Ein Tag hat nicht gereicht: Auch heute geht die Polizei mit einem Großaufgebot gegen eine Schleuserbande vor, die sich auf wohlhabende Menschen aus China spezialisiert hat.
Die am Mittwoch in acht Bundesländern ausgeführte Razzia gegen Schleuser ist in Nordrhein-Westfalen fortgesetzt worden. Etwa 600 Beamte von Bundespolizei und Staatsanwaltschaft durchsuchten seit dem Morgen insgesamt 116 Objekte, überwiegend Wohnungen, wie ein Sprecher der Bundespolizei sagte. Es ging um denselben Einsatz wie am Mittwoch: «Das war an einem Tag nicht abzuhandeln.»
Am Mittwoch waren zehn Haftbefehle vollstreckt worden, ein elfter Beschuldigter, gegen den Haftbefehl erlassen wurde, ist noch flüchtig. Heute lag der Schwerpunkt auf der Sicherstellung von Beweismaterial und zusätzlich auf der Feststellung von mutmaßlich geschleusten Menschen. Ziel sei herauszufinden, ob die mutmaßlich Geschleusten tatsächlich an den angeblichen Anschriften gewohnt haben, sagte der Sprecher. Drei mutmaßlich Geschleuste wurden in Gewahrsam genommen. Insgesamt erhöhte sich die Zahl der durchsuchten Wohnungen und Geschäftsräume auf 221.
1,2 Millionen Euro Bargeld beschlagnahmt
Die heute seit 6.00 Uhr durchsuchten Wohnungen befanden sich den Angaben zufolge in Bergheim, Bonn, Düren, Düsseldorf, Frechen, Hürtgenwald, Inden, Jülich, Kerpen, Köln, Kaarst, Linnich, Meerbusch, Merzenich, Mülheim an der Ruhr, Ratingen, Solingen und Swisttal. Eindeutiger Schwerpunkt sei der Raum Düren, sagte der Sprecher. In der Innenstadt von Düren durchsuchte die Polizei nach Beobachtung eines dpa-Reporters Wohnungen mehrerer nebeneinander liegender Häuser. In der Stadt bei Aachen war am Mittwoch ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung verhaftet worden.
Der Sprecher der Bundespolizei sagte, bei den Maßnahmen gestern und heute seien 1,2 Millionen Euro Bargeld beschlagnahmt worden, zudem drei hochwertige Autos und mehr als 300 Handys, Laptops und andere elektronische Geräte. Dazu kämen 600 Aktenordner und vieles mehr.
Tatvorwurf: Banden- und gewerbsmäßiges Schleusen von Ausländern
Den Angaben der Behörden zufolge war bei der Razzia am Mittwoch eine international agierende Schleuserbande zerschlagen worden, die sich besonders auf reiche Menschen aus China und Oman spezialisiert hatte. Bis zu 360.000 Euro kostete die Vermittlung einer Aufenthaltserlaubnis im Einzelfall. Hauptverdächtige sind zwei 42 und 46 Jahre alte Rechtsanwälte aus dem Raum Köln. Der Tatvorwurf lautet auf banden- und gewerbsmäßiges Schleusen von Ausländern sowie auf Bestechung und Bestechlichkeit von Mitarbeitern lokaler Behörden. Für gewerbsmäßiges Einschleusen drohen Freiheitsstrafen bis zu 15 Jahren.
Angeworben wurden die finanzkräftigen Ausländer – auch aus Südafrika und Indien – nach Angaben der Ermittler über ein sogenanntes «Residenz-Programm» im Internet. Dort seien nicht nur das Gesundheits- und Bildungssystem Deutschlands beworben, sondern auch die deutsche Staatsbürgerschaft in Aussicht gestellt worden. Ausgenutzt worden seien Sonderregeln des Aufenthaltsgesetzes für Selbstständige und Fachkräfte. (dpa/cw)