Sekt – immer öfter alkoholfrei oder mit Sirup

Sekt wird in der Weihnachtszeit und zu Silvester besonders gerne getrunken. (Illustrationsfoto)
Sekt wird in der Weihnachtszeit und zu Silvester besonders gerne getrunken. (Illustrationsfoto) Foto: Peter Endig/zb/dpa
Sekt ist nirgendwo so beliebt wie in Deutschland. Die Sektlaune steigt in der Weihnachtszeit und zum Jahreswechsel. Aber die Vorlieben ändern sich.

Wenn in Deutschland zu Weihnachten oder an Silvester die Sektkorken knallen, wird immer häufiger in Cocktailgläsern ausgeschenkt. «Der Aperitif-Markt, der ohne prickelnde Sekte undenkbar wäre, gewinnt an Dynamik», sagt der Geschäftsführer des Deutschen Sektverbands, Alexander Tacer. Der Chef der Kellerei Henkell-Freixenet, Andreas Brokemper, stellt im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur fest: «Der Aperitif-Trend hat in diesem Jahr weiter zugenommen.»

«Viele erkennen die Möglichkeiten, die man an einfachen Cocktails und Aperitifs auf Sektbasis machen kann», sagt Brokemper und nennt als Beispiel den klassischen Spritz. «Aber eben nicht mehr nur als Aperitivo, sondern in einer Vielzahl von Varianten wie zunehmend Limoncello.» Das gelte auch für die Gastronomie. «Dort, wo auf der Weinkarte früher ein Spritz stand, sind es heute oft zwei, drei oder vier – wie auch der Holunderspritz, den wahrscheinlich alle vor zehn Jahren noch Hugo genannt haben.»

Selbstgemixte Aperitifs sind gefragt

Ob Sirup, Likör, Obst oder Kräuter: «Konsumenten kreieren ihre eigenen Aperitifs mit Sekt», stellt Tacer fest. Aber auch bereits fertig gemischte Getränke auf der Basis von Sekt würden gerne getrunken. Genaue Zahlen dazu erhebt sein Verband aber nicht.

«Es gewinnt dabei immer auch ein gewisser Convenience-Trend», sagt Brokemper. Convenience bedeutet fertig zum Trinken. «Aber das Gefühl, einen Cocktail selbst kreiert zu haben, spielt für viele inzwischen eine große Rolle.»

Im Advent und für Silvester wird besonders viel Sekt gekauft

Ob trinkfertig oder selbst gemixt: Aperitifs als Spritz in Kombination mit Schaumweinen seien gerade auch bei Silvesterfeiern beliebt, berichtet die Leiterin der Marktforschungsabteilung von Rotkäppchen-Mumm, Claudia Burgdorf.

Das Jahresendgeschäft ist für die Sekthersteller traditionell besonders wichtig. «Alleine der Monat Dezember macht im Mittel rund 14 Prozent des gesamten Jahresabsatzes aus», sagt Tacer. Dabei greifen die Verbraucher auch immer häufiger zu alkoholfreiem Schaumweinen. Für den letzten Monat des Jahres sind zudem hochwertige Produkte gefragt, neben Markensekt etwa auch Crémant oder Champagner.

Das Qualitätsbewusstsein wächst

«Wir haben einen wesentlich bewussteren Konsum und vor allem einen wesentlich qualitätsbewussteren Verbraucher», sagt Brokemper. «Die Kategorisierung und das Know-how über die Produkte nimmt zu. Heutzutage weiß man schon, was ein Prosecco, ein Cremánt oder ein deutscher Sekt ist.»

Die spürbare Konsumzurückhaltung der Bevölkerung zeige sich beim Sekt nicht, sagt Tacer. Der Absatz im laufenden Jahr sei stabil mit einem leichten Plus von 0,6 Prozent bereits vor dem Hauptgeschäft im November und Dezember. Allerdings: «Kleinere und mittelständische Betriebe, die pro Jahr weniger als fünf Millionen Flaschen Sekt produzieren, setzt die wirtschaftliche Gesamtlage stärker unter Druck.»

Preise waren 2024 stabil – Entwicklung 2025 ist offen

Die Preise seien nach Steigerungen 2023 in diesem Jahr weitgehend stabil geblieben, sagt Tacer. Eine Prognose für 2025 sei noch nicht möglich.

«In Deutschland ist der Anteil von alkoholfreiem Schaumweinen am Sekt mit einer der höchsten weltweit», beschreibt Brokemper einen weiteren Trend. Fast jede zehnte verkaufte Flasche Schaumwein ist in Deutschland mittlerweile alkoholfrei.

Deutsche trinken besonders viel Sekt – auch ohne Alkohol

Die Nachfrage nach alkoholfreien Sparklingvarianten liege im bisherigen Jahresverlauf bereits rund zehn Prozent über dem Vorjahresniveau, ergänzt Tacer. Zudem erwarte er, dass alkoholfreie Sektalternativen auch im Premiumsegment zukünftig an Bedeutung gewinnen werden.

«Die Qualität alkoholfreier Produkte ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen», stellt Brokemper fest. Das habe auch technologische Gründe, weil sich die Verfahren der Entalkoholisierung beim Wein deutlich weiter entwickelt hätten.

Als Basis für den Sekt würden wegen des Geschmacks hochwertige Cuvées ausgesucht und durch möglichst schonende Verfahren zu qualitativ hochwertigen Produkten gemacht. «Anders als früher ist auch eine Bereitschaft da, alkoholfreie Varianten auf höherem Qualitätsniveau zu konsumieren und zu probieren.»

Die Qualität von alkoholfreiem Sekt ist besser geworden

Alkoholfreie Alternativen gewönnen langfristig und das ganze Jahr über an Beliebtheit. Besonders bei jüngeren Menschen seien alkoholfreie Schaumweine und Aperitifs ohne Prozente gefragt. «2024 zeichnete sich dabei eine verstärkte Nachfrage nach qualitativ hochwertigen, geschmacklich anspruchsvollen alkoholfreien Alternativen ab», sagt Burgdorf.

«Tages- und Lebenssituationen, wie eine Schwangerschaft oder das bewusstere Konsumverhalten der jüngeren Generation spielen auch eine Rolle», ergänzt Brokemper. Dazu komme die 0,0-Promille-Regelung in Deutschland für Fahranfänger.

Kleine Piccolo-Flaschen etwas stärker gefragt

Brokemper betont aber auch: «Der Genuss eines hochwertigen Schaumweines, ob das jetzt Champagner, Cava, Cremánt, Prosecco oder eben auch deutsche Sekte sind, wird immer den größten Teil des Konsums bestimmen. Dahinter stecken teilweise auch jahrhundertealte Traditionen.»

Neben der klassischen 0,75-Liter-Sektflasche greifen die Menschen auch etwas häufiger zu den kleinen 0,2-Fläschchen. Ihr Anteil sei in den vergangenen fünf Jahren leicht von 13,3 auf 15,6 Prozent gestiegen, sagt Tacer. Magnumflaschen machten weniger als ein Prozent aus, seien aber gerade bei besonderen Anlässen beliebt.

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