Während das Goethe-Institut weltweit Standorte schließt, öffnet Frankreich seine erste internationale Cité der französischen Sprache. Es handelt sich dabei um ein Projekt des französischen Präsidenten.
Emmanuel Macron ist ein großer Liebhaber der Sprache Molières. Gerne überrascht der Bewohner des Präsidentenpalasts mit altmodischen Ausdrücken wie «croquignolesque», was so viel wie lächerlich beziehungsweise absurd bedeutet.
Oder «gallimatias» – etwa verworrenes, konfuses Geschwätz. Mit der «Cité internationale de la langue française» hat Macron nun eines seiner großen Projekte realisiert: Das erste Museum für französische Sprache in einem königlichen Schloss. Am Montag ist die Einweihung geplant.
210-Euro-Millionen-Projekt
Mit 210 Millionen Euro ist die internationale Cité der französischen Sprache das teuerste Projekt seiner bisherigen Amtszeit – nach der Restaurierung der Pariser Kathedrale Notre-Dame. Dafür ließ er das Schloss von Villers-Cotterêts vollständig renovieren, ein ehemaliges Renaissance-Jagdschloss von König Franz I., das rund 70 Kilometer nordöstlich von Paris liegt. Am 1. November soll es für das breite Publikum öffnen.
Eine Standortwahl von starkem Symbolcharakter. Im Jahr 1539 unterzeichnete Franz I. die berühmte «Verordnung», wodurch Französisch anstelle von Latein zur Amtssprache des Landes für alle Verwaltungsakte des Königreichs wurde. Zudem ist die Gegend um den rund 10.000-Seelen-Ort die Heimat bekannter Schriftsteller wie Alexandre Dumas, Jean de La Fontaine und Jean Racine.
Auch das Schloss selbst hat eine bewegte Geschichte. Es diente als Militärkrankenhaus, Betteldepot und bis 2014 als Altersheim. Im Jahr 2018 beschloss Macron, das baufällige Gebäude wieder zu beleben.
Künstlerresidenzen, Ausstellungen und Konzerte
Das Schloss ist der französischen Sprache und den französischsprachigen Kulturen in all ihren Facetten gewidmet. Multimedia-Geräte illustrieren die Geschichte von Wörtern und Aussprache, interaktive Spiele testen Rechtschreibung und Sprachniveaus. Ein Teil des Schlosses ist Künstlerresidenzen gewidmet, Ausstellungen und Konzerten.
Die Sprache Molières, wie die Franzosen ihre Muttersprache nach dem gleichnamigen weltberühmten französischen Dramatiker nennen, wird in vielen ehemaligen Kolonien gesprochen. Sie ist Amtssprache in 29 Staaten und Arbeitssprache zahlreicher internationaler Organisationen.
Im November 2024 soll im Schloss von Villers-Cotterêts der Frankophonie-Gipfel stattfinden, der Staats- und Regierungschefs aus Ländern vereint, die durch die französische Sprache miteinander verbunden sind. Zuletzt fand der Gipfel vor 33 Jahren in Frankreich statt. (dpa/wr)