Die Inflation ist auf dem Rückzug – doch in einem großen Geschäftsfeld der Versicherungsbranche gibt es laut Verivox weit überdurchschnittliche Preissteigerungen. Ende vorerst nicht in Sicht.
Autobesitzer in Deutschland müssen für ihre Kfz-Versicherung mittlerweile deutlich tiefer in die Tasche greifen als noch vor einem Jahr.
Laut des Kfz-Versicherungsindex von Verivox ist die Autoversicherung innerhalb der vergangenen zwölf Monate im Schnitt um 20 Prozent teurer geworden – weit über der allgemeinen Inflationsrate. Wer nach dem Autokauf eine neue Versicherung abschließt, zahlt im mittleren Preissegment im Schnitt für eine Haftpflichtpolice 18 Prozent mehr als noch im April 2023, wie Verivox in Heidelberg mitteilte. Die Teilkasko-Versicherung ist demnach 19 Prozent, Vollkasko-Tarife 21 Prozent teurer als vor einem Jahr. Bei einem reinen Wechsel der Versicherung ohne Autokauf haben sich die Teil- und Vollkasko-Tarife demnach sogar noch etwas stärker verteuert.
«Bereits zur Wechselsaison im Oktober und November haben die Kfz-Versicherer ihre Preise kräftig erhöht, um ihre Kosten zu decken», sagte Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich. «Wegen der weiter steigenden Schadenkosten schreiben die Kfz-Versicherer aber immer noch Verluste.» Mehrere Versicherer hätten im April neue Tarifgenerationen auf den Markt gebracht und ihre Prämien nochmals verteuert. Die allgemeine Inflationsrate hingegen war im März auf 2,2 Prozent gesunken, der niedrigste Wert seit fast drei Jahren.
2023 machten Kfz-Versicherer über drei Milliarden Euro Defizit
Die Versicherer jedoch leiden unter starken Kostensteigerungen für Autoreparaturen, die nach Angaben des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) diesen Teilbereich der Schaden- und Unfallversicherung in die roten Zahlen getrieben haben. 2023 machten die deutschen Kfz-Versicherer demnach über drei Milliarden Euro Defizit, für dieses Jahr prophezeite der GDV Anfang des Monats einen weiteren Verlust von bis zu zwei Milliarden Euro.
Marktführer bei Autopolicen ist die HUK Coburg, deren Kfz-Sparte allein im vergangenen Jahr ein Defizit von über einer halben Milliarde Euro einfuhr. HUK-Vorstandschef Klaus-Jürgen Heitmann wirft den Autoherstellern seit Jahren vor, die Preise für Ersatzteile weit überdurchschnittlich erhöht zu haben. Gestiegen sind aber auch die Werkstatt- und sonstige Kosten. Die HUK hatte daher ihrerseits weitere Tariferhöhungen angekündigt.
Nach Einschätzung von Verivox wird das kein Einzelfall bleiben. «Die Versicherer werden auch mittelfristig ihre Prämien weiter erhöhen müssen, um wieder in die Gewinnzone zu rutschen», sagte Schütz. (dpa/aig)