Oscar-Preisträgerin Juliette Binoche wird 60

Juliette Binoche stammt aus einer Künstlerfamilie. Ihr Vater war Regisseur, Schauspieler und Bildhauer, ihre Mutter Schauspielerin und Lehrerin.
Juliette Binoche stammt aus einer Künstlerfamilie. Ihr Vater war Regisseur, Schauspieler und Bildhauer, ihre Mutter Schauspielerin und Lehrerin. Foto: Alexandra Wey/KEYSTONE/dpa
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In ihrem Schrank stehen ein Oscar, ein César und Preise aus den wichtigsten Filmfestspielen der Welt: Weltstar Juliette Binoche überzeugt und verführt. Ein Porträt zum 60. Geburtstag.

Sie dreht durchschnittlich zwei Filme pro Jahr, gehört zu den wenigen französischen Schauspielerinnen, die einen Oscar gewonnen haben und kann sich rühmen, von den drei größten Filmfestivals – Cannes, Berlinale und Mostra in Venedig – als beste Darstellerin gekrönt worden zu sein. Angst vor dem Scheitern hat Juliette Binoche nicht, die heute (9.3.) 60 Jahre alt wird.

Sie habe keine Angst vor dem Niedergang, sagte sie in einem langen, vor wenigen Tagen veröffentlichten Interview in dem Lifestyle-Magazin «Vanity Fair». Ihr sei schnell klar geworden, dass Höhen und Tiefen ein fester Bestandteil des schwierigen Schauspielberufs seien. Und fügte hinzu: Ihr sicherer Ort sei ihr Innenleben.

80 Kino- und Fernsehfilme in 40 Jahren

Binoche zieht Kinoexperimente Mainstream-Filmen vor. Und kam so auf rund 80 Kino- und Fernsehfilme in 40 Jahren. Zu ihren jüngsten Rollen gehört die der Modedesignerin Coco Chanel in der Serie «The New Look», in der sie an der Seite des australischen Stars Ben Mendelsohn steht. In Deutschland war sie zuletzt in dem Historiendrama «Geliebte Köchin» zu sehen, als Küchenfee zwischen Pfannen und Töpfen.

Eigenwillig, anspruchsvoll und komplex: Das sind die Rollen, die sie liebt. Ihre Sinnlichkeit überwältigt in «Meine schöne innere Sonne» und «Liebe und Entschlossenheit», beide von der französischen Regisseurin Claire Denis. Ihre spielerische Intensität besticht in der gleichnamigen Verfilmung des weltberühmten Milan-Kundera-Romans «Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins». Darin spielt sie die Ehefrau eines fast schon notorischen Fremdgängers in der Zeit des Prager Frühlings. Ebenso überzeugend ihre Darstellung in «Chocolat – ein kleiner Biss». In dem Drama mit Johnny Depp spielt sie eine Frau, die wegen ihrer Toleranz angegriffen wird.

Haneke, Kiarostami, Cronenberg und viele mehr

Juliette Binoches emotionale Sensibilität hat auch Michael Haneke überzeugt, für den sie in «Caché» und «Code: unbekannt» vor der Kamera stand, sowie den Iraner Abbas Kiarostami und den Kanadier David Cronenberg, mit denen sie jeweils «Die Liebesfälscher» und «Cosmopolis» drehte.

Sie selbst sagt über ihre Schauspielkunst in dem Vanity-Fair-Interview: Sie sei nicht intensiv, sondern stecke in der Rolle drin. «Ich habe feurige Energie. Ich glaube, wir werden damit geboren.» In der britischen Boulevardzeitung «Daily Mail» bezeichnete sie sich 2010 als leidenschaftlich:  «Ich kann es nicht ändern. Ich stürze mich in alles, was ich tue.»

Zur Schauspielerin bestimmt

Binoche glaubt an das Schicksal. Sie glaube an den guten Stern, sagte sie im vergangenen Jahr der Frauenzeitschrift «Marie Claire». Sie habe schnell erkannt, dass sie für die Schauspielerei geschaffen sei. Indem sie alles dafür getan habe, habe sie es geschafft.

