Nato-Generalsekretär Stoltenberg reiste zum dritten Mal seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine nach Kiew. Neue Zusagen für die von Kiew gewünschten Patriot-Systeme hatte er nicht dabei.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die westlichen Partner der Ukraine zu schnelleren und größeren Waffenlieferungen aufgefordert. «Gravierende Verzögerungen haben ernste Konsequenzen auf dem Schlachtfeld nach sich gezogen», sagte Stoltenberg auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montag in Kiew. Sein öffentlich vorab nicht angekündigter Besuch war der inzwischen dritte seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor mehr als zwei Jahren.
Das osteuropäische Land sei durch die Blockade neuer Waffenlieferungen in den USA den russischen Truppen seit Monaten unterlegen, sagte Stoltenberg. Es seien weniger Raketen und Drohnen als möglich abgeschossen worden. «Und Russland war in der Lage, an der Frontlinie vorzudringen», sagte er. Es sei jedoch mehr Nachschub auf dem Weg in die Ukraine.
Selenskyj bestätigte, dass die ersten versprochenen Waffenlieferungen der USA bereits eingetroffen seien. «Doch muss der Prozess beschleunigt werden», sagte er. Bei den von der Ukraine erwarteten zusätzlichen Patriot-Systemen gebe es keine konkreten Zusagen. Es gebe jedoch erste Schritte. «Ich denke, sobald sie in der Ukraine sind, werden wir das spüren», sagte Selenskyj. Es sei jedoch wichtig, dass es nicht bei Worten bleibe. Themen seien auch die Stabilisierung der Front, Lieferungen von Artilleriegranaten und weitreichenden Raketen gewesen.
Munitionsmangel und fehlende Soldaten
Stoltenberg forderte die Nato-Staaten dazu auf, im Zweifel der Hilfe für die Ukraine den Vorzug vor der Auffüllung der eigenen leeren Arsenale zu geben. «Arsenale können wieder aufgefüllt werden, verlorene Leben können nicht zurückgeholt werden», sagte der Norweger. Es sei gut, dass die Mitglieder des Militärbündnisses ihre Rüstungsproduktion erhöhten und auch mit der Ukraine gemeinsame Produktionen von Rüstungsgütern einrichteten. Stoltenberg betonte dabei, dass die westlichen Partner der Ukraine vor allem an der Lieferung von zusätzlichen Flugabwehrsystemen arbeiteten.
Die Ukraine wehrt sich seit über zwei Jahren mit massiver westlicher Hilfe gegen die russische Invasion. Kürzliche russische Gebietsgewinne in der Ostukraine werden von Beobachtern auf den ukrainischen Munitionsmangel, aber auch auf fehlende Soldaten zurückgeführt. (dpa/cw)