Neuwagenmarkt im Plus – Absatz von Elektroautos legt kräftig zu

Neuwagen auf einem Autozug.
Neuwagen auf einem Autozug. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Der deutsche Neuwagenmarkt legte im Oktober zwar um knapp acht Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, im bisherigen Jahresverlauf ergibt sich für den deutschen Neuwagenmarkt dennoch nur ein leichtes Plus von 0,5 Prozent. Insgesamt bleibt das Absatzniveau in Deutschland auch im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 niedrig: Im bisherigen Jahresverlauf liegt der Absatz 22 Prozent unter dem Vergleichszeitraum im Jahr 2019.

Die Gründe für die anhaltende allgemeine Marktschwäche seien vielfältig, sagt Constantin M. Gall, Global Aerospace, Defence and Mobility Industry Practice Leader bei EY: „Die Lage auf dem Neuwagenmarkt bleibt sehr schwierig. Die Kauf-laune der Konsumenten hält sich in Grenzen, auch Unternehmen halten sich mit In-vestitionsentscheidungen zurück. Das hat vor allem mit der Wirtschaftslage in Deutschland zu tun. Der erhoffte Aufschwung lässt auf sich warten, die Konjunktur bleibt schwach, zunehmend machen sich Arbeitsplatzsorgen breit. Hinzu kommt, dass die geopolitische Lage weiterhin sehr angespannt ist. Auch wenn der Neuwagenmarkt inzwischen leicht im Plus ist: Das ist keine positive Trendwende – und von echten Wachstumsimpulsen ist weit und breit nichts zu sehen.“

Im Gegenteil – so Gall: „Die potenzielle neue Chipkrise im Zusammenhang mit Nexperia-Chips droht zu Produktionsausfällen zu führen und könnte in den kommenden Monaten sinkende Absatzzahlen nach sich ziehen. Auch beim Thema Seltene Er-den bestehen erheblich Versorgungsrisiken. Insgesamt ist die aktuelle Situation ein weiterer Weckruf für die Autobranche, ihre Lieferketten extrem engmaschig zu über-wachen und gerade geopolitische Risiken sehr genau im Auge zu behalten.“ Im Gesamtjahr wird der Neuwagenabsatz nach Galls Einschätzung nur leicht über dem Niveau des Vorjahres liegen und damit mehr als 20 Prozent unter dem Wert von 2019 bleiben.

Kräftiger Anstieg bei Elektroautos – stärkster Oktober aller Zeiten

Der Absatz von Elektroautos stieg im Oktober gegenüber dem Vorjahr um 48 Prozent. Damit setzt sich der Positiv-Trend der vergangenen Monate fort: Im bisherigen Jahresverlauf stieg der Absatz von Elektroautos in Deutschland um 39 Prozent. Al-lerdings waren 2024 die Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland massiv zurückgegangen, da keine Umweltprämie mehr gezahlt wurde. Entsprechend liegt der Elektroauto-Absatz im laufenden Jahr (Januar bis Oktober) zwar um deutlich über dem Vorjahreszeitraum, aber nur leicht – um zwei Prozent – höher als im Vergleichszeitraum des Jahres 2023.

„Die Neuzulassungen von Elektroautos steigen zwar, es bleibt aber dabei, dass das Absatzniveau deutlich unter den ursprünglichen Prognosen liegt“, sagt Gall. „2024 war ein katastrophales Jahr für die Elektromobilität in Deutschland, und im Gesamtjahr 2025 werden wir in Deutschland voraussichtlich etwa auf dem Absatzniveau von 2023 liegen. Von einem echten Hochlauf der E-Mobilität in Deutschland können wir also nicht sprechen.“

Der Marktanteil von Elektroautos liegt im laufenden Jahr bei 18,4 Prozent – im Vorjahreszeitraum hatte er noch 15,3 Prozent, im Jahr 2023 hingegen 17,1 Prozent betragen. Mit 52.425 neu zugelassenen Elektroautos war der vergangene Monat im Elektrosegment der stärkste Oktober aller Zeiten.

Prognosen zur weiteren Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland seien mit großen Unsicherheiten behaftet, sagt Gall: „Einerseits kommen leistungsstarke Modelle auch und gerade von den deutschen Konzernen auf den Markt, die die Nachfrage ankurbeln könnten. Zudem dürfte eine neue staatliche Subventionierung des E-Auto-Kaufs für einen steigenden Absatz sorgen – je nachdem, wie sie ausgestaltet sein wird. Andererseits gibt es in der Bevölkerung nach wie vor teils erhebliche Vorbehalte gegenüber der Elektromobilität – und die neuen Diskussionen über eine Aufweichung des sogenannten Verbrennerverbots führen zu neuer Verunsicherung.“

Vorläufig wird nach Galls Einschätzung vor allem die attraktive Versteuerung von elektrisch betriebenen Dienstwagen ein wichtiger Wachstumsmotor des E-Auto-Marktes bleiben: „Für Dienstwagenfahrer ist ein Elektroauto steuerlich sehr günstig – und die neuen Elektroautos der deutschen Konzerne, die mit hoher Reichweite und kurzer Ladedauer glänzen, dürften im Dienstwagensegment die klare Marktführerschaft der deutschen Konzerne weiter festigen.“

Tesla-Absatz sinkt in Europa stark

Tesla-Modelle, die sich in den vergangenen Monaten in Deutschland und Europa deutlich schlechter verkauften als im Vorjahr, verzeichneten auch im Oktober einen starken Rückgang der Neuzulassungen: in Deutschland um 54 Prozent. Der Anteil am Gesamtmarkt schrumpfte damit von 0,7 auf 0,3 Prozent, der Anteil am Elektro-Markt sank von 4,5 auf 1,4 Prozent.

In anderen europäischen Ländern entwickelten sich die Tesla-Neuzulassungen mehrheitlich ebenfalls sehr schwach. Nur in Frankreich und Irland wurden ein Wachstum registriert, in den übrigen westeuropäischen Ländern, für die bereits Zahlen vorliegen, gingen die Tesla-Neuzulassungen stark zurück – am stärksten in Dänemark und Schweden. Insgesamt schrumpften die Tesla-Neuzulassungen in diesen Märkten im Oktober um 50 Prozent.

Plug-in-Hybride verkaufen sich gut

Wie auch Elektroautos verkaufen sich im laufenden Jahr Plug-in-Hybride deutlich besser als im Vorjahr. Im Oktober stieg der Absatz um 60 Prozent. Allerdings: Sowohl die absolute Zahl der PHEV-Neuzulassungen als auch der Marktanteil lag noch im Jahr 2021 höher als aktuell. Der Grund: Damals winkte für Käufer neben der günstigen Versteuerung als Dienstwagen zusätzlich eine Kaufprämie von mehreren Tausend Euro. Der Wegfall dieser Subventionierung führte in den Jahren 2023 und 2024 zu einem Einbruch der PHEV-Neuzulassungen. (Quelle: EY)

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