Smart Meter auf dem Vormarsch: Was Sie dazu wissen müssen

Messstellenbetreiber können Haushalte mit hohem Stromverbrauch dazu verpflichten, sich ein Smart Meter installieren zu lassen.
Messstellenbetreiber können Haushalte mit hohem Stromverbrauch dazu verpflichten, sich ein Smart Meter installieren zu lassen. Foto: Markus Scholz/dpa/dpa-tmn
Werbung
Smart Meter rechnen den Energieverbrauch genau ab und übermitteln Zählerstände automatisch an Energieversorger. Für wen werden die intelligenten Messsysteme künftig Pflicht und für wen sind sie Kür?

Berlin (dpa/tmn) – Nach und nach sollen analoge Stromzähler, die es noch in vielen Haushalten gibt, durch digitale Messsysteme ersetzt werden. Bis 2032 ist ein flächendeckender Einbau geplant. So sieht es das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende vor. Bestimmte Haushaltsgruppen bekommen sogar intelligente Messsysteme, sogenannte Smart Meter.

Was versteht man unter einem Smart Meter?

«Smart Meter sind intelligente Messsysteme, die aus einem digitalen Zähler und einem Kommunikationsmodul bestehen», erklärt Alexander Steinfeldt von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online. «Die aufgezeichneten Daten können direkt an den Messdienstleister übermittelt werden.»

Dank der Smart Meter können Netzbetreiber ihr Stromnetz besser auslasten. Die Geräte sind etwa notwendig, um mehr Strom aus erneuerbaren Energien in die Stromnetze aufzunehmen. Zudem sollen sie sicherstellen, dass der Strombedarf von E-Autos und Wärmepumpen jederzeit bedient werden kann. «Die intelligenten Messsysteme ermöglichen es, die Erzeugung und den Verbrauch aufeinander abzustimmen», erläutert Alexander Steinfeldt. 

Dürfen Netzbetreiber beim Strombezug also eingreifen?

Wenn eine Überlastung des Netzes droht, dürfen Netzbetreiber grundsätzlich den Strombezug begrenzen. So steht es im Energiewirtschaftsgesetz (Paragraf 14 a). Doch: «Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme», sagt Holger Schneidewindt, Referent für Energierecht bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. 

Niemand müsse befürchten, dass Geräte einfach abgeschaltet werden, wenn man den Strom etwa für seine Wärmepumpe oder Wallbox nutzt. Es gibt klare Vorgaben zur Leistungsbegrenzung. Der normale Haushaltsstrom bleibt davon unberührt.

Wer bekommt so ein Gerät?

Haushalte, die mehr als 6.000 Kilowattstunden im Jahr verbrauchen, müssen ab 2025 solch ein intelligentes Messsystem haben. Zum Vergleicht: Im Schnitt verbraucht ein Vier-Personen-Haushalt zwischen 2.900 und 5.100 Kilowattstunden pro Jahr, schreibt co2online – der Verbrauch ist etwa abhängig davon, ob die Personen in einem Haus oder einer Wohnung leben und ob ihr Warmwasser elektrisch aufbereitet wird.

Auch wer eine Wärmepumpe betreibt oder mit einer Wallbox sein Auto auflädt, braucht ein Smart Meter – genauso wie Betreiber einer Solaranlage mit einer Nennleistung von mehr als 7 Kilowatt.

Stromkunden, die weniger als 6.000 Kilowattstunden pro Jahr verbrauchen, bekommen in der Regel eine moderne digitale Messeinrichtung, so die Bundesnetzagentur. Im Unterschied zum Smart Meter besitzt diese keine Kommunikationseinheit. Die Geräte können also nicht aus der Ferne ausgelesen werden und sie senden auch keine Verbrauchsstände.

Welchen Nutzen bieten Smart Meter für Privatpersonen?

Mit einem Smart Meter kann man seinen Stromverbrauch viel genauer und transparenter nachverfolgen. Die Verbrauchswerte werden bis zu 24 Stunden gespeichert. So kann man einfach Geräte identifizieren, die viel Strom verbrauchen. 

Zwar reiche es vielen Haushalten, einmal im Jahr ihren Stromverbrauch, etwa mit dem Stromspiegel, zu prüfen. «Wer aber genauer über seinen Verbrauch Bescheid weiß, kann gezielter Strom sparen», so Alexander Steinfeldt. 

Sie haben noch einen Vorteil: Wer dynamische Stromtarife nutzt, die in Zukunft häufiger angeboten werden, kann seine Kosten senken, indem er etwa das Laden des E-Autos in die Stunden verlegt, in denen der Strompreis besonders günstig ist.

Muss ich ein Smart Meter beim Messstellenbetreiber beantragen?

Nein, die Messstellenbetreiber kommen auf die Haushalte zu, so die Verbraucherzentralen. Sie müssen Kunden demnach mindestens drei Monate vor dem Einbau informieren und zwei Wochen vorher auf den konkreten Termin verweisen. Zudem müssen sie auf die Wechselmöglichkeit zu einem anderen Betreiber hinweisen und mindestens einen möglichen Ausweichtermin anbieten.

Haben die intelligenten Messsysteme auch Nachteile?

Die Geräte übermitteln automatisch Daten – somit besteht theoretisch immer auch das Risiko eines Datenmissbrauchs oder Hackerangriffs. Alexander Steinfeldt rät Verbrauchern darauf zu achten, Sicherheit-Updates regelmäßig zu installieren.

Gleichzeitig beruhigt der Energie-Experte: «Die sehr hohen Sicherheitsstandards sind gesetzlich verankert.» Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik überwacht die Sicherheit. 

Neben dem Datenschutz-Aspekt können Privatpersonen auch zusätzliche Kosten für den Einbau und den Betrieb des Smart Meters entstehen – die sich bei einem geringen Verbrauch nicht immer amortisieren.

Wie hoch sind die Kosten für Einbau und Betrieb des Smart Meters?

In den Kosten für das Smart Meter sind laut Bundesnetzagentur der Einbau und Betrieb sowie die Wartung, das Ablesen und die Datenübertragung enthalten. Insgesamt dürfen für diese Standardleistungen bei einem Jahresverbrauch von 6.000 bis 10.000 Kilowattstunden maximal 20 Euro inklusive Mehrwertsteuer pro Jahr in Rechnung gestellt werden. 

Allerdings: Sollte ein Umbau des Zählerschranks notwendig sein, könne es einmalig zu erheblichen Zusatzkosten für die Installation kommen, so die Verbraucherzentralen.

Wer baut die Smart Meter ein?

Die Messstellenbetreiber sind für den Einbau der Smart Meter verantwortlich. In der Regel handelt es sich dabei um den örtlichen Netzbetreiber. Verbraucher können aber zu einem anderen Messstellenbetreiber wechseln, wenn sie etwa einen dynamischen Stromtarif wählen. Wird ein anderer Messstellenbetreiber beauftragt, gelten die genannten Preisobergrenzen jedoch nicht.

Diesen Artikel teilen
Anzeige

Jetzt neu

Bundesfamilienministerin Lisa Paus im Courage-Interview über Rollenmuster, Frauenquoten und politische Niederlagen. Ab 16. Oktober im Handel. Digital schon jetzt im Shop erhältlich.