München (dpa) – Die Sondierungsgespräche in der Metall- und Elektroindustrie laufen den Beteiligten zufolge sachlich, aber zäh. «Auch die Arbeitgeber sind sehr daran interessiert, den Tarifkonflikt beizulegen. Wir suchen mit Engagement eine Lösung», sagt der bayerische IG-Metall-Chef und Verhandlungsführer Horst Ott: «Alle, die am Tisch sitzen, sind sich ihrer Verantwortung bewusst.»
Die Tarifparteien der Tarifbezirke Bayern und Küste wollen am Montag gemeinsam versuchen, einen Pilotabschluss für bundesweit 3,9 Millionen Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie zu erreichen. Auf der Zielgeraden sei man noch nicht, sagt Ott. Es gebe ein paar Themen, wo eine Lösung allmählich in Sichtweite kommt. «Aber beim Kernthema Geld sind wir meilenweit auseinander.»
Die Gewerkschaft fordert sieben Prozent mehr Lohn bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeber bieten bei einer Laufzeit von 27 Monaten nach neun Nullmonaten schrittweise insgesamt 3,6 Prozent mehr. Bei früheren Tarifabschlüssen spielten stufenweise Erhöhungen und Laufzeiten der Verträge oft eine wichtige Rolle.
Flexible Regelungen im Tausch für Zusagen
Die Arbeitgeber verweisen auf immer neue Hiobsbotschaften aus Unternehmen. Ott sagt dagegen: «Wenn Betriebe in Schwierigkeiten kommen, haben wir immer eine Lösung gefunden. Aber es geht um einen Flächentarifvertrag.»
Bei den laufenden Sondierungsgesprächen werden im kleinen Kreis einzelne Themen aufgerufen. Es geht zum Beispiel um Ausnahmen für Betriebe, denen es schlecht geht, konkret: die weniger als 2,3 Prozent Umsatzrendite erwirtschaften. Solche Ausnahmeregelungen wollen die Arbeitgeber ausbauen. Die Gewerkschaft will das begrenzen und im Gegenzug andere Zusagen. Dabei können auch verschiedene Themen miteinander verbunden werden.
Grundsätzlich einig sei man sich darüber, dass die Entgelte für Azubis überproportional steigen sollen. Eine konkrete Zahl gebe es aber noch nicht.
«Noch mal Vollgas» bei den Warnstreiks
Die IG Metall will weiter zu Warnstreiks aufrufen, bis ein Pilotabschluss erreicht ist. «Wir geben noch mal Vollgas, um den Arbeitgeber zu zeigen, dass es uns ernst ist», sagt Ott.
Die Spätschicht im größten europäischen BMW-Werk Dingolfing soll heute zweieinhalb Stunden früher Feierabend machen. Ott will vor dem Werk zu den Streikenden sprechen. Im Allgäu sollen sämtliche Schichten von AGCO Fendt, Robert Bosch und Liebherr Aerospace ihre Schichten zwei oder drei Stunden früher beenden. Insgesamt ruft die IG Metall Bayern Beschäftigte in 36 Betrieben zu Warnstreiks auf.