar keine Wirkung erzielen kann, weil die Anteilscheine ja quasi nur den Besitzer wechseln.

Wir müssen unterscheiden: Habe ich ein gutes grünes Gewissen – oder habe ich die Welt verändert? Wenn ich mit meinem Geld eine direkte Wirkung (Impact) erzielen möchte, dann muss ich mich an der Finanzierung von Projekten beteiligen. Dann reden wir über Impact-Investing, die Königsklasse. Das ist aber oft mit Risiken behaftet, wie die Insolvenz von Green City zeigt. 

Und welche Wirkung kann ich mit Investments in grüne Aktien erzielen?

Für Umweltsünder wird es zukünftig teuer, sich am Kapitalmarkt zu finanzieren. Auch die Kosten für CO2-Zertifikate drücken auf die Marge. Zudem leidet das Image. Die indirekte Wirkung von bestehenden Investments wird laufend erforscht und sollte nicht unterschätzt werden.

Kann man guten Gewissens in einen als nachhaltig deklarierten ETF investieren?

Warum nicht, wenn das zu den eigenen Nachhaltigkeitspräferenzen passt und das Thema Kosten im Vordergrund steht. Nobody is perfect! Wer nicht auf Fleisch und Auto verzichten möchte, kann versuchen, zwei oder drei Tage fleischlos zu essen und mit dem Fahrrad zu fahren. Jede kleine Verhaltensänderung trägt zur Veränderung im Kollektiv bei. 

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