Jedes Jahr wächst die Zahl der Hungernden weltweit, eine Verbesserung der Lage ist nach UN-Angaben nicht in Sicht. Die UN-Organisationen berichten, woran es liegt.
Die Zahl der Menschen in akuter Hunger-Notlage ist im vergangenen Jahr weltweit auf 281,6 Millionen gestiegen. Das sind 24 Millionen mehr als im Jahr davor, teilten das UN-Welternährungsprogramm (WFP) und Partnerorganisationen in ihrem Bericht über Hungerkrisen weltweit mit. 700.000 Menschen stünden kurz vor dem Verhungern, fast doppelt so viele wie ein Jahr davor, heißt es darin. In 17 Ländern habe sich die Lage gebessert, in zwölf habe sie sich aber deutlich verschlechtert.
«Die Aussichten für 2024 sind düster», sagte Dominique Burgeon, Leiter des Genfer Büros der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO). Im Gazastreifen drohe schon in sechs Wochen eine Hungersnot, wenn nicht dringend mehr Hilfe in das abgesperrte Gebiet gebracht werde, sagte Gian Carlo Cirri, Direktor des Genfer Büros des UN-Welternährungsprogramms (WFP).
Die Gründe für Hunger-Notlagen
Hauptauslöser von Hungerkrisen waren dem Bericht zufolge Konflikte. Das betraf 135 Millionen Menschen. Zweiter Grund waren Wirtschaftsschocks etwa durch inflationsbedingte Preissteigerungen oder hohe Staatsschulden, die Regierungen keinen Spielraum ließen, um gegenzusteuern. Das betraf demnach 75 Millionen Menschen. An dritter Stelle standen Wetterkatastrophen, die 72 Millionen Menschen ins Elend stürzten. Regierungen und UN-Organisationen müssten stärker zusammenarbeiten, um Frieden sowie nachhaltige Lösungen zur Nahrungsmittelsicherheit zu finden, forderten die Organisationen. Zudem seien die humanitären Spendenaufrufe im Umfang von 56 Milliarden US-Dollar nur zu etwas mehr als 40 Prozent gedeckt gewesen.
Wie Notlagen beurteilt werden
Die Autoren richten sich nach der fünfstufigen Tabelle der Ernährungssicherheit. Stufe 1 gilt, wenn ausreichend Nahrung vorhanden ist, Stufe 5 entspricht Zuständen wie bei einer Hungersnot. In akuter Hunger-Notlage (acute food insecurity) sind die Menschen in den drei obersten Kategorien. Sie können einen minimalen Nahrungsmittelbedarf entweder nur durch den Verkauf lebenswichtiger Besitztümer decken (Stufe 3), oder der Essensmangel hat schon zu Unterernährung geführt (Stufe 4), oder sie haben im schlimmsten Fall nur noch Zugang zu einer oder zwei Nahrungsmittelgruppen und mehr als 30 Prozent der Menschen sind akut unterernährt (Stufe 5). Für die 700.000, die kurz vor dem Verhungern standen, galt Stufe 5. Sie lebten im Gazastreifen, im Südsudan, in Burkina Faso, in Somalia und in Mali.
Wo die Lage am schlimmsten ist
Die meisten Hungernden lebten im vergangenen Jahr in der Demokratischen Republik Kongo (25,8 Millionen), gefolgt von Nigeria, dem Sudan und Afghanistan. Gemessen am Anteil der Hungernden an der Gesamtbevölkerung war die Lage am schlimmsten im Gazastreifen, wo eine Untersuchung im Dezember 2023 zeigte, dass sich sämtliche Bewohner in den höchsten drei Kategorien der Skala befanden. Dahinter lagen der Südsudan, Jemen und Syrien, wo mehr als die Hälfte der Menschen in akuter Notlage waren. (dpa/aig)