Bereits als Kind trat sie auf die Bühne, zunächst im Theater, dem sie auch heute noch treu ist. Anfang der 80er-Jahre erhielt sie dann ihre ersten kleinen Filmrollen, unter anderem von Pascal Kané und Jean-Luc Godard. Noch im selben Jahrzehnt schaffte sie 1988 mit «Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins» den internationalen Durchbruch.

Zu den Höhepunkten ihrer Karriere gehört «Der englische Patient», mit dem sie 1997 den Oscar für die beste Nebenrolle gewann. Dem Kriegs- und Liebesdrama verdankt sie unter anderem auch einen Silbernen Bären. Mit einem französischen César und einem Volpi-Pokal der Filmfestspiele in Venedig ging sie für ihre Rolle in «Drei Farben: Blau» nach Hause. In Cannes wurde sie als beste Darstellerin für «Die Liebesfälscher» gefeiert.

Binoche stammt aus einer Künstlerfamilie und wurde in Paris geboren. Ihr Vater war Regisseur, Schauspieler und Bildhauer, ihre Mutter Schauspielerin und Lehrerin. Ihre Eltern trennten sich, als sie vier Jahre alt war. Binoche kam in ein Internat, bevor ihre Mutter sie drei Jahre später wieder zu sich holte. An diese Zeiten im Internat hat sie keine guten Erinnerungen, wie sie immer wieder sagte.

Als Schauspielerin gefeiert, als Frau begehrt

Mit ihrem Charme hat Binoche zahlreiche Männer bezaubert – geheiratet hat sie jedoch nie. Man habe ihr mehrere Heiratsanträge gemacht, aber sie habe alle abgelehnt, wie sie 2010 der «Daily Mail» sagte. Sie brauche Beziehungen, erklärte sie, aber manchmal, wenn sie in einer sei, fühle sie sich klaustrophobisch. «Es geht um das Gefühl, dass ich immer noch meine Freiheit habe, dass ich Wahlmöglichkeiten habe.»

Die Liste ihrer Ex-Partner ist lang, angefangen mit den beiden Vätern ihrer Kinder. Aus ihrer Liaison mit dem Profi-Taucher André Hallé stammt ihr 1993 geborener Sohn Raphaël Hallé. Der Vater ihrer heute 24-jährigen Tochter Hannah ist Frankreichs preisgekrönter Schauspieler Benoît Magimel. Beide lernten sich bei den Dreharbeiten von «Das Liebesdrama von Venedig» kennen. Zusammen standen sie auch wieder in «Geliebte Köchin» vor der Kamera.

Leos Carax lernte sie 1986 bei den Dreharbeiten seines Films «Die Nacht ist jung» kennen. Mit ihm drehte sie auch das preisgekrönte Drama «Die Liebenden von Pont-Neuf». Mit Olivier Martinez, an dessen Seite sie in Jean-Paul Rappeneaus «Der Husar auf dem Dach» spielte, war sie rund drei Jahre liiert. Die Beziehung mit dem Regisseur Santiago Amigorena, der sie für «Einige Tage im September» vor die Kamera holte, dauerte von 2006 bis 2009.

Auch Präsidenten sollen zu ihren Bewunderern gehört haben. So der verstorbene sozialistische Ex-Staatschef François Mitterrand, der für seine zahlreichen Frauengeschichten bekannt war. Wie Georges-Marc Benamou, Journalist, Schriftsteller und Mitterrand-Vertrauter, in seinem 1997 veröffentlichten Buch «Le Dernier Mitterrand» schrieb, soll Binoche für das einstige Staatsoberhaupt eine Frau gewesen sein, die alle übertreffe.

In «Vanity Fair» geht sie näher auf das Interesse des Politikers an ihr ein. Mitterrand habe ihr angeboten, ihn in einem Privatflugzeug in die Tschechoslowakei zu begleiten. Doch sie habe abgelehnt, wie sie sagte. Auch Ex-Präsident Bill Clinton soll sie anlässlich eines Theaterstücks, in dem sie mitwirkte, zu einem Treffen im Weißen Haus in Washington eingeladen haben. (dpa/ml)

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