Stil & Shopping: Ralph Lauren

Was vor 75 Jahren mit Krawatten in einer Highschool begann, hat sich zu einer der größten Modemarken der Welt entwickelt. Ralph Lauren ist nicht nur Gründer und Namensgeber, sondern mit 85 bis heute kreativer Kopf aller Designs.

von Julia Marten

Kaum ein Modemacher verkörpert das oft verklärte Ideal des American Dream besser als der milliardenschwere Designer Ralph Lauren. Vor 85 Jahren wird er in der New Yorker Bronx als Sohn jüdischer Einwanderer aus dem heutigen Belarus mit dem Namen Ralph Lifshitz geboren. In Biografien findet man als Beruf seines Vaters „Anstreicher“, in der „Vogue“ ist er „ein Künstler, der die Familie mit Malerarbeiten über Wasser hielt“. Belegt bleibt, dass Ralph bereits an der Highschool mit Krawatten dealt und sein erstes Geld in teure Anzüge investiert. Gerade 16 Jahre alt, entscheidet er sich für einen neuen Nachnamen: „Lauren, nach Lauren Bacall“, einer Leinwandlegende der goldenen Hollywoodära und Ehefrau Humphrey Bogarts, die sich auch aus der Bronx ganz nach oben gearbeitet hat. Und genau das ist sein Ziel, welches aber noch ein paar Jahrzehnte entfernt liegt.

Am College wird Ralph Lauren wegen mauer Leistungen exmatrikuliert, geht für zwei Jahre zur Armee, um sich dann als Verkäufer im schicken Männermode-Kaufhaus Brooks Brothers zu verdingen. Dort deckt sich damals nicht nur die halbe Wall Street ein, sondern auch Hollywoods Superstars – sogar Katharine Hepburn und Marlene Dietrich ordern hier ihre Herrenanzüge. Ralph Lauren fällt durch sein begnadetes Verkäufertalent auf. Dank des 50.000-Dollar-Kredits eines Förderers entwirft er 1967 eine Krawattenkollektion unter dem Namen „Polo“, macht sich selbstständig und verdient eine halbe Million Dollar im ersten Jahr. Es ist die Geburt von Polo Ralph Lauren.

In einem „Vogue“-Interview von 2023 erinnert er sich an seinen Start: „Ich war noch jung, aber ich wusste, dass Krawatten nicht genug sein würden, weil sie bald jemand nachmachen würde. Also habe ich Hemden entworfen und danach Women’s Wear. Das war zwar nicht gefragt, aber dafür neu.“ Und als er 1972 erst den Film „Der Große Gatsby“ mit Robert Redford und Mia Farrow ausstattet und dann im gleichen Jahr eine Polohemdenkollektion mit einem bestickten Polospieler auf der Brust auflegt, ist Ralph Laurens Weg endgültig geebnet.

Zwei Leitmotive prägen von Beginn sein Handeln: „Ich bin immer meinem Instinkt gefolgt“, sagt er, und: „Ich designe für die Ewigkeit, nicht für ‚Fashion‘. Kleidung gewinnt mit dem Alter. Es geht doch nicht um neu oder um alt, sondern um zeitlos.“ Ein Blick auf seinen Spring/Summer-Look von 1984 zeigt, dass diese Outfits mit kleinen Veränderungen auch in der aktuellen Kollektion Bestand haben.

Und obwohl Lauren bereits vor zehn Jahren seinen Posten als CEO abgegeben hat, bleibt er als Chief Creative Officer noch immer Herr über alle seine Modelinien, die etwa in den mehr als 1200 Ralph-Lauren-Boutiquen weltweit angeboten werden. Mit zehn Milliarden Dollar Privatvermögen beweist der notorische Cowboystiefelträger, dass man sogar als Autodidakt die Fashionwelt verändern kann: „Ich bin nie zur Modeschule gegangen. Ich wusste nicht, was ein Designer ist. Ich wusste, dass ich etwas hatte, aber nicht, was es war.“

Dafür wissen wir, dass der lässige, aber stilbewusste Casual-Friday-Look, der sich längst zum breit akzeptierten „Business Casual“ weiterentwickelt hat, ohne Ralph Laurens Alltime-Classics kaum denkbar gewesen wäre. Sein „Hamptons“-Look gilt spätestens seit Ende der 1980er auch auf Sylt als Stiluniform. Und die Bilder von gesellschaftlichen Events aus Kampen & Co mit gut gestylten Promis prägen den deutschen Modegeschmack bis heute.

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Foto: Nina Ruge

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